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Festgelände an der Heidestraße

Es ist schon das 51. Deutsch-Amerikanische Volksfest in Berlin, aber das erste auf dem früheren Containerbahnhof an der Heidestraße. Vom 28. Juli bis 14. August 2011 dreht sich hier das Riesenrad und rumpelt die riesige Achterbahn, inklusive Bühnenprogramm und kreischenden Festbesucher/innen. So wird das vermutlich keiner derjenigen beschreiben, die extra mit dem Auto – mit 1.500 Parkplätzen wird geworben – oder per Busshuttle von Hauptbahnhof oder Reinickendorfer Straße anreisen, um diesen traditionsreichen Rummel zu besuchen. So stellt sich das nur den Anwohnerinnen und Anwohnern aus Lehrter-, Scharnhorst- und Heidestraße dar. Je nach Windrichtung ist es erträglich oder – wenn der Wind gedreht hat – nervtötend weil extrem laut.

Noch am Dienstag – bei der Betroffenenratssitzung Lehrter Straße – meinten die Anwesenden: „nicht so schlimm wie befürchtet, es ist auszuhalten!“ Doch schon am Mittwoch hatte der Wind gedreht! Außerdem war endlich mal schönes Wetter und noch Familientag zum halben Preis, also viel mehr Besucher als an den anderen Tagen. Beim Anruf im Festbüro wurde versprochen, dass der Veranstalter sich zurückmeldet, aber Fehlanzeige!

Überhaupt scheint es schwierig zu sein mit der Einhaltung der Nebenbestimmungen der Ausnahmegenehmigung. Spätestens drei Tage vor Beginn sollte der Veranstalter die Anwohner mit Wurfzetteln informieren. Aber wohin die „zuverlässigen jungen Leute“, so Herr Simmons, diese Wurfzettel eigentlich gebracht haben, bleibt unklar. 1.000 Stück sollen gedruckt worden sein. In der Lehrter Straße konnte sie man in der vergangene Woche nur an etwa 4 bis 5 Haustüren entdecken. Einige lagen auch völlig durchweicht auf der Straße. Diese Woche wurden allerdings in den Hochhäusern am Südende der Lehrter Straße Anwohnerzettel mit Eintrittsgutscheinen verteilt, während andere Häuser, die dem Festgeschehen viel näher liegen immer noch keine Information erhalten haben.

Deshalb nennen wir hier die dort angegebenen Telefonnummern für Lärmbeschwerden: Tel. 178 818 1080 (Frau oder Herr Simmons mobil),  Tel. 0163 390 0930 (Herr Simmons mobil) und Tel. 323 04 188 (zentrales Festbüro).

Der Durchführung des Festes genießt ein hohes öffentliches Interesse, weil es „zur Förderung und Vertiefung der freundschaftlichen Kontakte zwischen den amerikanischen und deutschen Bürgerinnen und Bürgern dient“, wie auf Seite 5 der Genehmigung zu lesen ist. Nichtsdestotrotz wird der Rummel  im Sinne des LandesImmissionsSchutzGesetzes als störende Veranstaltung gewertet. Die Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz hat einige Anwohner in das Genehmigsverfahren einbezogen, sie konnten sich im Vorhinein zu dem Entwurf der Genehmigung äußern. Sie hatten allerdings wenig Einfluss. Als kleine Änderung wurde lediglich ein zusätzlicher Messpunkt an der Lehrter Straße 22 aufgenommen. Doch ist der Rechtsanwalt des Veranstalters offensichtlich gegen die erste Genehmigung der Senatsverwaltung vorgegangen (zur Genehmigung gehören noch ein Plan und die Fundstellen). In dieser war nämlich bestimmt, dass das Fest nur an 16 Tagen geöffnet sein darf, weil bereits 2 Tage von insgesamt 18 möglichen Tagen im Jahr durch eine andere Veranstaltung belegt waren. Schließlich wurden die Montage zusätzlich als nicht störende Veranstaltung genehmigt. Hier ist festgelegt, dass am 1. und 8. August die Achterbahn nicht fahren darf, das Bühnenprogramm bereits um 20 Uhr endet und das Fest bereits um 22 Uhr geschlossen wird und nicht erst um 23 Uhr bzw 23:30 Uhr.

Warum allerdings nur 2 Tage von etwa 3 Wochen, die das Musical Cats auf dieser Fläche gastierte, als störende Veranstaltung gewertet wurden, ist den Anwohnern vollkommen unverständlich, denn das Programm von Cats war schließlich jeden Tag das selbe, außer dass es an manchen Tagen dreimal statt zweimal hintereinander lief.

Wer sich dafür interessiert, wieviel Lärm an welcher Stelle ankommen darf, muss sich die Genehmigungen genau ansehen. Anwohner müssen über den ganzen Zeitraum ab 14 Uhr bis nachts zwischen 62 und 68 Dezibel aushalten. Zum Vergleich: 60 Dezibel entsprechen etwa der Lautstärke eines Fernsehers in einem Meter Entfernung.

Nachtrag:
54. Deutsch-amerikanische Volksfest. 2014 folgende Tel.-Nr. für Beschwerden 0163-5000600 (Frau Huchel) oder info@wollenschlaeger-berlin.de.

2015 startet das 55. Volksfest vom 24. Juli bis 16. August (Berliner Woche und Berliner Abendblatt).Zur Webseite mit Programm und Facebook. Artikel Berliner Woche.

Kein Deutsch-amerikanisches Volksfest in 2016 (Berliner Woche).

24 Kommentare auf "Festgelände an der Heidestraße"

  1. 1
    Susanne Torka says:

    Die Band, die gestern am späten Abend spielte, war sehr laut. Als ich mich schließlich entschlossen hatte anzurufen, hatte Herr Simmons gerade schon eingegriffen: „Welche Band? Ich habe sie gerade gestoppt. Das war etwas überzogen!“, so sein Kommentar. Da blieb mir nur übrig mich zu bedanken. Der Veranstalter bemüht sich also, dass die Lärmbelastung im Rahmen bleibt.

  2. 2
    Rané says:

    Beim Lärmschutz gibt es allerdings auch die andere Seite, die zahlreiche langjährige Veranstalter dieser Stadt traf und trifft (Cafétheater Bellevue, SO36, Zitadelle etc.). Ein Ende um 22 Uhr ist doch eh im gesetzlichen Rahmen.
    Mich nerven eher permanent schrill erklingende Kirchenglocken. Wie viel Dezibel erzeugt eigentlich ein laut quakender Frosch, ein Auto oder ein lauter Aufschrei in der Nacht ? In der Kirchstrasse lauert ein Privatdetektiv mit Fotoapparat auf Gäste, die nach 22 Uhr noch auf dem Restaurantschiff sitzen.

  3. 3
    Anwohner says:

    @ Rane,
    nur an den zusätzlich genehmigten Montagen ist um 22 Uhr Schluss, in der Woche um 23 Uhr und Freitag und Samstag um 23:30 Uhr!

  4. 4
    Susanne Torka says:

    Rané,
    Du hast schon recht, es muss einen vernünftigen Ausgleich geben und dazu gehört natürlich auch, dass die Interessen gegeneinander abgewogen werden. Aber das wichtigste ist doch die Kommunikationsfähigkeit der beteiligten Seiten. Wenn man das Gefühl hat ernst genommen zu werden, wenn sogar von selbst Auswüchse unterbunden werden, dann geht es. Wenn aber arrogant über alle Beschwerden hinweggegangen wird, dann kann sich ein Kleinkrieg entwickeln.
    So wie zum Beispiel beim beliebten Mark auf dem Kollwitzplatz:
    http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/berlin/kollwitzmarkt-kontrolle/353704.php
    Hat das was mit der Gegend und deren Bevölkerung zu tun? Vielleicht ähnlich gelagert wie beim Restaurantschiff an der Kirchstraße?
    Allerdings ist auch bekannt wie einzelne Beschwerdeführer sich durchsetzen können, wenn ich da an abgebaute Bänke auf öffentlichem Straßenland denke, bloß weil die falschen Leute draufsaßen.

  5. 5
    moabiterin says:

    Hatte mich auf einen schönen Artikel mit Bilder vom trad.DA Fest gefreut und nun das. Es gibt hier in Moabit auch immer was zu meckern.

  6. 6
    Aro Kuhrt says:

    @moabiterin
    Hattest du ernsthaft „einen schönen Artikel mit Bilder vom trad.DA Fest“ erwartet? Ne, oder?

    Moabit Online ist ja eher für Themen wie Stadtentwicklung, Kiezpolitik usw. da, anderes ist eher die Ausnahme. Aber manches Mal kommt es wirklich so rüber, als würde nur rumgemeckert. Andererseits werden bestimmte Probleme (z.B. auch Lärmbelästigung) sonst praktisch nirgendwo thematisiert.
    Der Kommentar von Susanne Torka war doch dann auch wieder versöhnlich und zeigt, dass es nicht nur ums Meckern geht.

  7. 7
    Rané says:

    Habe meine Fragen selbst beantwortet, hier der Link zu einer Lärmpegeltabelle:
    http://www.ohropax.de/52-0-tabelle.html
    Das ist natürlich nur eine grobe Orientierung, denn der Abstand zur Lärmquelle spielt da auch eine Rolle, dann die gesamte Zeit der Veranstaltung (Würden div. Anwohner in Kreuzberg beim Karneval der Kulturen mit ihrem Lärmschutz durchkommen, gäbe es den Karneval nicht mehr und auch kein Bergmannstrassenfest). Da mein Hinterhof eine Trichterform hat, wirkt diese schallverstärkend. Dann liegt das Gespräch nicht mehr bei 60dzb, sondern bei gefühlten 80dzb. Da hilft nur noch, die Fenster zu schliessen. Die Nähe zu Stadtautobahn und Ringbahn ist dagegen lärmmässig nicht erheblich. Auch ist der geringe Wert von 10dzb bei der Stechmücke nicht relevant, denn wer so ein Tier nachts in seiner Wohnung in unmittelbarer Nähe hört, ist um den Schlaf gebracht.

  8. 8
    Susanne Torka says:

    Rané,
    versteh‘ ich jetzt echt nicht. Weder der Karneval der Kulturen noch das Bergmannstraßenfest dauern 18 Tage.

  9. 9
    Rané says:

    Susanne,
    war ja auch eher allgemein gemeint. Aber lief das Fest nicht früher nur eine Woche ?

  10. 10
    huttari says:

    Warum kochen die moabit-onliner eigentlich immmer im eigenen Saft und unterhalten sich ständig per email?? Andere Meinungen werden sowieso nieder gemacht, dann werden auch noch die immer ständig gleichen Kommentatoren aktiv. Haben die Zehlendorfer und Reinickendorfer (deutsch-franzüsisches Volksfest) auch ständig gejammert??? Ist mir eigentlich nicht bekannt. Aber online-Gejammer ist ja auch einfach und leicht zu verbreiten.
    Weiter so! Wir haben alle Mitleid mit den armen Moabitern.

  11. 11
    Rané says:

    Leider wurde der vom Veranstalter favorisierte Standort Flughafen Tempelhof von unserer „Stadtabwicklung“ nicht genehmigt. Vielleicht können sich ja die Anwohner und auch andere mit dem Veranstalter für Tempelhof einsetzen. Allein aus historischen Gründen die ideale Lösung. Tempelhof wäre eh auch ein Wahlprüfstein, denn das Flughafengelände verursacht Kosten und alle Nutzungsvorschläge, die Geld ins Senatssäckel bringen würden, wurden vom derzeitigen Senat verworfen.

  12. 12
    Aro says:

    Warum kochen die moabit-onliner eigentlich immmer im eigenen Saft und unterhalten sich ständig per email??
    Was meinst du denn damit?

    Andere Meinungen werden sowieso nieder gemacht, dann werden auch noch die immer ständig gleichen Kommentatoren aktiv.
    Ist das eine Kritik an den „immer ständig gleichen“ Kommentatoren? Oder an Moabit Online? An dir selber? Oder an Fred vom Jupiter?

  13. 13
    petermann says:

    warum will man die rummel überall verbieten amifest heidestr ist doch gut überall wird gebaut wo frücher immer rummel war lutzowplatz baut CDU was jahre lang das schöne früchlingfest war die kleine rummel plätze sind bebaut worden wo der rummel nun mal für unsere kinder sind. wann ist mal rummel ein mal im jahr kann man musik zu lassen

  14. 14
    Thomas says:

    Huttari wirft eine berechtigte Frage auf. Die Reaktion von Aro ist leider typisch für das Selbstverständnis der grossen Mehrheit der MoOn Nutzer. Ein wüste Mischung aus Selbstmitleid, Selbstgerechtigkeit und Beleidigtsein dominiert die Stimmung hier. Man ist „Anti“, weil das scheinbar alles ist, was einem das Leben gelassen hat. Aber, so ist ein nunmal, MoOn reflektiert einen sehr realen und lebendigen Teil von Berlin. Ich arbeite zur Zeit als Berater für einen griechischen TV-Sender. Die Stimmung hier hat sehr viel gemein mit der bei den MoOn-Nutzern: Selbstmitleid, Selbstgerechtigkeit und Beleidigtsein.

  15. 15
    H. E. says:

    @ Nr. 10 und 14

    Könnte es sein, dass Ihr beide keine Ahnung davon habt, was in Moabit teilweise vorgeht und warum und wie es abgeht und warum es daher gut ist, dass es Moabit Online in dieser Art gibt?

  16. 16
    Susanne Torka says:

    Was hat das jetzt mit dem Deutsch-Amerikanischen Rummel und den Lärmschutzverordnungen zu tun?
    In diesem Jahr wurden die Zeiten sogar noch ausgeweitet. Die Genehmigung der gleichen Veranstaltung mal als störende (das dürfen an einem Ort nämlich nur 18 Tage sein!) und dann als nichtstörende (die restlichen Tage) ist schon merkwürdig.
    Trotzdem jammere ich nicht, es ist durchaus auszuhalten, denn diesmal keine Achterbahn.

  17. 17
    Thomas says:

    @Nr 15: Was Stadtentwicklung/Gentrification angeht, ebenso was Lärm angeht und sonstige Umweltbelastungen betrifft, ist Moabit ein absolut harmloses Pflaster. Zu einem anderen Urteil kann man nur kommen, wenn man, wie offenbar der Kern der Moabitonline-Nutzer, aus Berlin kaum jemals den Kopf herausstreckt. Schon mal in London, Paris, Mailand umgeschaut? Oder gar in US Großstädten. Nicht zu schweigen von solchen in Asien? Die Nutzer hier ertrinken an ihrer Provinzialität und Introspektive. Obwohl dort die Bedingungen viel schwieriger (…die „Agglomerationskosten“ viel höher) sind, wird weniger gejammert und mehr angepackt. Wäre man überall mit der Moabitonliner-Mentalität konfrontiert, wäre es ja auch schlimm.

  18. 18
    Vilmoskörte says:

    Eine „anderswo ist es viel schlimmer“-Debatte bringt niemanden weiter, der hier in Moabit lebt. Mit einer solchen Argumentation kann man gleich den Kopf in den Sand stecken.

  19. 19
    max says:

    Auf google maps kann man das Deutsch-Amerikanische Volksfest derzeit von oben sehen. Ist ein ganz lustiger Anblick.

  20. 20

    Heute wurden in den Hauseingängen der Lehrter Straße Zettel verteilt: vom 25.7. bis 17.8.2014 findet der 54. Deutsch-Amerikanische Rummel statt. In diesem Jahr sind die einzuhaltenden Lärmwerte höher als 2013.
    Wem es zu laut wird, der kann 0163-5000600 anrufen oder sich an info@wollenschlaeger-berlin.de wenden.
    Was nächstes Jahr ist, ist unklar, siehe Artikel aus der Berliner Woche:
    http://www.berliner-woche.de/nachrichten/bezirk-tempelhof-schoeneberg/tempelhof/artikel/46946-deutsch-amerikanisches-volksfest-auf-der-kippe/

  21. 21
    H. E. says:

    Klingt so, als ob man die maximal zulässigen Dezibel-Werte heraufgesetzt hat?! Dann wäre ja mehr Lärm zulässig, was ich mir allerdings nicht so ganz vorstellen kann.

  22. 22

    @ H.E.,
    komm doch vorbei und schau Dir die Ausnahmegenehmigungen an, es sind durchgehend 2, 3 oder 4 Dezibel mehr erlaubt – alles verschieden je nach Uhrzeit und Adresse – als im letzten Jahr!

  23. 23

    Das 55. Deutsch-Amerikanische Volksfest 2015 findet vom 24. Juli bis 16. August in der Heidestraße statt, es gibt wieder eine Ausnahmegenehmigung wegen Lärm, aber am Montag und Dienstag dürfen sie nicht ganz so laut sein und auch nicht so lange am Abend.
    Die Beschwerdenummer ist gleich geblieben, wie im letzten Jahr: 0163-5000600 oder info@wollenschlaeger-berlin.de

  24. 24

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