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Martina Kühn, Leiterin des Kubu

Martina Kühn hat sich den Respekt der Jugendlichen im Jugendfreizeithaus kubu hart erkämpft. Seit vierzehn Jahren arbeitet sie jetzt in der Rathenower Straße 17. Martina ist in Moabit-Ost aufgewachsen, bis vor sechs Jahren wohnte sie gleich gegenüber vom kubu. Nun ist sie nach Reinickendorf gezogen, nicht nur, weil die Jugendlichen am Wochenende oft an ihrer Haustür klingelten und sie baten, das kubu bitte zu öffnen.

Gleich hier auf dem Gelände hat meine Tochter die Kita besucht, das war optimal für mich. Im Anschluss stellte sich die Frage nach der Schule, und die Konzepte der Moabiter Grundschulen haben mich leider nicht überzeugt. Es gab keine speziellen Förderangebote für die Stärken der Kinder, der Migrantenanteil war sehr hoch, und nur zwei Familien sprachen deutsch. Wir sind dann spontan weggezogen. Ich glaube, das war für meine Tochter eine gute Entscheidung, sie besucht jetzt seit zwei Jahren in Reinickendorf das Gymnasium.

Martina sagt, sie wäre gerne geblieben, aber es gab damals keine Elterninitiative, die sich um ein Gleichgewicht in den Schulen gekümmert hätte. Das kubu bietet zwar freiwillige Hausaufgabenunterstützung an, die auch gern genutzt wird, besonders am Ende des Schuljahres vor den Prüfungen. Aber ohne Mitstreiter war es schwierig, die Vielfalt der Probleme an den Grundschulen anzugehen. Niemand macht gern Experimente mit seinem Kind, und deshalb fällt es natürlich schwer, den Anfang zu machen. Aber bestimmt, sagt sie, ziehe sie irgendwann wieder zurück nach Moabit.

Es ist ruhiger geworden hier, und in Moabit-Ost gibt es viele Grünflächen: den Schlossgarten oder den kleinen Tiergarten. Die Menschen bilden eine Gemeinschaft, man kennt sich untereinander und kennt jeden Zipfel im Kiez. Früher gab es überall viele kleine Läden, als Kind machten wir jeden Samstag einen Ausflug in die Markthalle, das war jedes Mal ein Ereignis: Diese fast dörflichen Strukturen haben Moabit ausgemacht. Das liegt auch daran, dass Moabit eine Insel ist und nur über Brücken zu erreichen. Wir haben einmal eine Radtour mit Jugendlichen gemacht und sind die Insel abgefahren, die haben sich gewundert. Für mich allerdings ist Moabit eine Insel der Arbeit.

Arbeit, das bedeutet neben offener Jugendarbeit auch Sozialraumarbeit. Zum Beispiel im Fritz-Schloß-Park haben wir eine Joggingstrecke mit Fitnessgeräten initiiert, die haben sich die Jugendlichen explizit gewünscht. Auch der Minigolfplatz ist dadurch entstanden, genau gegenüber vom Gericht. Wir haben eine Fahrradwerkstatt, wir beliefern Schulen mit gesundem Essen. Diese Angebote sind wichtig, Jugendliche brauchen sinnvolle Beschäftigungen. Sonst hängen sie in den vielen Spielhallen ab. Die locken eh die falschen Leute an. Und überhaupt: Woher haben die Menschen hier eigentlich das Geld zum Verzocken?

Für die Zukunft wünsche ich mir weiterhin Kontinuität in unserer Arbeit, das ist für mich das Wichtigste an meinem Beruf. Die Jugendlichen sollen später auch in der Lage sein, etwas weiterzugeben. Als ich im kubu anfing, kam sofort eine Gruppe etwa vierzehnjähriger Jugendlicher hierher, Hamoudi war auch dabei. Ich habe uns für ein erstes Projekt Faltboote aus der ehemaligen DDR besorgt, wir haben Motorbootführerscheine gemacht und Touren außerhalb Berlins. Viele der Jugendlichen denken ja, die Ostsee sei das Mittelmeer. Hamoudi ist seitdem bei uns, er hat ein Tonstudio hier im Keller aufgebaut, macht Projekte mit Jugendlichen, nimmt dort CDs auf und arbeitet weiterhin ehrenamtlich für uns. Jetzt auch in Eurem Projekt. Das meine ich.

Text: Carsten Cremer, Foto: Dan Abbott, allourmemories, Büro für urbane Kommunikation
aus: Insulaner. Leben und Arbeiten in Moabit-Ost. Broschüre mit 17 Portraits von Menschen aus diesem QM-Gebiet.

Nachtrag:
Ein Dankeschön zum Abschied für das Bildungsmarkt-Team und Martina Kühn (QM Moabit-Ost).

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