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Elif

Elif_Pressefoto_3_250Trotz halbwüchsiger Kinder gehörten Sendungen wie „Popstars“ oder „Deutschland sucht den Superstar“ nicht gerade zu unserem Familienfernsehprogramm. Für kurze Zeit aber war das anders, als Elif Demirezer aus Moabit ins Rennen ging. Das junge Mädchen ging damals auf‘s Heinrich-von-Kleist-Gymansium, eine Klassenstufe höher als meine Tochter Judith, mit der sie oft die Hofpausen verquatschte. Bei Popstars wurde Elif Zweite. Das ist vier Jahre her. Sie hatte keine Zeit mehr für ihre alte Schülerband. Die Bandmitglieder trauerten ihrer Sängerin nach, ehe sie neue Konstellationen probierten. Danach haben wir lange nichts mehr von ihr gehört. Meine Tochter wechselte die Schule, Elif folgte ihrem Ruf und verschrieb sich völlig der Musik.

Jetzt hat die 20 Jahre junge Sängerin nach zwei Singles ihr erstes Album herausgebracht, das zur Zeit bei jeder U-Bahn-Fahrt im Berliner Fenster zu sehen ist. Auf „Unter meiner Haut“ sind ein wenig melancholische und gleichzeitig selbstbewusste Lieder zu hören über Begegnungen, Liebe, Verliebtsein, Trennungen und auch der Song „Baba“ über ihren Vater.  Starke Gefühle einer starken jungen Frau mit einer besonderen Stimme. Elif schreibt alle ihre Texte selbst. Sie sind autobiographisch: „Ich will nur über das singen, was ich selbst erlebt habe,“ sagt sie.

Eine Woche vor der CD-Veröffentlichung hatte ich Gelegenheit mit Elif zu sprechen. Zunächst wollte ich wissen, wie es weitergegangen ist nach Popstars. Ob denn diese Castingshow überhaupt eine gute Idee war und hilfreich auf ihrem Weg. „Ja unbedingt“, erklärt sie „dort habe ich alle Leute kennengelernt, mit denen ich heute arbeite, mein ganzes jetziges Team, zu dem auch Jasmin Shakeri gehört. Da ist ganz viel Vertrauen, sie lasse ich auch an meine Texte ran. Erst viel später habe ich erfahren, dass ich gar nicht bis zum Ende der Show hätte weitermachen müssen.“ Auch ihr Management hat sie damals kennengelernt. Universal Music hätte sie schon mit 17 Jahren unter Vertrag genommen. „Die Plattenfirma ließ mir aber Zeit. Alle Zeit, die ich brauche, wurde mir geraten. Ich hätte auch erst Abitur machen können“.

Doch das wollte sie nicht, sie hat die Schule nach der 11. Klasse abgebrochen: „Wenn man etwas Künstlerisches machen will, braucht man doch kein Abi“, sagt sie lachend. Manchmal ärgert sie sich ein bisschen über Leute, die meinen, dass sie damit ein schlechtes Vorbild abgäbe. Das sieht sie ganz anders: „Ich habe mir meinen Beruf danach ausgesucht, was ich gut kann und was ich gerne mache. Das finde ich viel wichtiger als alles andere. So viele machen Abitur, studieren dann Medizin, Jura oder so etwas, aber nicht, weil ihnen das besonders liegt, sondern, weil sie glauben damit später gut Geld verdienen zu können. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die dann zum Beispiel gute Ärzte werden.“

Elif wusste schon sehr früh, dass sie Sängerin werden und auch, dass sie auf deutsch singen will: „Ich habe immer dann zugehört, wenn deutsche Lieder im Radio liefen, wie Silbermond oder Xavier Naidoo. Die Texte sind mir wichtig und bei englischen habe ich nie so richtig zugehört.“ Ich wundere mich, dass ich so gar keine türkischen Einflüsse in ihren Liedern finde. Darüber lacht sie: „Aber das ist doch klar, das ist doch bei allen so, was die Eltern hören, findet man uncool. Aber es gibt schon ein paar türkische Künstler, die ich mag.“

Seit kurzem wohnt Elif in einer eigenen Wohnung in Friedrichshain mit seiner angesagten Ausgehmeile. Als Moabiter-Kiezreporterin interessieren mich natürlich ihre Gefühle zu Moabit. „Hier bin ich aufgewachsen. Ich hatte eine schöne Kindheit und habe viel Zeit auf dem Stephanplatz verbracht. Wir wohnten erst in der Quitzowstraße dann in der Stephanstraße“, erzählt sie und zu meiner Verwunderung: „Ich würde sehr gerne wieder nach Moabit ziehen. Hier gibt es so viele schöne Altbauwohnungen. Und es ist ruhiger. Bei mir um die Ecke ist zwei Straßen weiter ein besetztes Haus, ständig fährt die Polizei hier lang. Ich mag es ein bisschen spießig. Feiern will ich nicht unbedingt um die Ecke.“

Zum Schluss stelle ich noch die Frage, die meine Tochter mir mitgegeben hat: „Lebst Du Deinen Traum?“ Und Elif: „Ja, absolut! Es ist wunderbar so viel zu reisen, so viele verschiedene Städte kennenzulernen. Was ich alles alleine in Deutschland kennengelernt habe, das hätte ich anders nie erlebt. Es macht Spaß unterwegs zu sein und aufzutreten. Stress? Nein, das gehört dazu. Das nächste Jahr werde ich noch mehr unterwegs sein und auf vielen Festivals singen. Ich freue mich schon darauf!“

Elif nächster Liveauftritt: 26.09.2013 beim Reeperbahnfestival und im Fernsehen am 12.11.2013 bei der Harald Schmidt Show.

Elifs Lieder könnt ihr hier hören und ansehen: www.elif-musik.de

Foto: Hannes Caspar

Nachträge:
Lesen Sie auch den Artikel in der Berliner Zeitung: „Perfekt getarnt“, im Tagesspiegel oder der Welt.

Elifs Song „Nichts tut für immer weh“ bei Universal.

Ein Besuch mit Elif in Moabit (Tagesspiegel)

TAZ „Einfach nicht den einfachen Weg gehen“.

Ein Podcast mit Elif bei „Halbe Katoffl“.

6 Kommentare auf "Elif"

  1. 1
    Rané says:

    Wünsche viel Glück mit der Musikmafia. Hier noch ein Musikstück mit
    „Unter meiner Haut“ :
    http://www.youtube.com/watch?v=GtjaHvsw9UY&list=UUJ3mtR-ZMdFvpEYansEdBEg

  2. 2
    Susanne Torka says:

    Ein wunderschönes Video zu Elifs Lied „Nichts tut für immer weh“, in dem eine Reihe Moabiterinnen und Moabiter über ihren jeweiligen persönlichen Schmerz sprechen …
    http://www.universal-music.de/elif/news/detail/article:225614/das-video-nichts-tut-fuer-immer-weh-von-elif-ist-da
    und oben im Artikel!

  3. 3
  4. 4
    Zeitungsleser says:

    Im Tagesspiegel Online finde ich das nicht, aber hier der neueste Tagesspiegelartikel von gestern über Elif:
    http://www.pressreader.com/germany/der-tagesspiegel/20170917/281608125605406

  5. 5
    Netzgucker says:

    Ein Podcast mit Elif bei „Halbe Katoffl“ – übrigens ein interessantes Projekt:
    https://halbekatoffl.de/elif-demirezer-tuerkei/

  6. 6
    Netzgucker says:

    Soundcloud, Elif erzählt über Moabit:
    https://soundcloud.com/berlinerinnen/elif-moabit

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