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Carsten Urbat, genannt „Pilot“

preispilot2_js-250Der Moabiter-Kiez-Aktivist 2003

Klara-Franke-Tag in der Kulturfabrik Lehrter Straße 35 am 8. März 2003: Freunde, Bekannte der „Mutter des Lehrter Straßen Kiez“ und einige interessierte Moabiterinnen und Moabiter hatten sich versammelt, um zu feiern und alte oder neuere Geschichten aus der Lehrter Straße zu erzählen. Mit Spannung warteten sie auf die Bekanntgabe des Klara-Franke Preisträgers.

In diesem Jahr war der Preis vom Verbund für Nachbarschaft und Selbsthilfe Moabit ausgelobt worden. Mit ihm sollen Menschen gewürdigt werden, die durch ihr ehrenamtliches und uneigennütziges Tun die Lebensqualität und das zwischenmenschliche Zusammensein innerhalb von Moabit verbessern helfen. In der Jury hatten zwei Wochen vorher Horst Porath, der frühere Tiergartener Baustadtrat, Maria Luisa Darwiche, Gewerbetreibende aus der Lehrter Straße, die Tochter Klara Frankes Ingrid Thorius und Volker Petroschke, Hobby-Historiker Moabits zusammengesessen, über die Vorschläge nachgedacht und sich für Carsten Urbat entschieden.

Carsten Urbat war einer der wenigen, die wussten, als 1991 die Kulturfabrik Lehrter Straße 35 e.V. im Haus der ehemaligen Heeres-Fleischerei für Künstler und Kulturschaffende neue Freiräume öffnete, dass ein solches Haus nicht nur Künstler braucht. Bauliche Aktivitäten standen auf der Tagesordnung. Kurzentschlossen setzte er im Keller den Grundstein für eine hauseigene Werkstatt, die auch den Anwohnern zur Verfügung stehen sollte. Mit hohem persönlichen Engagement eignete er sich das Wissen an, das er benötigte um Rigipswände zu ziehen, Fenster zu reparieren und vieles mehr wieder in Gang zu bringen. Maschinen für Holz- und Metallverarbeitung wurden organisiert. „Pilot“ wurde ein wichtiger Bestandteil der Kulturfabrik. Ehrenamtlich – nach seinem 40 Stundenjob – entwickelte er sich zur wichtigsten Instanz, wenn es darum ging Auflagen der Bauaufsicht und Behörden zu erfüllen und das immer angesichts der angedrohten Schließung, wenn bis zum Tag X nicht diese oder jene Auflagen erfüllt waren.

Weiterhin arbeitet er ehrenamtlich im Vorstand von Slaughterhouse e.V. mit. Dieser Verein unter dem Dach der Kulturfabrik bietet Musikveranstaltungen für junge Erwachsene mit geringem Budget an. Die Besucher sollen innerhalb des Vereines motiviert werden eigenverantwortlich mitzuarbeiten.

„Pilot“ kennt die Lehrter Straße seit Mitte der 80iger Jahre. Obwohl er nicht im Bezirk wohnt, hat er die Entwicklung und die Veränderung im Kiez von „Mutter Franke“ hautnah miterlebt. Sie selbst schätzte seine Arbeit sehr. Denn mit seiner hohen Frustrationstoleranz und seiner unnachahmlichen, humorvollen Art strahlt er eine Ruhe aus, die auch im grössten Chaos durch nichts erschüttert werden kann. Soziokulturelle Zentren wie die Kulturfabrik, die kaum staatliche Unterstützung bekommen und auf das ehrenamtliche Engagement angewiesen, das an vielen Stellen auch noch verbindlich sein muss, sind auf Aktivisten wie „Pilot“ angewiesen.

„Pilot“ ist einer der Menschen, die – ähnlich wie Klara Franke – anderen mit guten Beispiel vorangehen und ihnen zeigen, dass sich auch in dieser Welt „mit Zivilcourage, Mut, Ausdauer, Humor und Verständnis einiges verändern lässt“, so Ingrid Thorius in ihrer Laudatio beim Klara-Franke-Tag. Völlig verdutzt und überrascht nahm er den Pokal „Moabiter Kiez Aktivist 2003″ entgegen.

Text von: Stefan Fürstenau, Sabine Born, Susanne Torka, zuerst erschienen in „stadt.plan.moabit“, Nr. 8, April 2003. Das Foto hat Jürgen Schwenzel bei der Pokalübergabe aufgenommen.

Und warum wird Pilot eigentlich Pilot genannt? Das hat nichts mit Flugzeugen zu tun, nein, als Kind konnte er beim Fahrradfahren nicht bremsen und ist sehr oft über den Lenker geflogen. Daher der Spitzname.

Nachtrag 2015:
Die Aussage im vierten Absatz „Weiterhin arbeitet er ehrenamtlich im Vorstand von Slaughterhouse e.V. mit…“ stimmt aus heutiger Sicht inhaltlich nicht mehr. Zum Zeitpunkt der Vergabe des Klara-Franke-Preises 2003 war Pilot Vorstandsmitglied vom Slaughterhouse e.V., ca. 2004/2005 zeitgleich in den Vorständen vom Slaughterhouse als auch der Kulturfabrik Lehrter Str. 35 vertreten und anschließend einige Jahre – bis etwa 2010 – im Vorstand der Kulturfabrik.
Ab 2005 hat er sich auf die Nachbarschafts- und Selbsthilfewerkstatt konzentriert, aus der der Verein 35 services e.V. hervorging. Vorrangiges Ziel von 35 services ist es, aus den jetzigen Vereinsräumen im Keller der Kulturfabrik auszuziehen und in die letzte verbliebene Garage auf dem Gelände der ehemaligen Fabrik Max Schleicher einzuziehen. Inhaltlich und örtlich soll so unser Werkstattgedanke verstärkt vor allem jüngeren Anwohnern und Interessierten nahe gebracht und ihnen die Räume zur Verfügung gestellt werden. Sanierungsfördermittel für den Ausbau der Garage in Höhe von ca. 183.000 € wurden bewilligt und 18.000 € steuert der Werkstatt-Verein bei, avisierter Baubeginn ist im August 2015.

2 Kommentare auf "Carsten Urbat, genannt „Pilot“"

  1. 1
    Inco G. Nito says:

    Unser Pille ist seit kurzem verheiratet 🙂 Glückwunsch!

  2. 2
    Hans Richter says:

    Nee, nech?
    Pilot, ich wünsche dir und deinem Weibchen dann mal alles Gute in deiner Ehe. 🙂

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