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GegenAngriff auf die Jobcenter

Seit einiger Zeit erleben viele Hartz IV-Empfänger in den verschiedensten Bezirken Berlins eine massive Tätigkeit der Jobcenter in Berlin. Leider geht es nicht darum, einen Arbeitsplatz zu vermitteln, von dem man Leben kann. Eher geht es wohl darum, mit ständigen Maßnahmen, seien es 1 Euro-Jobs, mies bezahlte Bürgerarbeit oder sogenanntes Coaching, welches kurz vor Moskau statt findet, die Menschen mürbe zu machen.

Das funktioniert meistens so:
Erst bekommt man einen 1 Euro-Job. Wird man gekündigt, bekommt man gleich einen Vorschlag zu einem neuen 1 Euro-Job, oder mies bezahlte Bürgerarbeit, oder auch ein zweifelhaftes Coaching. Kommt man, trotz Bauchschmerzen, durch den 1 Euro-Job, winken mies bezahlte Bürgerarbeit oder zweifelhaftes Coaching. All das bringt nix, aber Hartz IV-Industrie hat ein auskömmliches Einkommen, Jobcenter schmeißt Geld aus dem Fenster raus, und Mensch ist am verzweifeln. Lehnt man diese Spielchen ab, gibt’s auf die Omme, sprich Sperre. Beim ersten Mal 30 Prozent, beim zweiten Mal 60 Prozent usw. bis zu 100 Prozent.
Das Gleiche passiert, wenn man den berühmt berüchtigten Wiedereingliederungsvertrag, den man ja nur unter wirtschaftlichen Zwängen unterschreibt, unterschrieben hat. Somit ist die Unterschrift genauso viel Wert wie eine Aussage während der spanischen Inquisition. Das wissen die Menschen, aber Jobcenter und die Politiker, die diesen Mist ausgearbeitet haben, wohl nicht. Bei Gerichten wird man wahrscheinlich auch auf Granit beißen. Ich werde es wohl ausprobieren müssen.

Beim nächsten Wiedereingliederungsvertrag mit einer erzwungenen Unterschrift werde ich jedenfalls mit „aus wirtschaftlichen Gründen“ unterschreiben.
Bis jetzt war ich mehr oder weniger gezwungenermaßen Einzelkämpfer. Habe Mails an die Politiker der SPD, Grüne, CDU, FDP und Geschäftsleitung Jobcenter geschrieben. Wir erinnern uns: Das sind die Parteien, die das menschenverachtende Hartz IV erfunden haben. Die SPD will übrigens, zusammen mit den großen Gewerkschaften, das die kleinen Gewerkschaften daran gehindert werden, durch Streik für ihre Mitglieder womöglich einen besseren Tarifvertrag aushandeln können. Das aber nur am Rande. Mir war dabei klar, das ich dadurch wohl auf den „großen Zettel“, den es wohl tatsächlich gibt, komme. Aber vielleicht gibt es ja noch nen Zettel „Querulant“.

Einzelkämpfer sein ist Mist. Viele Einzelkämpfer,die sich zusammen schließen sind besser. Wir müssen uns endlich gemeinsam wehren. Gibt es da draußen in Moabit noch jemand, der sich nicht mehr alles vom Jobcenter gefallen lassen will und Lust auf Aktionen gegen das/die Jobcenter hat? Vielleicht zusammen mit Zusammen! gegen das Jobcenter Neukölln.

Autor: Hans Richter

59 Kommentare auf "GegenAngriff auf die Jobcenter"

  1. 1

    wir weisen darauf hin, dass von verschiedenen Seiten dringend davon abgeraten wird den sogenannten „Wiedereingliederungsvertrag“ zu unterschreiben.
    anbei einige Infos zu der Hartz-IV-Brandbrief-Aktion des BGE-Aktivisten Ralph Boes, der im Dezember 2011 als Gast der Mauerpark-Stiftung welt-buerger-park.de zwei hochinteressante Vorträge hielt:
    http://wp4r.ch/BGE
    http://www.buergerinitiative-grundeinkommen.de/sheets/aktuelles/BUKA.htm
    http://www.tipblog.de/7-heise-eisen-rund-um-hartz-iv-der-anfang-vom-ende-von-hartz-iv/

  2. 2
    Anwohner says:

    warum suchst du dir nicht einfach einen job?

  3. 3
    Max says:

    Steck deine (offensichtlich reichlich vorhandene) überschüssige Energie lieber in die Jobsuche.

  4. 4
  5. 5
    Systemfehlersucher says:

    Also den Hans hier so zu beschimpfen wie in den Kommentaren 2 und 3 halte ich für hochgradig asozial, was wisst ihr schon von Hansens Jobsuche? Übrigens kenne ich so einige „arme“ Leute, die mehr Nützliches für die Gesellschaft geleistet haben als manche „reiche“!

  6. 6
    Hans Richter says:

    Ach, das sind doch eh die, die keine Ahnung haben. Also einfach ignorieren. Nach dem ignorieren kommen jetzt mal einige Zahlen darüber, was ein 1Euro-Jobber kostet. darüber haben sich wahrscheinlich wenig Menschen Gedanken gemacht. Als Beispiel nehme ich einen 1 Personen-Haushalt.
    378,- Miete
    374,- Regelbedarf
    ~180,- Entgeld 1Euro-Job
    500,- Zahlungen an den ach so selbstlosen Anbieter des 1Euro-Jobs
    macht zusammen 1432 Euronen + Krankenkasse und ggf. Rentenversicherung. Man muss sich das mal überlegen. 1432 Euro. Und das Monat für Monat. Und das Jahrelang. Dafür könnte der Staat auch einiges an Arbeitsstellen schaffen. Sei es im Grünflächenamt, Schulen, Krankenhäuser usw. Aber stattdessen schmeißt er lieber die ganze schöne Kohle in den Rachen der cleveren Hartz IV-Industrie. Was mir allerdings ein Rätsel ist: Ab April bekommt die Hartz IV-Industrie max. 150 Euronen pro der von ihnen „betreuten“ Personen. Vor diesem Hintergrund ist es schon komisch, das die Jobcenter seit vielen vielen Monaten verstärkt in 1Euro-Jobs investieren, obwohl sie es ab April viel viel billiger haben könnten.

  7. 7
    MC says:

    Hans, ich kann Dir ab nächsten Monat einen Job anbieten, ist zwar nur ein Putzjob, aber Du hättest so die einmalige Gelegenheit, dem Joch des JobCenters zu entkommen und für Deinen Lebensunterhalt selbst ohne Inanspruchnahme von Steuergeldern zu sorgen. Das Angebot ist ernst gemeint. Interesse?

  8. 8
    Rané says:

    Nun, ein Putzjob ist besser als ein 1-Eurojob. Die 1-Eurojobs sollten
    eh der Vergangenheit angehören. Wir sind nicht in China !!!
    Der Mindestlohn sollte endlich auch in Deutschland eingeführt
    werden. Es geht um die Kaufkraft im Binnenmarkt.

  9. 9
    Hans Richter says:

    Liebe Leute,
    einige von euch scheinen der Meinung zu sein, es geht bei diesem Aufruf um mich. Vielleicht habe ich mich auch undeutlich ausgedrückt. Nochmals, es geht nicht darum, das mir ein 1Euro-Job droht (mir droht keiner), sondern darum, dieses kranke System zu stoppen. Überlegt doch mal; da bietet z.B. eine gGmbH dreißig 1Euro-Jobs an, zahlt keine, oder geringe Miete für ihre Räumlichkeiten, und der Laden wird von drei Chefs beaufsichtigt. Das/die Jobcenter bezahlen pro Monat und 1Euro-Jobber 500 Euronen, obwohl ganz klar ist, das die Leute hinterher wieder bei denen landen. Davon können die 3 Chefs prima von Leben. Wenn man sich aber in einem Bereich weiterbilden will, den das Jobcenter nicht anbietet, die dem Jobcenter nix kostet außer einige Monatskarten nach Potsdam (zur Zeit 91€), wird gemauert. War jedenfalls vor zwei oder drei Jahren so. Das kann sich geändert haben. Wir werden sehen.

    @MC und Rané,
    warum wertet ihr Putzjobs ab?

    @MC
    ich habe am Montag schon ein Gespräch für einen Job.

    Noch n Nachtrag: Was sagen die Leute aus den Parteien, die sich hier sonst ab und an zu Worte melden, zu dem kranken System. Unterstützen dies es? Wenn nein, tun sie was dagegen?

  10. 10
    EK says:

    An No 6: Dies ist so nicht richtig, die „Anbieter des 1Euro-Jobs“ erhalten keine 500 Euro. Die „Anbieter“ erhalten rein nichts für die aufwändige Arbeit. Nennenswert wäre hingegen, dass die „Vermittler“ der 1Euro-Jobs Geld erhalten. Die Höhe des Betrages ist mir nicht geläufig.

  11. 11
    Hans Richter says:

    so, die Firmen, die die 1Euro-Jobber beschäftigen, kriegen nix?

  12. 12
    Hans Richter says:

    Protest und Beratung vor dem Jobcenter Mitte

    Am Donnerstag, 3. Mai findet um 10 Uhr vor dem Jobcenter Berlin-Mitte (Sickingenstraße /Ecke Berlichingenstraße) eine Protestkundgebung gegen die am 1. Mai in Kraft tretende Neuregelung der Wohnkostenübernahme für einkommensschwache Haushalte statt. Dazu ruft das Berliner Netzwerk gegen Armut und Ausgrenzung auf, dem auch das Berliner Arbeitslosenzentrum (BALZ) angehört.

    Von 8 bis 13 Uhr wird auch der Beratungsbus des BALZ vor dem Jobcenter stehen. Sozialberater und die Fachanwältin für Sozialrecht Barbara Mehr, mit der das BALZ seit mehr als 20 Jahren zusammenarbeitet, geben Ratsuchenden zum Thema Wohnen und Hartz IV Auskunft.

  13. 13
    Rané says:

    Dann fordert doch auch bitte „Weg mit den 1-Euro-Jobs !“.

  14. 14
    Hans Richter says:

    die sind ja zum größtenteils weg. Frau Högl hat übrigens gegen den Antrag der Linken zur Abschaffung der Sanktionen gegen aufmüpfige HartzIV-Empfänger gestimmt. Selbst eine Andrea Nahles, die seit Jahren immer so tut, als ob sie nix mit HartzIV zu tun hat, hat gegen den Antrag gestimmt. Und das selbsternannte Triumvirat der SPD hat keine Stimme abgegeben. Jede(r) möge sich seinen Teil denken 😀

  15. 15
    Hans Richter says:

    und da wir gerade bei den Sanktionen sind. Auf http://sanktionen-weg.de/ kann das Petitionsanliegen von Andreas Niehaus zur Einreichung beim Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages mit folgender Forderung:
    Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass § 31 Zweites Buch Sozialgesetzbuch (SGB II) ersatzlos gestrichen wird herunterladen, ausdrucken und auslegen.

  16. 16
  17. 17
    Mathias says:

    Mir ist nicht klar geworden, was Hans erwartet? Dass andere für ihn die Rechnungen bezahlen – möglichst nicht in so bescheidener Höhe wie jetzt – und ohne jede Bedingung – und für immer?

    Hört sich für mich an wie Die Haltung, die einem aus Griechenland entgegenschlägt.

    Leute wie Hans können nur hoffen, dass es irgendwo in Europa noch ausreichend Leute gibt, die sehr viel Geld verdienen, damit man ihnen sehr viele Steuern abnehmen kann, damit die Anspruchshaltungen von Hans & Kosorten erfüllbar bleiben („Wir leben ja nicht in China“ — nein. Tun wir nicht. Aber, übrigens Hans, aber wir konkurrieren mit China).

    In vielen Arbeitsamtsbezirken Süddeutschlands ist der Mangel an Fachrkräften so groß, dass sie inzwischen aus Südeuropa angeworben werden. Vielleicht sollte Hans mal seinen Horizont über Moabit hinaus erweitern.

  18. 18
    Rané says:

    Nun es reicht, wenn wir endlich einen Mindestlohn hätten und unserer Steuerhinterzieher habhaft werden. Das betrifft auch vor allem Griechenland.
    Wenn die Reichen sich in allen Ländern Europas asozial verhalten, müssen wir sie mit unseren Steuerfahndern jagen.

  19. 19
    Rané says:

    Und wir können stolz auf unsere Qualitätsprodukte sein. Made in Germany und nicht ein chinesischer Fön, der nach 10-Minuten in Flammen aufgeht. Aber die, die diese Qualität erzeugen müssen auch dementsprechend bezahlt werden.

  20. 20
    Hans Richter says:

    @Mathias, haste meinen letzten Post gelesen und verstanden? Ich glaub nicht. Und dann „wir konkurrieren mit China“ … wirklich ein tolles Totschlagargument. Jetzt fehlt nur noch „in Deutschland muß keiner verhungern“. Oder „woanders haben sie nicht diese Absicherung“. Wenn meine Mutter früher keine Argumente hatte, sagte sie auch immer, wenn’s dir hier nicht passt, dann geh doch rüber. 😀

    Rané, was versprichst du dir von einem Mindestlohn? Wer soll ihn in welcher Höhe durchsetzen? Die Grünen hatten noch bis kurz vor der Berlinwahl 7,50Euro auf ihrer Website stehen. Die SPD hält schon seit einigen Jahren an 8,50Euro fest.
    Ich jedenfalls sehe mit einem Mindeslohn nur marginale Verbesserung. Wenn, dann muss es einhergehen mit Tarifbindung, egal ob der Betrieb beim Arbeitgeberverband ist oder nicht. Fernerhin sollten nur Betriebe in den Genuß öffentlicher Aufträge kommen, die Tarif bezahlen und wo auch Leiharbeiter die gleichen Löhne und soziale Standarts erhalten wie Festangestellte. Das heißt u.a., dass auch Leiharbeiter bei VW, Audi, Porsche, BMW usw. von Prämien profitieren, die die Festangestellten bekommen (haben). Die sind ja bekanntlich leer ausgegangen. Und was Made in Germany anbetrifft: Die meisten Waren werden hier doch nur noch zusammen geschraubt. Oder der Name ist nur noch deutsch. Falke, Grundig, Blaupunkt z.Bsp.

  21. 21
    Rané says:

    @Hans
    Beim Mindestlohn geht es um den Binnenmarkt. Nur wenn die Mehrheit bei uns mehr Geld in der Tasche hat, hilft es vor allem dem Gewerbe, den Freiberuflern und dem Mittelstand in unserem Land.
    Alles nur auf den Export zu setzen ist der politische Fehler seit Jahren. Und es gibt reine deutsche Qualitätsprodukte, Mikros von Neumann und Sennheiser, Schminke von Kyrolan usw., alles Mittelstandsunternehmen und keine Konzerne.
    Habe mir auch vor kurzem ein Fahrrad von PEGASUS in einem Fahrrad-Geschäft gekauft, was seit den 20er Jahren besteht.
    Das Problem sind die 1-Eurojobs und der ganze Niedriglohnsektor.

  22. 22
    vilmoskörte says:

    Und du bist sicher, dass die Pegasus-Räder in Deutschland gefertigt werden?

  23. 23
    Rané says:

    Ja, die haben sogar einen Qualitätsrat und von den „Prinzen“ einen Werbesong.
    Gutes Marketing, was auch für Arbeitsplätze sorgt.

  24. 24
  25. 25
    Hans Richter says:

    Nichts läuft hier richtig!

    „Zusammen! gegen das Jobcenter Neukölln“ meets „Kotti&Co.“

    Im Rahmen der Neuköllner Initiative Zusammen! Gegen das Jobcenter Neukölln haben wir von zwei Jahren eine Militante, also eingreifende und parteiische, Untersuchung begonnen. An einem geradezu typischen Ort, an dem soziale Unsicherheit und Entrechtung, also Prekarisierung, abgewickelt wird: Dem Jobcenter Neukölln. Durch die Befragung, aber auch durch Versammlungen und Kundgebungen versuchen wir der Vereinzelung entgegenzuwirken und uns gegen die tägliche Entrechtung und Entwürdigung am Jobcenter gemeinsam und solidarisch zu wehren.
    Im Kotti-Protest-Gecekondu wollen wir unsere Solidarität mit Kotti & Co zeigen, Erfahrungen austauschen und diskutieren was unsere Kämpfe verbindet. Was hat das Jobcenter mit Verdrängung zu tun? Wie können wir uns gegen Kosten-Senkungs-Aufforderungen wehren? Wie funktioniert Organisierung von unten?

    Freitag 03.08.2012 | 20 Uhr | Gecekondu am Kotti | Skalitzer Ecke Admiralsstraße | Kreuzberg


    ZUSAMMEN! GEGEN DAS
    JOBCENTER NEUKÖLLN

    [Email] zusammen.dagegen@web.de
    [web-blog] http://zusammendagegen.blogsport.de/
    [facebook] http://www.facebook.com/Zusammen.gegen.das.Jobcenter.Neukoelln
    [flickr] http://www.flickr.com/photos/zusammen-gegen-das-jobcenter-neukoelln/
    [Telefon] 0175-6947824

  26. 26
    Hans Richter says:

    Hartz-IV-Wohnregelung möglicherweise verfassungwidrig.
    http://www.heise.de/tp/blogs/8/152528

  27. 27
    arbeitsloser says:

    Arbeitsplatzbörse Zeitarbeit.
    Mit einer verpflichtenden Einladung des Jobcenters nehme ich an der Arbeitsplatzbörse teil. Zeitarbeitsfirmen böten eine Vielzahl offener Stellen mit unterschiedlicher Ausrichtung an. Bringen Sie ihre Bewerbungsunterlagen in doppelter Ausführung mit, hieß es in der Einladung. Am Eingang erhält jeder Eingeladene einen Laufzettel, auf dem er seine Daten und Kundennummer einzutragen hat. Dieser Zettel ist am Ende der Veranstaltung wieder abzugeben und dient als Anwesenheitsnachweis, da sonst Kürzungen der Leistungen drohen. Zudem will die Agentur, dass alle Jobs für die man sich interessiert hat, als Nummer darauf vermerk werden. Es ist zu erwarten, dass viele, die keine Nummern eintragen, Probleme bekommen, denn sie hätten sich nicht genug engagiert.
    Zu Beginn erklärt ein Mitarbeiter der Agentur den rund 3-400 Anwesenden im überfüllten Saal stolz, dass die acht anwesenden Zeitarbeitsfirmen 38 Jobs bereit hielten. Weiter hält er eine Lobeshymne auf die Zeitarbeit. Mit Sätzen wie „40% fänden über Zeitarbeit in eine feste Stelle“, redete er die Zeitarbeit schön. Eine Quelle für die 40% gab er wohl weislich nicht an. Auch solle man sich nicht durch „relativ“ niedrige Entlohnung schrecken lassen, man könne ja Aufstiegschancen nutzen, wenn man eine Ausbildung habe. Auf den Mindestlohn in der Zeitarbeit wies er nicht hin. Alle Jobangebote seien im Foyer an Pinnwänden angeschlagen. Auf die Frage eines Eingeladenen, ob es den eine Liste der Jobs und deren Anbieter gebe, oder ob sich nun alle vor den Pinnwänden drängeln sollen, hieß es man solle sich die Angebote an den Pinnwänden heraussuchen und die darauf vermerkte Nummer (1-38) auf dem Laufzettel notieren. An einer Ausgabestelle geben Agenturmitarbeiter weiter Auskunft zu diesen Stellen. Sie hätten ja alle genug Zeit mitgebracht.
    Im reichlichen Gedrängel vor den angeschlagenen Stellenangeboten hatten viele Mühe sich einen Überblick zu verschaffen, da alle Angebote ohne Systematik gepinnt waren. Zwischen den acht bis zehn Pinnwänden hatten sich die Zeitarbeitsanbieter mit Tisch und Messeaufstellern plaziert. Wer sich alles anschaute und das Gespräch suchte, war immer eng von anderen Arbeitssuchenden umringt. Mehr als kurze Gespräche waren kaum möglich. Wer will schon, dass bei jedem Wort zahlreiche Unbekannte zuhören.
    Auf die Frage nach der Entlohnung antworteten fast alle Anbieter mit 7,01 € (Mindestlohn Ost); ein Anbieter bot bis zu 9,15€. Angebote für Akademiker waren nicht dabei. Ein Anbieter ließ sich ein Personalfragebogen entlocken. „Sind Sie Mitglied in einem Berufsverband“, schwerbehindert, chronisch krank (wenn ja welche Erkrankung), unterliegen Sie dem Mutterschutz, haben Sie Vorstrafen oder ist ein staatsanwaltliches Ermittlungsverfahren anhängig, sind Lohnpfändungen anhängig; alle diese Fragen muss ein Bewerber beantworten und unterschreiben, dass wahrheitsgemäß geantwortet wurde. Das einige dieser Fragen unzulässig sind bzw. nur für bestimmte Tätigkeiten nachgefragt werden dürfen, schert ganz offensichtlich diesen Personaldienstleister nicht und auch nicht die Agentur für Arbeit, die es zulässt, dass solche Fragebögen in Ihren Räumen verwendet werden.
    Mein Fazit dieser Pflichtveranstaltung: Die Agentur arbeitet schlampig und organisiert solche Veranstaltung sehr ineffizient. Eingeladen wurden scheinbar alle, ob alt oder jung, ob Akademiker oder ohne jeden Abschluss, organisiert wurde ohne viel Engagement. Kundenfreundlich ist anders!!

  28. 28
    Hans Richter says:

    Oh, ich dachte schon, ich wäre der einzige, der sich über das Jobcenter aufregt.
    By the way: Es wäre schön, wenn mehr Menschen über ihre Erfahrungen mit dem Jobcenter berichten würden.

  29. 29
    ich mit Maske says:

    „Es wäre schön, wenn mehr Menschen über ihre Erfahrungen mit dem Jobcenter berichten würden.“

    Hallo Hans,

    schwer, denn man outet sich ja dann als Looser.

    Jedenfalls hängt viel davon ab, ob man eine persönliche Wellenlänge zum persönlichen Fallmanager (oder wie sich das nennt) findet. Ich würde durchaus behaupten, auf Wohlwollen und Offenheit gestoßen zu sein. Anders tickt die Finanzabteilung, die von der Fallmanagerei getrennt arbeitet. Dort wurde ich nie aktiv darauf hingewiesen, was unter welchen Bedingungen eventuell als Zusatzzahlung möglich sei. Wenn zunächst irgendwas abgelehnt wird, kann jedoch ein Widerspruch mit etwas ausführlicherer Begründung durchaus erfolgreich sein.

    Unmöglich finde ich solche symbolischen Politaktionen wie den „Teilhabegutschein für Kinder am sozialen und kulturellen Leben in der Gemeinschaft“ in Höhe von 10 Euro monatlich. Musikschule beispielsweise kostet etwa 60 Euro. Hier wird mit viel Bürokratieaufwand Leyen-Parteien-Theater gespielt.

  30. 30
    ich mit Maske says:

    … und die in den letzten Jahren entstandene Leiharbeit bezeichne ich als organisierte Kriminalität!

  31. 31
    Hans Richter says:

    der erste HartzIV-Empfänger im Hungerstreik: http://www.jungewelt.de/2012/11-10/041.php

  32. 32
    B.V. says:

    Vielleicht interessieren sich die, die hier übers Jobcenter diskutieren auch für den GEZ-Boykott. Gegen Zwangsabgaben!
    Hier kann man mitdiskutieren:
    http://gez-boykott.de/Forum/index.php
    Hier gehts zur Unterschriftenaktion:
    http://online-boykott.de/de/unterschriftenaktion
    und hier Flyer:
    http://www.gez-boykott.de/joomla/index.php?option=com_content&view=article&id=104%3Aneues-logo-und-flugblatt-by-rene&catid=52%3Ameldungen-startseite&Itemid=28

  33. 33
    BVV-Beobachter says:

    Die Piraten hatten sich um Asbest- oder andere Belastung der Raumluft im JobCenter Sickingenstraße gekümmert und folgende Antwort ist mit dem Gutachten in den BVV-Unterlagen zu finden:
    http://www.berlin.de/ba-mitte/bvv-online/ka020.asp?KALFDNR=1474

    Zugegeben nur am Rande des eigentlichen Artikel-Themas.

  34. 34
    Jürgen says:

    Wohnaufwendungsverordnug WAV vom Sozialgericht Berlin für ungültig erklärt
    Die TAZ berichtet heute über ein Urteil des Sozialgerichts Berlin (in der ersten Instanz), zu dem der Berliner Rechtsanwalt Kay Füßlein bereits am 6. März in seinem Blog berichtet hat. Die vom Land Berlin festgelegten erlassenen neue Werte für die Höhe der „Kosten für Unterkunft und Heizung“ in der neuen Wohnaufwendungsverordnung (WAV) sind nach Urteil vom 22. Februar 2013 des Berliner Sozialgerichts nicht substantiiert weil die Berechnungsgrundlage dafür sich nicht an den realen Verhältnissen der Mietentwicklung orientiert. Die Taz berichtet dazu in ihrem heutigen Artikel, wie der zuständige Berliner Sozialsenator Czaja auf das Urteil reagieren will: er hofft darauf, dass in den nächsten Instanzen das Landessozialgericht oder das Bundessozialgericht der ersten Instanz aufheben.

  35. 35
    Hans Richter says:

    Man sollte sich die Zeit nehmen, mal diesen langen Artikel zu lesen.
    http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/39719/Der-lange-Abschied

  36. 36
    Zeitungsleser says:

    Interessant: Rebellion im Herzen der Bestie – eine Mitarbeiterin des Jobcenters Altona:
    http://www.morgenpost.de/vermischtes/article115539372/Systemgegnerin-Die-Hartz-IV-Rebellin-im-Jobcenter.html

  37. 37
    Hans Richter says:

    Hier gibt es eine Petition zur sofortigen Rücknahme aller Sanktionen gegen die Arbeitsvermittlerin Inge Hannemann.
    https://www.openpetition.de/petition/online/sofortige-ruecknahme-aller-sanktionen-gegen-die-arbeitsvermittlerin-inge-hannemann

  38. 38
    Hans Richter says:

    „Was haben wir angerichtet.“ http://www.wdr.de/tv/westart/sonntag/sendungsbeitraege/2013/0602/index.jsp
    Dieses hier sollte man sich auch schnellsten angucken, bevor es im Nirvana verschwindet.

  39. 39
  40. 40
    Hans Richter says:

    Und es war auch für unsere Medienlandschaft beschämend, das gestern darüber kein Wort in den Onlinemedien sowie den Nachrichten verloren wurde.

  41. 41
    Rané says:

    Die Medienlandschaft in unserer Bananenrepublik kannste langsam eh vergessen, Hans. willst Du kochen, haste einen Sendeplatz. Selbst die Heute-Show vom ZDF ist nur noch eine Blubbre-Satire.

  42. 42
    Hans Richter says:

    Deutschlands „frechster Schnorrer“ hungert wieder. Diesmal Teilzeit 😉 http://www.taz.de/!117745/

  43. 43
    Hans Richter says:

    In Sachsen-Anhalt sollen 3000 ältere Hartz-IV-Betroffene nach dem Willen des SPD-geführten Sozialministeriums und der BA als »Ein-Euro-Jobber« Flutschäden beseitigen.
    http://www.jungewelt.de/2013/06-18/041.php

    Eine Bewertung erspare ich mir da mal.

  44. 44
    Hans Richter says:

    Hartz4Kritik unerwünscht.
    Bundesagentur für Arbeit will unbequeme Mitarbeiterin loswerden und dementiert: »Die behaupteten Mißstände gibt es nicht«
    gefunden auf http://www.jungewelt.de/2013/06-20/042.php

    Am Ende des Artikels ist ein Link zu ner Petition, wo es um eine öffentliche Entschuldigung und Rücknahme der Beschuldigung gegen Frau Hannemann geht.

  45. 45
  46. 46
    Maike says:

    Die Initiative von Menschen in Armut trifft sich am Mittwoch, den 4.12. ab 16 Uhr im B-Laden (http://www.lehrter-strasse-berlin.net/), Lehrter Str. 27-30. Wir wollen uns als Betroffene selbst organisieren, gegenseitig unterstützen und widerständig werden. Wir sind dabei keine reine Erwerbsloseninitiative, sondern wollen uns mit „working poor“ (arbeitenden Armen), Grundrentner_innen und anderen „armen Leuten“ (ein aus der Mode gekommener, aber in Wirklichkeit höchst aktueller Begriff!) zusammentun. Ohnehin ist es bei den meisten von uns so, dass wir abwechselnd schlecht bezahlte, befristete Stellen oder MAE’s haben und dann wieder erwerbslos sind und später mit Grundrente zu rechnen haben.

  47. 47
    Hans Richter says:

    Gute Sache. Werd wohl mit dabei sein.

  48. 48
    Hans Richter says:

    Neuer Rekord: 350% Sanktion!
    Die MainArbeit, das berühmte Vorzeigejobcenter der kreisfreien Stadt Offenbach, hat einen neuen Rekord aufgestellt: Eine Sachbearbeiterin hat einem ihrer Kunden eine Sanktion von 350% ausgesprochen. …http://hartz4hilfe.blogsport.eu/2013/12/12/189/

  49. 49
    Hans Richter says:

    Hier mal ein zutreffender Artikel über dem Umgang und der kranken Denke der Jobcenter. Ich kann die Überlegungen und Ausführungen des Herrn Kratz da nur zustimmen.

    http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-02/langzeitarbeitslose-jobcenter-interview

  50. 50
    Hans Richter says:

    Die sogenannte Rechtsvereinfachung, die von der SPD und Andrea Nahles hochgelobt wird, entpuppt sich immer mehr als Repressionsverschärfung: Hartz-IV-Beziehern droht schnellere Zwangsverrentung.

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/jobcenter-hartz-iv-beziehern-droht-schnellere-zwangsverrentung-a-1092377.html

    Aber es gibt auch ein kleines Licht am Ende des dunklen Tunnels namens HartzIV.
    Die HartzIV-Kritiker Inge Hannemann und Michael Bohmeyer haben laut Tagesspiegel http://video.tagesspiegel.de/sanktionsfrei-hilfe-fur-hartz-iv-empfanger.html?do=read mit anderen die Online-Plattform „Sanktionsfrei“ https://sanktionsfrei.de/ gestartet.

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