30 Jahre „Antike Bauelemente“
Die Firma von Wolfram Liebchen in der Lehrter Straße 25 besteht im April schon 30 Jahre – und muss jetzt ihr Grundstück räumen.
Hohe Fenster, dekorative Fliesen, solide Holz-Türen oder gar gutes Parkett – was hat er nicht alles gerettet – vom Müll sozusagen! Wolfram Liebchen weiß, dass beim Modernisieren von Altbauten vieles entsorgt wird, was nicht unserem High-Tech-Zeitalter entspricht. Aber damit verschwinden dann ja auch Details, die Hausflur, Wohnung oder Gartenhäuschen so unverwechselbar machen …
So entfaltete Liebchen als Inhaber der „Antiken Bau-Elemente“ ein großes Herz für die schönen Gegenstände des Wohnens. Wer Ästhetik im Alltag liebt, wird ihn verstehen. Der Hof seines Gewerbes gleicht einer Fundgrube – das schätzen auch die Requisiteure von Filmstudios, Theatern, Kunst-Liebhaber oder Museen. Sie alle schauten schon bei ihm vorbei, gehören zu seinen Kunden – das berühmte Studio Babelsberg ebenso. In diesem Jahr feiert er bereits das 30jährige Bestehen seiner Firma.
Die passt so wunderbar in die preußisch geprägte Straße mit Bauten aus der Gründerzeit, dem einst wunderschönen historischen Lehrter Bahnhof in Sichtweite oder der markanten Backstein-Mauer. Nun muss er um seinen Standort bangen, denn dahinter werden im Neubau ca. 700 Wohnungen entstehen. Ob er da bleiben darf?
Wir wünschen es ihm und seinem unverwechselbaren Gewerbe – einem Kleinod in Moabit.
Text und Fotos: Gudrun Radev
Zuerst erschienen: 21 o OST, Ausgabe Nr. 20, April/Mai 2014
Lesen Sie auch das Interview mit Wolfram Liebchen und sehen Sie den Beitrag an bei berlinfolgen der taz: Wolfram Liebchen, Der Bewahrer.
Anmerkung der MoabitOnline-Redaktion:
Zur Zeit versucht Wolfram Liebchen gerade die Gratwanderung zwischen Neu und Alt. Das Angebot der Groth-Gruppe: ab 2017 Platz in einer Gewerbehalle, der Quadratmeter entweder für 11 Euro zu mieten oder für 3.000 Euro zu kaufen. Ob das eine realistische Alternative für einen Kleingewerbetreibenden sein kann?
Hier gibt es Informationen zum Bauvorhaben im Mittelbereich Lehrter Straße, wie auch auf der Seite des B-Ladens.
Sehr schöne berlinfolge der taz! Da kommt gut die Atmosphäre des Ortes rüber.
Weniger schön die Perspektiven der antiquierten Berliner Baupolitik für die Antiken Elemente 😉 am MoaBeach.
Statt Grothsche Grossprojekte würde ich mir etwas mehr Hundertwasser an unseren Wassern wünschen. Zu viel verlangt? Jedenfalls würden die Antiken Bauelemente da prima reinpassen – im wahrsten Sinne des Wortes!
Vielleicht kommt, um mit den Toten Hosen zu sprechen, die Zeit in der das Wünschen wieder hilft. Ich wünsche mir, dass Liebchens genial verwunschener „Lotterladen“ da bleibt, wo er ist und so wie er ist. Sonst ist hier bald nur noch tote Hose.
Am schönsten ist es doch, wenn man sich dessen besusst ist, das alles zu Ende geht.
und wieder stirbt ein Stück Berlin 🙁
Vielleicht hat jemand auch ein bißchen Liebe zum Alten und ein Grundstück mit Häuschen günstig zu vergeben wo ein neuer Platz für Antike Bauelemente angeboten werden kann.
Wir können ja gemeinsam einen Wunsch ans Universum abschicken 🙂
Ich drück die Daumen und hoffe dass der kiezige Charm der Lehrter Str. trotzdem bestehen bleibt.