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BIMA verkauft altes Wohnhaus in der Seydlitzstraße

Seydlitz_8-10-250Das gelb verputzte Wohnhaus in der Seydlitzstraße 8-10 wird von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) zum Verkauf angeboten. Das Haus hat drei Aufgänge mit insgesamt 17 Wohnungen, von denen nur eine einzige leersteht. Gewiss ist das Haus sanierungsbedürftig. Doch sind die meisten Wohnungen innen recht gut in Schuss, wie uns Mieter mitteilten. Die Grundrisse allerdings werden teilweise bemängelt, insbesondere was die Durchgangszimmer betrifft. Die BIMA gibt den Verkaufswert mit 760.000 Euro an. Da es sich um ein Bieterverfahren handelt, wird wohl an den Höchstbietenden verkauft werden. Bis zum 11.September können Gebote abgegeben werden. Besichtigungstermine sind am 25. August ab 10 Uhr und am 8. September ab 14 Uhr. Das Exposé kann von der Website der BIMA heruntergeladen werden.

Kübel-aus-250Eine recht großzügige Gartenanlage mit einem gemütlichen Sitzplatz umgibt das Haus. Es ist zu hoffen, dass die Erhaltungssatzung, die für den ganzen Block, Fritz-Schloß-Park und Poststadion, gilt, eine weitere Verdichtung wirkungsvoll verhindert. Bei dem ungewöhnlichen Blumenkübel im rückwärtigen Bereich soll es sich um eine alte Pferdetränke handeln, die von der Kasernenanlage des 2. Garde Ulanenregiments übriggeblieben ist. Sie erstreckte sich von der Invalidenstraße bis über die Seydlitzstraße hinaus. Im gesamten Kasernenkomplex dieser Gegend waren früher tatsächlich 1.700 Pferde stationiert, wie Joachim Schulz zusammengerechnet hat. Das Haus Seydlitzstraße 8-10 steht nicht unter Denkmalschutz, obwohl es ein später Bau der Kasernenanlagen gewesen sein muss. Es soll sich um ein etwa 1910 gebautes Offizierswohnhaus handeln.

In der letzten Zeit haben in dieser Gegend, die ja in unmittelbarer Umgebung des Hauptbahnhofs liegt, schon eine ganze Reihe Häuser ihre Besitzer gewechselt. So wurde die  Lehrter Straße 1-4 und 70-75 von der WBM an die luxemburgische “JP Residential V S a.r.l“ verkauft (Update 2019: Immeo, Covivio) und die Lehrter Straße 61-65, 56-56d sowie die Kruppstraße 1 von der bundeseigenen Wohnbau GmbH an einen anderen luxemburgischen Investor, die MLAnna Real Estate S.e.c.s (Update 2019: Patrizia) , wie ein Mieter uns im Kommentar Nr. 23 zu dem Artikel „Bleibt die Lehrter eine Wohnstraße?“ mitteilte. Langfristig ist zu befürchten, dass in dieser Gegend die Mieten steigen und auch dieser Verkauf ein weiterer Stein im Aufwertungspuzzle sein wird.

Nachtrag:
Bilder von der Sanierung des Hauses und Dachneubau im Architkekturforum.

11 Kommentare auf "BIMA verkauft altes Wohnhaus in der Seydlitzstraße"

  1. 1
    Martin says:

    Der Link zum Exposé funktioniert leider nicht mehr.“Sitzung ist abgelaufen“.

  2. 2
    Jürgen Schwenzel says:

    Der Download des Exposé ist leider „sessionabhängig“ angelegt, daher Verlinkung entfernt. Bitte zum Zugriff auf das Expose von der Website der BIMA aus die Suche zu den Objekten (z.B. Eingabe der Postleitzahl) machen, von der Ergebnisseite besteht derzeit Zugang zum Exposé.

  3. 3
    Ralf G. Landmesser says:

    Der Verkauf reiht sich ein in die skandalöse Verschleuderungspolitik an sozialem Eigentum in unserem Kiez. Zu allererst ist hier die Frage zu stellen, warum das Haus nicht DEN BEWOHNERN zur kostengünstigen Übernahme angeboten wird, z.B. im Rahmen einer Mietergenossenschaft. So könnte an diesem Ort preisgünstiges Wohnen erhalten werden und würde nicht mittelfristig wieder ein Wohnhaus gierigen Spekulantenhaien und internationalen Finanzjongleuren zum Fraß vorgeworfen werden (die das schöne Gebäude schlimmstenfalls zur Profitmaximierung abreissen). Die kurze Zeit des Bieterverfahrens hat zudem weiteren Überrumpelungscharakter. Ist hier womöglich schon wieder ein abgekartetes Spiel im Gange? Steht der Käufer schon hinter den Kulissen bereit?

    Wellness-Spa im ehemaligen Volksfreibad, Grünraumzerstörung für schwachsinnige Reihenhaussiedlung, fast1000Betten-Hotelschachtel um die Ecke, neue geplante Verwaltungstempel und jetzt die 8-10. Gerät die Seydlitz nun schon vollendes unter die Spekulantions-Walze? Es sieht ganz so aus. Wahrscheinlich wird als nächstes die Zille-Siedlung verhökert. Es ist alles eine maßlose SAUEREI.

  4. 4
    Peter says:

    Frage an Ralf. Was gefällt dir besser? Ein immer mehr verfallendes Freibad, dass nun als Campingplatz dahindümpelt oder ein Wellness-Neubau, der sich dem- bald- sanierten Poststadion anpasst.
    Neue Reihenhäuser mit neu angelegten Grünflächen oder die Schuppen und Schrottplätze mit wild wuchernden Grünzeug wie vorher. Gut, über ein Hotel an dieser Stelle, vor allem in Bezug auf die Größe, lässt sich streiten aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du den Zustand des Areals vorher schöner fandest.
    Alles, was in diesem Bezirk geplant, gebaut oder verändert wird, wird sofort von den Anwohnern angezweifelt und verflucht.
    Ich jedenfalls bin froh, dass sich endlich was tut und sich mein Umfeld verbesert. Wir leben nunmal in der Mitte Berlins und nicht auf nem Dorf. Wer das will, muß da hin ziehen.

  5. 5
    R@lf says:

    Naja, Peter, Berlin besteht bekanntlich aus Dörfern und warum sollte ich da umziehen? Misthaufen gibts auch hier genug. 😉
    Was das Freibad anbelangt, wäre JETZT das Geld da – wir hätten das als hohe Priorität im Quartiersfond4 (QF4) festlegen können. Wenn es wirklich um zwei Millionen DM (!!!) für zu erneuernde Pumpen ging, wäre diese eine Million EURO wahrscheinlich nun loszumachen gewesen. Es gibt ja auch Geld für die energetische Sanierung des Hallenbades. Aber jetze isses verhökert, unser schönes Freibad (das mit als TENTSTATION) immer noch schön vorkommt. Schöner und mit seinen Veranstaltungen interessanter jedenfalls als ein Wellness-Tempel, den hier keiner braucht.
    Neue Reiherhäuser (würg!) in Billigbauweise unter Plattmachung fast allen vorhandenen Grüns auf der Baufläche – das können ein paar Gärtchen erstmal nicht wettmachen. Daß das ein Teil des „Döberitzer Grünzuges“ sein soll, ist ein Witz der Geschichte!
    Schön war das vorherige, leider unzugängliche Terrain des Zollhofs vielleicht nicht, aber wenigstens relativ grüner („wild wucherndes Grünzeug“). Mit dem Gelände hätte mensch mit mehr Verstand umgehen können. Da ist ja selbst das Stadtplanungsamt unzufrieden. Vielleicht hätte auch der dortige über 100 Jahre alte Artillerieschuppen in eine ähnliche Oase umgewandelt werden können, wie das Pendant in der Kruppstraße, in dem nun Künstlerateliers sind und wir demnächst wieder Tage des offenen Gartens genießen und erleben dürfen:
    http://www.anderl-kammermeier.com
    An Stelle des Hotels hatten die Bewohner des Nachbarhauses übrigens mal an einen Garten/Park/Spielplatz gedacht, aber dafür keine Zusage bekommen. Hätte prima zur jetzt geplanten Gründurchwegung des Mittelbereichs Lehrter gepaßt! Das mit dem Gartenplan ist allerdings schon eine Reihe von Jahren her. Das wäre EINE denkbare Möglichkeit gewesen. Besonders traurig ist es um die schöne alte Kastanie, die dort stand – die würde jetzt blühen. Und sie hätte Auge und Seele noch viele Jahre lang erfreut und für Frischluft gesorgt.
    Außerdem kann ich ganz und gar nicht Deine Wahrnehmung teilen, daß „Alles, was in diesem Bezirk geplant, gebaut oder verändert wird“, „sofort von den Anwohnern angezweifelt und verflucht“ wird. Es ist eine qualifizierte und sehr differenzierte Sichtweise vorhanden, und die Leute, die sich äußern, wissen meist sehr genau wovon sie reden. Es sind häufig langjährige StadtteilaktivistInnen, die innerhalb ihrer Möglichkeiten deutlich zur Verschönerung und Verbesserung des Bezirks beigetragen haben – u.a. LandschaftsplanerInnen, ArchitektInnen sowie SozialwissenschaftlerInnen und andere informierte Menschen.

  6. 6
    Nessie says:

    Ich find es auch blöd, dass aus dem Kiez, in dem meine Familie schon seit den 50er Jahren wohnt (Oma, dann meine Eltern und jetzt ich mit Kind) nun ein Luxusviertel werden soll und die Normalofamlien regelrecht vertrieben werden, damit sich die Wohlhabenden hier breit machen können, die vorher unseren Kiez nur mit dem Arsch angeschaut haben. Erst jetzt, wo der Hauptbahnhof in der Nähe ist, interessiert man sich ganz plötzlich für Moabit. Von mir aus braucht nicht alles schick aussehen, Hauptsache der Kiez bleibt unser Kiez.

  7. 7
    Nachbarin says:

    Da ist jetzt ein Bauzaun am Gehweg errichtet! Ob da größere Baumaßnahmen losgehen?

  8. 8
    BVV-Beobachter says:

    Es gibt einen Bauantrag von April 2019 (8.4.) auf Seite 5 der Liste unten. Beantragt wird „Änderung; Sanierung des Daches, Erneuerung der Fenster, Antrag nach § 172 BauGB“. Erstaunlicherweise kein Balkonanbau. Bei dieser Erhaltungssatzung kann es sich eigentlich nur um die für den Block Poststadion, Fritz-Schloß-Park und Randbebauung (ehem. Kasernen u.a.) aus den 1990er Jahren handeln. Es ist die Frage, was diese enthält und ob mit dieser auch die Gartenanlagen geschützt sind und die Häuser nicht aufgestockt werden dürfen. Das wäre mal gut zu erfragen.
    https://www.berlin.de/ba-mitte/politik-und-verwaltung/aemter/stadtentwicklungsamt/bau-und-wohnungsaufsicht/bauantraege-april-2019.pdf

  9. 9
    Peter says:

    Finde ich ja spannend, wie es ständig heißt „hoffentlich darf nicht aufgestockt werden“ oder anderweitig die Bebauung verdichtet. Wenn es aber um die massive Verdichtung auf dem Gelände der Stadtmission geht und die aktuelle Planung eine Bauhöhe von 25Metern, also 7 Stockwerken handelt (das Jugendgästehaus auch um 2 Stockwerke aufgestock werden soll) interessiert das niemanden bzw. es gibt nur positive Rückmeldungen.

    Hier sollte für alle das gleiche Maß gelten und die Bebauungshöhe in der Seydlitzstr. so bleiben wie sie bei den Bestandsbauten ist. Sowohl bei der Stadtmission, als auch den weiteren Wohngebäuden.

  10. 10

    Heute wird das Gerüst aufgebaut …. mal sehn, was alles gemacht wird. … und Peter, Du hast recht, die Bebauungsplanung der Stadtmission ist eine massive Verdichtung! Wenn auch dort wenigstens ein paar bezahlbare Wohnungen entstehen, bzw. eigentlich nur erhalten werden, denn das, was abgerissen wird, ist ja bezahlbar.

  11. 11
    H. E. says:

    Moabit hat einen B’90/Grünen Bürgermeister und einen SPD-Stadtrat für Stadtentwicklung.
    Charlottenburg hat einen SPD-Bürgermeister und einen B’90/Grünen Stadtrat für Stadtentwicklung.
    Trotzdem ist in Charlottenburg die Baupolitik nicht einen Deut besser. Bauvorhaben werden am Bedarf der Berliner vorbei genehmigt, Grünflächen werden zerlegt, Grünflächen werden bebaut, Verkehrs-Gefahrenstellen nicht beseitigt, Radwege kommen nicht voran und die Beteiligung der Bürger an der Planung ist eine Lachnummer. Aber Großinvestoren (z. T. auch aus dem Ausland) werden mit Baugenehmigungen gut bedient.
    Ausgerechnet wegen dem Umgang mit Grünflächen (Olivaer Platz und Cornelsenwiese) hat es in den letzten vier Wochen von zwei Bürgerinitiativen im Tagesspiegel sogar Offene Briefe an den B’90/Grünen Stadtrat gegeben.

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