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Die Einrichtungsmeisterei in Moabit

Bereits im November berichtete der Tip über dieses Geschäft im Souterain der Bremer Straße 67. „Tatsächlich kommen immer noch Kunden aus der ganzen Stadt vorbei, die seit damals den Artkel an ihrer Pinnwand hängen haben“, sagt Katja Homann, die Besitzerin der Werkstatt „einrichtungsmeisterei“ direkt neben der Arminiusmarkthalle.

Hier sind Möbel und Wohnassesoirs wie Geschirr, Lampen, Radios und viele Glaswaren zu finden, die aus den 50er, 60er und 70er Jahren stammen. Das eine oder andere Röhrenradio könnte auch schon etwas älter sein. Ebenso wie ein wunderschön aufgearbeiteter Küchenschrank aus den 20ern. Retro ist in. Viele möchten einen eigenen individuellen Stil entwickeln. Nicht nur teure Stücke von berühmten Designern werden angeboten, wie bei den Kollegen in der Wilsnacker Straße. Für jede Preisklasse ist  etwas dabei. Hier kaufen Liebhaber und Sammler genauso gern wie Studenten. Die meisten Kunden sind Moabiter. Etwa 80% ihrer Kunden stammen tatsächlich aus dem Kiez. „Es ist schön zu wissen, wo meine Möbel stehen“, sagt Katja Homann.

Sie ist vor 12 Jahren zum Studium der Kunstgeschichte nach Berlin gekommen und wohnt seitdem in Moabit. Lange Zeit schon sammelt sie Keramik aus den 50er Jahren, kann genau erklären, aus welcher Porzellanfabrik oder aus welcher Glashütte die Stücke stammen und wann sie produziert wurden. Angefangen hatte alles mit zwei 60er Jahre Sesseln vom Dachboden. Heute kommen viele ihrer Möbel, die sie selbst aufarbeitet, aus ihrer Heimat, dem Sauerland.  Das Handwerkliche hat sich Katja Homann selbst beigebracht. Alte Scharniere werden ersetzt, Schubladen erneuert, Oberflächen neu lackiert, was auch bei Resopal, einem typischen Werkstoff der 50er Jahre gut gelingt. So entstehen farbenfrohe Stücke, wie z. B. dieser Küchenschrank.

Katja Homann polstert auch Sessel und Sofas neu auf und bezieht sie mit hochwertigen Möbelstoffen z. B. von Zimmer + Rode. Ihre Werkstatt besteht bereits seit September 2008, als Laden ist das Geschäft aber erst seit etwa einem Jahr regelmäßig geöffnet.

Die Möbel der 50er und auch noch der 60er Jahre sind trotz Massenproduktion sehr langlebig, weil zumeist gut verarbeitet. Die Einfachheit der Konstruktionen trägt dazu bei, dass Verschleißteile leicht ersetzt werden können, wenn man einigermaßen handwerklich begabt ist. So ist Haltbarkeit garantiert. Die Formen wirken zierlich und leicht. Sie sind auf Funktionalität ausgerichtet. „Die Wohnungen waren klein, also musste man alles auf wenig Raum unterbringen, da war so ein Schlafsofa, wie dieses hier, genau das Richtige“, sagt Katja Homann, klappt kurzerhand die Armlehnen herunter und legt die Rückenkissen zurecht.

Natürlich findet man in der „einrichtungsmeisterei“ auch den Design-Klassiker „Max und Moritz“ von Wilhelm Wagenfeld, einen Salz- und Pfeffer-Streuer aus der Cromargan-Serie von WMF, der heute noch produziert wird und hier anzusehen ist. Im Stil der neuen Sachlichkeit wurde in den 50er Jahren neu an die Errungenschaften des Bauhauses und des Deutschen Werkbundes angeknüpft. Die sogenannte  „Gute Form“ wurde eingefordert und diese sollte eigentlich zeitlos sein.

Einen Lampenschirm hat Katja Homann im Stil der Zeit selbst entworfen. Er besteht aus drei Teilen, die nur zusammengeteckt werden müssen.

Zum Schluss zeigt sie mir noch eine japanische Design Zeitschrift, in der über ihr Geschäft berichtet wird, das können wir beide aber nur am Bild erkennen. Auch Artemisias Bericht bei qype von August 2009 hängt neben dem der BZ von Januar 2010 gerahmt im Türrahmen zur Werkstatt. Auf eine witzig informative private Homepage zum Design der 50er Jahre möchte ich hier auch noch hinweisen.

Nachtrag 12.9.2013:
Die einrichtungsmeisterei ist umgezogen, raus aus dem Souterain in der Bremer Straße 67!
Heute wurden die schönen neuen Räume festlich eröffnet.

Einrichtungsmeisterei, Werkstattladen und Salon, Oldenburger Straße 3a, 10551 Berlin, mobil 0174 – 74 87 823, www.einrichtungsmeisterei.de
Öffnungszeiten: Di-Fr 12-19 Uhr, Sa 11-16 Uhr und nach Vereinbarung

2 Kommentare auf "Die Einrichtungsmeisterei in Moabit"

  1. 1
    R@lf says:

    Na dit jefällt ma. Lustich! Kommick bestimmt ma rum.
    Obwohl mich bei manchem Mobilar ein leichtes Gruseln befällt: man is ja drin aufjewachsen. Aber war ja nich allet schlecht: den Nierentisch von meine Oma habbick heiß und innich jeliebt.

    Lampe: schöööön. Und zeitlos. Gute Idee.

    Und ganz prima: Nachhaltigkeit statt Wegwerfmöbel! Mit Reparaturservice. Vorbildlich!!

    Viel Erfolg!

  2. 2
    Susanne Torka says:

    Die einrichtungsmeisterei ist umgezogen, raus aus dem Souterain in der Bremer Straße 67!
    Heute wurden die schönen neuen Räume festlich eröffnet.
    Adresse und Öffnungszeiten siehe oben im Nachtrag.

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