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Hamberger Großmarkt – Fluch oder Segen

In Moabit wird von dem Münchener Unternehmen Hamberger auf dem Gewerbegebiet nördlich der Siemensstraße ein Großmarkt als Zulieferer für Gastgewerbe geplant (siehe auch Artikel www.moabitonline.de/2308).

Die Firmengeschichte der Familie Hamberger begann 1866, als die Brüder Franz Paul und Sebastian Hamberger mit der Produktion von Schwefelhölzern den Grundstein fürdas Unternehmen legten und zur Verbesserung der Absatzbedingungen im Jahre 1911 nach München umsiedelten ( Bild Zündhölzer).

Die Tradition im Handel mit Lebensmitteln startete mit dem Salzhandel in Bayern und wurde im Laufe der Zeit zu einem Kolonialwarenhandel ausgebaut, der sich bis in die Gegenwart zu einem Großhandelsspezialbetrieb und starker Partner für Gastronomie und Handel weiterentwickelt hat.

Hamberger Sicherheits-Zündhölzer

Die Eigentümerfamilien Hamberger und Titius aus München haben sich das Gewerbegebiet nördlich der Siemensstraße in Moabit als Standort für Berlin ausgesucht. Ausschlaggebend waren die Nähe zum Fruchthof, kurze Wege zu ihren Kunden im Berliner Stadtzentrum und der nahe Anschluss an die Stadtautobahn. Das Unternehmen will 25 Millionen Euro in die moderne neue Verkaufsfläche investieren.

Die Stadt Berlin und der Bezirk Mitte waren lange auf der Suche nach Unternehmen, die im Rahmen der EU-Förderung einen zügigen Weiterbau der Umgehungsstraße um das Gewerbegebiet nördlich der Siemensstraße möglich macht, da der Bau einer solchen durch die EU geförderten Straße sowie der Ausbau des Stadtgartens in der Siemensstraße eine Ansiedlung eines förderfähigen Gewerbes erfordert. Hamberger erfüllt dieses Kriterium und schafft, durch die arbeitsintensive Struktur des Großhandels geprägt, gleichzeitig 300 neue tarifgebundene Vollzeitarbeitsplätze in einem Gebiet wie Moabit mit chronisch hoher Arbeitslosigkeit.

Auf den ersten Blick scheint das Unternehmen Hamberger ein Glücksgriff für den Bezirk Mitte zu sein. Dieses wird umso klarer betrachtet man den Zustand der Kassen des Bezirkes indem Lücken allein im Bildungssektor von 10 Millionen Euro klaffen und kräftige Steuereinnahmen von Mittelständigen Unternehmen, anderswo eine Haupteinnahmequelle für die Finanzierung von staatlichen Aufgaben, in diesem Stadtgebiet weitgehend fehlen.

Aber die Großmarkthalle selbst ist zum Stein des Anstoßes geworden. Eine Bürgerinitiative Siemensstraße hat sich gegründet, die sich für den Erhalt der Pappelallee, zumindest dem nicht geschädigten 50% der Bäume ausspricht und große Probleme mit der Fassadengestaltung und der Lage der Halle hat, auch wenn diese nur 11,75m hoch und nicht 13m, wie die Initiative in einem Flugblatt mitteilt und auch nicht wie dort in einer Bildmontage dargestellt eine unbegrünte monolithische Betonfassade sondern eine mit mehreren Glasflächen unterbrochene und zu 30% begrünte Außenfläche (Bild Fassade) in der jetzigen Planung ausweist.

Fassadenelement

In dem Flugblatt wird ebenfalls beschrieben, dass sich die Zufahrt des Lieferverkehrs gegenüber der James-Krüss Grundschule befinden wird. Dabei wird verschwiegen, dass dies nur für 6 Monate der Fall sein wird, bis die Umgehungsstraße fertig ist. Gleichzeitig wird von einer starken Zunahme des Verkehrs berichtet und außer Acht gelassen, dass die Umgehungsstraße einen Großteil des neuen und alten Verkehrs auf den Bereich hinter der Halle verlegt, mit viel weniger Belastungen für die Anwohner als heute.

Ein gutes Beispiel für die Lärmminderung ist der erste Abschnitt der Umgehungsstraße im Bereich Quitzowstraße, der den Verkehr und damit auch den Lärm stark reduziert hat.

Es ist unverständlich, warum die Initiative der betroffenen Bürger es mit der Darstellung der tatsächlichen Gegebenheiten nicht so genau nimmt und an vielen Stellen Dinge behauptet, die nicht zutreffend sind, denn auch ohne die guten Sitten des fairen Umgangs zu brechen, hat der Bürger und Anwohner als ein wichtiger Faktor in der Stadt, ein unbedingtes Mitsprache- und Beteiligungsrecht, wenn es um Entscheidungen geht, die seinen Lebensraum betreffen. Dies ist rechtlich durch das Bürgerbeteiligungsverfahren sogar gesetzlich verankert.
Es stehen sich vier Spieler gegenüber. Das Unternehmen Hamberger, das sich in Berlin engagieren will und in erster Linie etwas von seinem Geschäft versteht, – der Bezirk, im speziellen die Abteilung für Stadtentwicklung des Bezirksamtes Mitte, geleitet von Stadtrat Ephraim Gothe, das mit Planungsrecht Entwicklungen anstoßen und steuern kann, – Anwohner, die sich in der Bürgerinitiative Siemensstraße zusammengeschlossen haben und sich mit der Halle vor Ihren Fenstern statt der schönen Pappelallee nicht abfinden wollen und – die Politik, die wichtige zukunftsweisende Weichen für die Entwicklung Moabits auf dem ehemaligen Bahngelände stellen muss und sich davor scheut unpopuläre Entscheidungen zu treffen, weil die Gefahr droht, in den kommenden Wahlen nicht wiedergewählt zu werden.

In der Regel, wenn es zahlreiche unterschiedliche Gruppen gibt, die sich streiten, hilft ein Kompromiss. Für die Suche nach einem solchen braucht es ein vermittelndes Element, einen Akteur, der die streitenden Parteien zu einem Dialog zusammenführt, der vermeidet, dass es Verletzungen der guten Sitten, wie Fairness und ehrlichkeit im Umgang miteinander gibt und der selbst neutral ist. Diesen gibt es aber leider in dieser Form nicht. Dabei könnte das Zusammenspiel der unterschiedlichen Gruppen auch zu besonders guten Lösungen führen. Dies würde umso wahrscheinlicher werden, je konstruktiver, offener und ehrlicher sich die gemeinsame Suche aller Akteure nach guten Lösungen entfalten könnte.

Am ehesten ist diese Moderation in der Arbeit der Verwaltung zu sehen, die mit dem Verfahren der Bürgerbeteiligung diesen Part von Hause aus schon bedient, aber bei weitem nicht ausfüllt. Die Abteilungen Stadtentwicklung, Finanzen, Arbeit und Soziales haben weniger kurzfristige Interessen als die unter dem Damokles Schwert der Abwählbarkeit lebende Politik, – nur, wie jeder weiß, sind die Vorsteher der Ämter, die Stadträtinnen und Stadträte ja aus den politischen Parteien besetzt und damit leider auch selbst nicht mit zu großer Unabhängigkeit ausgestattet.

Es gibt ein paar Fakten in dieser Auseinandersetzung, die wohl keiner leugnen kann: Moabit braucht mehr Gewerbe, viele neue Arbeitsplätze, eine Umgehungsstraße, starke Partner und soll dabei gleichzeitig ein attraktiver Ort für seine Bewohner sein. Wenn wir aus der Negativspirale ausbrechen wollen, braucht es Veränderung, Dynamik und innovative Lösungen, die häufig das Ergebnis von Teamarbeit und Kooperation sind.

Die Stadtentwicklung im Bezirk Mitte hat mit der Umgehungsstraße und dem Ansiedeln von Gewerbe neben einem neuen Park in der Siemensstraße kluge Schritte für die wirtschaftliche Entwicklung Berlins an dieser Stelle getan. Ein Bereich wurde entwickelt, neues Gewerbe wie Tolmien und Hellweg angesiedelt und dabei der Geschäfts- und Teile des Individualverkehrs und dessen Lärm in den nördlichen Teil des Gewerbegebiets verlegt, deren Auswirkung auf die Anwohnerstraßen durch die abschirmenden Wirkung der Gewerbebauten noch weiter vermindert wird.

Das Gewerbegebiet ist eine ökonomisch und ökologisch geniale Lösung.

Nur es bleibt die Reibung an der direkten Schnittstelle zwischen Gewerbegebiet und Wohngebiet, die Fassaden der Gewerbetreibenden und im Speziellem die Hallewand von Hamberger.

Meine persönliche Vision für den konkreten Fall der Fassade dieser Halle wären üppige hängende Gärten als eine prachtvolle floristisch ökologisch Attraktion in Moabit und für ganz Berlin, gebaut mit Mitteln von Stadtumbau-West, dem Unternehmer Hamberger, unter Mithilfe der Anwohner angelegt und ganzer Stolz von zahlreichen Bürgern, Anwohnern und des neuen Unternehmens Hamberger, die gemeinsam aus einem Problem eine zukunftsweisende Lösung entwickelt hätten.

Nachträge zum Projekt sind bis 2014 unter diesem Artikel zu finden, danach unter diesem Artikel (hier bitte auch weitere Kommentare).

257 Kommentare auf "Hamberger Großmarkt – Fluch oder Segen"

  1. 51
    K. S. says:

    Ach ja, die gute alte IHK mit ihren Zwangsmitgliedern. Nicht mal wenn sie offensichtlich gegen meine Interessen verstößt, kann ich meine Mitgliedschaft beenden.

  2. 52
    vilmoskörte says:

    Tja, so ist das mit der Wahrheitssuche. Bei denjenigen, die hier so heftig aus verschiedenen Interessen gegen den Hamberger-Markt argumentieren, wird man die Wahrheit wohl genauso wenig finden wie bei der IHK. Die Diskussion, ob Arbeitsplätze geschaffen werden oder nicht, ist m.E. nach auch eher zweitrangig was den Standort in Moabit und die architektonische und ökologische Gestaltung des Gebäudes und seines Umfelds angeht.

  3. 53
    H. E. says:

    Unter dem oben erwähnten Link sagt die IHK folgendes:

    Konjunkturumfrage der IHK Berlin von Anfang 2010
    betr. das Gastgewerbe (Beherbergung und Gastronomie)

    !. „Das Geschäftsklima hat sich – nach einem dramatischen Einbruch im Jahr 2009 – wieder aufgehellt.“ Offenbar sind also die Umsätze in 2009 im Gastgewerbe drastisch zurückgegangen!!

    2. „Im Gastgewerbe überwiegen noch die negativen gegenüber den positiven Lageeinschätzungen: Nur 25 % der Unternehmen schätzen ihre Lage als gut ein, während 30 % von einer schlechten Geschäftslage sprechen“.
    Offenbar ist also die Lage im Gastgewerbe derzeit eher schlecht. Außerdem: 25% + 30% sind gleich 55%. Was ist mit den restlichen 45% ?

    3. „Bei den Geschäftserwartungen ist jedoch eine sehr positive Entwicklung zu verzeichnen: Nur noch 13 % rechnen mit einer Verschlechterung der Geschäftslage. Gleichzeitig steigt jedoch der Anteil derjenigen, die mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage rechnen, von 14 auf 31 % deutlich an.“
    Hier geht es um „Erwartungen“, also nicht um Fakten. Und 31 % sind gerade mal 1/3. Außerdem: 13% + 31% sind gleich 44%. Was ist mit den restlichen 56 %?

    Für mich klingt das alles wie Zweckoptimismus und nicht als geeignet, um damit einen zusätzlichen Großmarkt in Moabit zu rechtfertigen. Es klingt eher so, als ob man den vorhandenen Großhandel wieder aufpäppeln müßte.

  4. 54
    K. S. says:

    Lieber Stephan La Barré,

    in Kommentaren zum Artikel „Aktion zum Gastrogroßmarkt in der BVV Mitte“ wird der Wunsch geäußert, dass Du Deine guten Kenntnisse über Hamberger zu einigen ergänzenden Informationen nutzt, beispielsweise zu den (Tarif-)Festlegungen in den vorgesehenen Arbeitsverträgen.

  5. 55
    Uta H. Anwohnerin Siemensstr. says:

    Pappeln hin, Pappeln her
    Arbeitsplätze hin, Arbeitsplätze her

    Ich denke, die meisten haben nicht prinzipiell etwas gegen einen Großmarkt. Ist doch im Zusammenhang mit dem Großmarktprojekt eine Umgehungsstraße versprochen. Was die Menschen erschrickt, ist die schiere Größe, denn nicht ein Großmarkt an sich hat Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Beschäftigungssituation in dieser Branche sondern ein Großmarkt dieser Größenordnung. Denn nicht ein Großmarkt an sich führt zum Verlust der Pappeln, sondern ein Großmarkt dieser Größenordnung. Es ist also die Größenordnung, die hier in Frage gestellt wird.

    @ Stephan La Barré
    Es ist m.E. erschreckend, in welchem Maße der Investor von der Lage und den spezifischen Grundstückseigenschaften profitiert, während sich die ohnehin stark ausgeprägte Benachteiligung des angrenzenden Stadtgebiets verschärft.
    Kurzum: die Fa. Hamberger versucht Stadtgebiet einen Quantensprung in eine andere Großhandels-Liga zu vollziehen. Das geht leider zu Lasten der Anwohnerschaft und des Entwicklungspotentials des angrenzenden Stadtgebiets und das ist mit ein paar Arbeitsplätzen (mehr*) und auch nicht mit ein paar Rankgerüsten an der Großmarktfassade wett zu machen.

    * mehr, denn auch ein kleinerer Großmarkt oder viele kleine Großmärkte, würden Arbeitsplätze schaffen

  6. 56
    H. E. says:

    Wenn Hamberger einen Großmarkt in der Größe bauen würde wie in anderen Städten, nämlich mit seiner durchschnittlichen Größe von 8350 m² und darunter, wenn das Gebäude von der Siemensstraße und vom Stadtgarten abrückt, wenn die Anlieferung auf der Planstraßenseite stattfindet, wenn der größte Teil der PKW-Parkplätze im Keller verschwindet, wenn die stadtbildtypische Pappelreihe erhalten bleibt, wenn er die Empfehlungen des Umweltatlas u. a. betreffend Frischluftschneisen und Versiegelung einhält und wenn er tatsächlich nur an Gastronomie und Handel verkauft, dann ist in der Tat nichts gegen einen derartigen Großmarkt einzuwenden.
    Aber ich fürchte, mit diesem Bezirksamt geht das nicht, denn bisher hat sich dieses trotz der vielfältigen Bürgerproteste noch nicht einen cm in obiger Richtung bewegt. Aber vielleicht kommt das ja noch, wenn erst mal die Anwälte auftreten, die von den Verwaltungen so garnicht geschätzt werden.

  7. 57
    h. w. says:

    Bin leider, zumindest was das Verkehrsaufkommen im Wohngebiet angeht, nicht eurer Meinung, auch bei einer Verkleinerung (dabei wäre die Tatsache, dass er kleiner baut, ja wenigstens schon ein erster Schritt in die richtige Richtung bei diesem ganzen Vorhaben!) Dazu aber vielleicht ein andermal mehr.

    Zunächst eine Einladung zum nächsten Verhandlungstermin im Bauausschuss
    : der wäre diesen Mittwoch, 28.04, gegen 20 Uhr, wie gehabt, in der Parochialstr. 3 (U-Bhf. Klosterstraße), Saal 226. Es soll um einen Antrag der SPD zu Hamberger gehen. Die Bürgerinitiative Siemensstraße hat vor, dort Rederecht zu beantragen.

    Die BI trifft sich wiederum zu ihrem wöchentlichen Arbeitstreffen am Dienstag, den 27.04, im Nachbarschaftstreff in der Rostocker Str. 32b um 19 Uhr.

    Allen noch einen schönen Sonntag!

  8. 58
    h. w. says:

    Nach neuesten Informationen kann der Antrag der SPD durchaus schon früher berhandelt werden. Deshalb sollte man sicherheitshalber schon um 18, spätestens 19 Uhr da sein. Dann bis morgen hoffentlich! Entschuldigt die späte Nachricht, lag nicht an uns.

  9. 59
    der Autor dieses Artikels says:

    In zahlreichen Forenbeiträgen wird sehr viel behauptet, aber kaum etwas belegt.
    Fakt ist, dass bei dem Unternehmen Hamberger Arbeitsplätze entstehen. Sehr viele Arbeitsplätze und zudem noch solche, die für den Wiedereinstieg von Ungelernten in den ersten Arbeitsmarkt geeignet sind. Also eine Zielgruppe, die es bekanntlich in Moabit gibt.
    Es wird ohne Scham von einigen behauptet, die Arbeitsplätze taugen nichts, weil sie an der Hartz 4 Grenze sind.

    Der Tarif in Berlin/Brandenburg, der für das Unternehmen Hamberger maßgeblich ist, für Lageristen, Verkäufer und Kommisionierer liegt z.B. im dritten Beschäftigungsjahr Jahr bei knapp unter 1900 Euro Brutto.

    Aber Zahlen und Fakten interessieren ja gar nicht, man informiert sich nicht, sondern behauptet einfach etwas, wenn es gut ins Bild passt.
    Interessant ist aber, dass bei manchem Kommentator zusätzlich zur Ahnungslosigkeit auch noch das unglaubliche Verständnis existiert, dass sich Arbeit nur lohnt, wenn die Einkünfte den Hartz 4 Satz weit übersteigen und das Sozielsystem, geplant als Hilfe in der Not, nun die Menschen in schizophrener Weise auch noch von der Arbeit, von ihrem wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft abhält.

    Es wird darüber spekuliert und behauptet der Bau von Großmärkten sei ein Nullsummenspiel. Wer hier Angebot schafft, der zerstört genauso viel Angebot anderswo. Wer hier Arbeitsplätze schafft, zerstört gleich daneben die gleiche Zahl. Mit dieser Philosophie wäre Berlin tatsächlich nie zur Stadt geworden, so wie Moabit, von Menschen mit diesen naiven Vorstellungen gelenkt, wohl auch ein Ort des stetigen Niedergangs bleiben würde.

    Es ist eine komplexe Materie, zu ermitteln wieviel neues Gewerbe Berlin braucht, aber es gibt einfache vernünftige Annahmen mit denen jeder sich ausrechnen kann, dass die Nachfrage nach Gastronomiebedarf, Lebensmitteln und Ausstattung in Berlin stetig wächst. Jedes Jahr kommen eine Millionen Besucher mehr nach Berlin und bleiben, wie die IHK ausrechnet duchschnittlich 2,2 Tage in Berlin und geben in dieser Zeit pro Kopf knapp 430 Euro aus. Also jedes Jahr eine Million Menschen 2,2 Tage mehr füttern, beherbergen, bespassen etc.. Das ist ein ordentliches Wachstum und genau in diese Branche fällt der Großmarkt. Das Unternehmen Hamberger will ja ein erfolgreiches Geschäft starten und nicht Millionen in Berlin versenken.

    Ich habe Verständnis für die Ablehnung von langweiligen Fassaden und dem ausgewogenen Umgang mit Natur. Dies sind die Punkte von Bürgern, die meiner Meinung nach wirklich zählen. Argumente mit denen Bürger als Partner für Verwaltung, Politik, Unternehmen ihren Beitrag leisten können und Mitbestimmung bei der Abwägung der Argumente und Suche nach Lösungen einfordern sollten.
    Der Versuch aber mit zusammengereimten wenig plausiblen Argumenten und allerlei Wissenplattitüden die positiven ökonomischen und stadtentwicklungsstrategischen Gewinne zu diskreditieren ist schlichtweg Unsinn und zerstört leichtfertig die Basis für eine gewinnbringende Zusammenarbeit aller Beteiligten.

  10. 60
    Aro says:

    @dAdA:
    das unglaubliche Verständnis existiert, dass sich Arbeit nur lohnt, wenn die Einkünfte den Hartz 4 Satz weit übersteigen
    Und das ist auch richtig. Wenn etliche so wenig verdienen, dass sie von ihrer Arbeit kaum oder nicht leben können, warum sollten sie diese dann überhaupt annehmen? Der schwarze Peter liegt nicht bei denen, die nicht für einen Hungerlohn arbeiten wollen, sondern die Unternehmer, die so wenig zahlen.
    Offenbar bist du davon nicht betroffen, sonst würdest du darüber wohl anders denken. Da hast du aber Glück!

  11. 61
    K. S. says:

    Lieber Autor des Artikels,

    erst mal Dank für die Rückmeldung. Meine Erfahrung sagt aber leider, dass vollmundige Versprechen der Wirtschaft oft zu pauschal mit öffentlichen Geldern gepäppelt werden. Hamberger versagt sich zwar dem Dialog nicht völlig, aber manchmal fühle ich mich zu sehr wie im Pokerspiel. Die absehbare Anwohner-Beeinträchtigung durch das konkrete Projekt mit allgemeinen Zweifeln an Prognosen zu blühenden Großprojekten zu vermischen, halte ich für legitim. Gehts nicht eine Nummer kleiner?

    Übrigens suche ich schon länger nach einer Quellenangabe für folgenden Spruch: Laien bauten die Arche, Fachleute die Titanic.

  12. 62
    vilmoskörte says:

    Ich halte es ebensowenig wie der Verfasser des Beitrags für legitim, die berechtigten Interessen der Anwohner mit pauschalisierenden Vorurteilen zu vermischen, da ist man schnell auf sehr dünnem Eis. Vielmehr finde ich, dass man damit den Interessen der Bürgerinitiative eher schadet als nutzt. Ich finde daher nach wie vor (siehe Kommentar 52), dass man die Frage der Arbeitsplätze (die selbstverständlich ihre eigenständige Berechtigung hat) in dieser Diskussion eher außen vor lassen sollte (das führt dann, wie hier geschehen, schnell zur Diskussion über ALG II und damit ganz weit vom konkreten Thema weg).

  13. 63
    Ich bin der Geist, der stehts verneint! says:

    Um die Diskussion mal in eine anderer Richtung zu lenken, seien mal die Vorzüge die das Plangrundstück für den Investor in sich birgt, thematisiert.

    Nach derzeitigem Planungsstand wird die Fa. Hamberger von folgenden Aspekten profitieren*1:
    1. von der Größe des Großmarktes. Es erweckt den Anschein, als wollte die Fa. Hamberger an diesem Standort mit 14.000 m² Verkaufsfläche den Deutschlandweit größten SB-Markt realisieren. Der Großmarkt ist damit ca. 2.000 m² größer als die derzeit größten Großmärkte.
    2. von der geringen Grundstücksgröße. Sie liefert die Begründung, das Grundstück über das zulässige Maß hinaus zu überbauen, sprich mit einer GRZ von 0.97 zu versehen.
    3. von den geringen Auflagen. Der Eingriff in Natur und Landschaft wird einzig unter Aspekt des materiellen Wertverlusts ausgeglichen. Ideelle Werte*2 bleiben unberücksichtigt. Aufgrund der Tatsache, dass der Investor die zu leistenden Ersatzmaßnahme selber bestimmen kann, wählt er solche, von denen er selber profitiert.
    4. von der Lage des Grundstücks zwischen zwei öffentlichen Straßen (der Siemensstraße und der neuen Planstraße). Aufgrund dessen kann die Fa. Hamberger auf die sonst für das Anfahren der Anlieferungszone notwendig werdenden grundstückseigenen Erschließungsstraßen sowie auf die Einhaltung von Abstandsflächen verzichten. Zudem profitiert die Fa. Hamberger von dem Umstand, dass sie bereits vor Fertigstellung Ihren Großmarkt nicht nur bauen sondern auch in Betrieb nehmen kann.*3
    5. vom Gesundheitszustand der Pappeln. Obwohl man die identifikationsstiftende, stadtbild- und stadtraumprägende Eigenschaften der Pappelreihe anerkennt, obwohl sich aus der Reihung der Pappeln ein Biotopcharakter ableiten lässt, wurde der Baumbestand lediglich dahingehend geprüft, ob er sich zum Zwecke der Errichtung eines Großmarktes abholzen lässt.
    6. vom Stadtgarten. Da ein Großmarkt ohne hinreichenden Ausgleich seitens der Anwohnerschaft politisch nicht durchsetzbar gewesen wäre, wurde seitens des Amtes für Stadtentwicklung der Stadtgarten erdacht. Durch ihn wird mit öffentlichen Fördergeldern der „ideelle Wertverlust“, der aus dem Bau des Großmarktes resultiert, ausgeglichen. Für den Ausgleich der „ideellen Werte“ braucht somit der Vorhabensträger nicht aufkommen.

    Über die grundstücksspezifischen Eigenschaften, die durch das Baurecht geschaffen werden, wird die Fa. Hamberger von weiteren Gesichtspunkten profitieren:
    1. von der zentralen, innerstädtischen Lage. Die Fa. Hamberger braucht ihren Großmarkt nicht irgendwo am Stadtrand, in irgendeinem Gewerbegebiet zu errichten.
    2. von der guten Anbindung. Die A 100 befindet sich ebenso in unmittelbarer Nähe wie der Westhafen und die Bahntrasse.
    3. vom Wachstum des Marktbereichs Tourismus, Gastronomie und Hotelgewerbe.

    Jeder einzelne Aspekt spricht hierbei für sich. In der Kombination und unter Berücksichtigung der durch das Baurecht geschaffenen grundstücksspezifischen Eigenschaften wird der Bau eines Gastronomiemarktes zu einem Geniestreich, mit dem die Fa. Hamberger versucht einen Quantensprung in eine andere Großhandels-Liga zu vollziehen, was angesichts der für einen Großmarkt untypischen Lage – angrenzend an ein hochverdichtetes Stadtgebiet – zu Lasten der Anwohnerschaft geht.

    —————————————————————–

    *1 Ein vom Investor aufgestellter und bezahlter vorhabenbezogener Bauleitplan wird umso mehr den Zwecken des Investors entsprechen, je mehr er es vermag, Druck auf die zwischen den Interessen vermittelnde Instanz – dem Amt für Stadtentwicklung, die Politik – auszuüben. Druckmittel sind in diesem Fall die versprochenen Arbeitsplätze.
    *2 Über die dinglich-materiellen (durch Normen und gutachterliche Verfahren festzustellende Werte gibt es m.E. ideelle Werte (deren Verlust in Bezug auf das Großmarktprojekt zu beklagen sind). Ideelle Werte beruhen auf Vorstellungen von dem, was ist, und von dem, was sein könnte. Ihr Verlust ist viel schwieriger – wenn überhaupt – auszugleichen. Ideelle Werte sind abzuwägen, gegebenenfalls aufzuwiegen. Man verkennt, dass ideelle Werte in viel stärkerem Umfang wirksam sind als materielle Werte.
    *3 Wie sich die Fa. Hamberger und das Land Berlin hinsichtlich dieses Vorzugs gegenüber den Anwohnern, die die temporäre Mehrbelastung hinnehmen müssen, erkenntlich zeigt, ist derzeit nicht zu erkennen.

  14. 64
    Norbert Onken says:

    @K.S.

    „Dave Barry Turns 50“ by Dave Barry. 1998

    25 Things it took me my whole life to learn..

    25. „Never be afraid to try something new. Remember that a lone amateur built the Ark.
    A large group of professionals built the Titanic.“

  15. 65
    K. S. says:

    Danke, Norbert. Ist gewissermaßen meine Rechtfertigung, als Naturwissenschaftler zum Thema Stadtentwicklung (nicht nur über Inhaltsstoffe von Pappelknospen und -rinde) mitzudiskutieren.

  16. 66
    H. E. says:

    @ Ich bin der Geist, der s t e t s verneint

    Es ist völlig klar, dass der Investor Hamberger hier den großen Wurf macht, wenn er denn durchkommt. Letztlich versucht er nur das, was Investoren so versuchen. So sind sie eben.

    Schlimm ist nur, dass das auf dem Rücken von Moabit ausgetragen wird und dass das Bezirksamt bisher voll auf der Seite des Investors mitspielt, obwohl es das nicht müßte. Die BVV könnte dieses Vorhaben bei der Abstimmung über den Bebauungsplan zu Fall bringen. Wollen doch mal sehen, wie sich die Parteien da verhalten, allen voran Bündnis 90/Die Grünen und die SPD?!

    Und schlimm ist auch, so jedenfalls mein Eindruck, dass man offenbar vielerorts meint, man sei ja so viel schlauer als die Bürger. Wollen doch mal sehen, wer zuletzt lacht, die Politik oder das Volk?!

    PS: Hier noch ein Zitat aus den Meldungen und Mitteilungen der SPD-Fraktion Mitte vom 25. Febr. 2010:
    „Bündnis 90/Die Grünen und SPD vereinbaren die politische Zusammenarbeit bis zum Ende der Wahlperiode.“

  17. 67
    Ich bin der Geist, der stets verneint! says:

    @ H.E.
    Was ich mit der Zusammenschau der Grundstücksvorzüge verdeutlichen wollte: Es bleibt weiterhin ein großer Wurf, auch wenn die Fa. Hamberger ihren Großmarkt – wie allseits gefordert – deutlich verkleinern muss. Angesichts der von mir genannten Vorzüge, ist diese Forderung der Verkleinerung durchaus berechtigt, damit die Fa. Hamberger ihre (verständlichen) unternehmerischen Interessen eben n i c h t zu Lasten der Anwohnerschaft durchsetzt.
    Hier geht es halt um einander entgegen gesetzte Interessen und um deren Ausgleich. Daher sollte mein Hinweis vor allem an die Politik adressiert sein, denn an dieser Stelle wird die Fa. Hamberger mächtig auf die Tränendrüse drücken, von wegen, was sie schon alles in die Planung investiert hat und wie lange sie schon das Projekt verfolgt und wie viele Zugeständnisse sie schon gemacht hat und um wie vieles eine Planänderung den Bau und die Fertigstellung des Großmarktes verzögern würde usw. Bei soviel Wehklagen kann man doch als Politiker in seiner Einstellung schon mal schwach werden, wenn er von der Sache nur einseitig informiert ist…

  18. 68
    Rané says:

    Und der Geist sieht Helenen in jedem Weibe *g*. Bei der Vereinbarung von Grünen/SPD kann ich nur bemerken „Lasst uns gemeinsam untergehn“. Die Strategie von SPD/Linke im Senat ist eh nach dem Motto „Wie können wir die engagierten Bürger in möglichst vielen Gremien so beschäftigen, dass sie keine Kapazitäten mehr zum kritischen Hinterfragen mehr haben“. Eine alte K-Gruppen-Strategie. Da die „Grünen“ eh kaum mehr wissen, aus was sie entstanden sind, ist es schon fatal. Es gibt zwar noch Ströbele, aber den wollten sie ja auch beiseite schaffen. „Es grünt so grün, wenn die Blüten der Macht erblühn“. Liebe Bürgerinitiative weiter so, denn ihr seit die Basis.

  19. 69
    Rané says:

    Und noch ein Nachtrag, nur zu den Pappeln. Wenn man einen Baum fällt, erkennt man am Stamm die Jahresringe. Vermute mal, die Pappeln sind ca. 100 Jahre alt. Wer da als Idee eine Neupflanzung im Sinn hat, kann es wohl ökologisch gesehen, wohl nicht an der Pappel haben. Hier noch was aus Wikepedia zum Nachdenken:

    Unzählig viele Grüne Pflanzen auf der Erde betreiben diesen Prozess sobald die Sonne aufgeht, ununterbrochen. Dabei können sie etwas Unglaubliches Erreichen: Produktion von Masse aus dem Nichts. Ganz stimmt das natürlich nicht, aber dennoch ist es eine unendliche Leistung. Pflanzen stellen damit den Anfang dar, egal was, aber Pflanzen haben es gemacht. Die Biomasse aller Lebewesen, also die Tiere und Menschen, existieren nur, weil Pflanzen einmal notwendige Biomasse produziert haben. Zwar ist unser Planet reich an Energie wie Kohle, Gas und Radioaktivität, aber ohne einen Biomasseproduzenten wäre das so gut wie tot. Die Pflanzen machten erst das Leben möglich, indem sie Sauerstoff produzierten. Als die Pflanzen durch die Evolution die Photosynthese „erfanden“, war unsere Atmosphäre absolut giftig, kein Mensch hätte dort leben können. Im Laufe der Jahrmillionen aber stieg der Prozentsatz von Sauerstoff (aktuell: ca. 20,1%) immer weiter an, was für viele der damaligen primitiven Lebewesen tödlich war, für sie war Sauerstoff reines Gift. Aber die Lebewesen passten sich an und ab da basierte fast jede Lebensform auf O2, so auch alle Säugetiere und wir Menschen.
    Achtung! Woraus bestehen denn Erdöl und Erdgas? Diese beide Energielieferanten, die wir heute absolut ausnutzen, bildeten sich vor Millionen vor Jahren aus… genau, toten Tieren und Urwäldern. Und deren Masse kam ebenfalls ausschließlich aus Pflanzen, wir sehen, praktisch alles haben wir Pflanzen zu verdanken. Dabei gibt es ein Problem, wenn wir diese fossilen Energiestoffe verfeuern und die Energie nutzen, wird etwas frei, was die Pflanze dort vor unendlich langer Zeit gebunden hat… CO2. Heute ist dieses Gas schädlich für unser Klima und wird unser aller Leben drastisch verändern, wir können nur hoffen, dass wir die Produktion herunterfahren und die Pflanzen wieder so nett sind und es schön und sicher verpacken. Dieser Prozess ist Photosynthese.

    Und erst wenn der letzte Baum gefällt und der letzte Ozean ölverseucht ist, wird man bemerken, dass man Geld nicht fressen kann. Für diese Erkenntnis braucht man allerdings keine 10 Gutachten, das gehört zur Bildung und da siehts bei uns sehr schlecht aus.

  20. 70
    Uta H. Anwohnerin says:

    Lieber Stefan La Barrè,

    wir haben uns die Tage kennen gelernt. Ich nutze das als Anlass noch einmal eingehend auf Ihren redaktionellen Beitrag zu antworten.

    Lassen Sie mich so beginnen: Seitens der Anwohnerschaft gibt es in Bezug auf das Hamberger-Projekt im Wesentlichen drei Gruppen:

    Die 1. Gruppe lehnt einen Großmarkt an dieser Stelle grundsätzlich ab, wenn nicht eine hinreichend breite und begrünte Übergangszone zwischen Wohngebiet (also an der Reibungsfläche zwischen Gewerbe- und Wohngebiet) geschaffen wird.

    Die 2. Gruppe kann sich einen Großmarkt an dieser Stelle anfreunden, wenn eine hinreichend breite und begrünte Übergangszone zwischen Wohngebiet geschaffen wird.

    Die 3. Gruppe begrüßt einen Großmarkt an dieser Stelle, wenn eine hinreichend breite und begrünte Übergangszone zwischen Wohngebiet geschaffen wird.

    Verstehen Sie, worauf ich hinaus möchte? Zu welcher Gruppe gehören Sie? Zu denen – weil Sie vom Großmarkt-Projekt nicht unmittelbar betroffen sind – die die wenigen Qualitäten und Potentiale, die unser Stadtgebiet hat, bedenkenlos aufs Spiel setzen würden, die ohne die Alternativen redlich und mit Sachverstand geprüft zu haben, behaupten, die derzeitige, seitens der Fa. Hamberger vorgeschlagene Bebauung wäre die einzige und die beste Lösungen?

    Ich gehöre zu denjenigen, die sich mit dem Hamberger Projekt anfreunden könnten, WENN vor dem Großmarkt eine öffentlich zugängliche Grünzone geschaffen wird. Ich verweise hier beispielgebend auf den Grünzug entlang der Grüntaler Straße. Hier wurde auf der ehemaligen Stettiner Bahnstrecke eine Park- und Erholungsfläche mit einem Ausmaß von 350 x 20 m errichtet. Wer sich diesen Stadtraum Vor-Ort ansieht, kann vielleicht nachvollziehen, warum ich zur Not! auch auf den Stadtgarten verzichten würde.

    Das ist aber ein anderes Thema, zurück zu Ihrem redaktionellen Beitrag:

    Um nun die Frage zu erörtern, ob nun der Hamberger Großmarkt ein Fluch oder Segen für das Stadtgebiet sei, ziehen Sie die Firmengeschichte als Ausgangspunkt für Ihre Argumentation heran. Da muss ich Sie doch fragen, was hat die denn nun mit dem städtebaulichen Problem zu tun, vor dem sich die Anwohner des Stadtgebiets durch das Hamberger Projekt gestellt sehen?

    Und das ein Unternehmen, dass 25 Millionen zu investieren bereit ist, sein Geld nur in „moderne neue Verkaufsfläche“ und nicht in alte, überkommende Verkaufshalle anlegen wird, ist auch selbstverständlich…Allerdings besteht bei einem solchen Projekt die Möglichkeit über den derzeitigen Status Quo hinaus zu gehen, hinaus zu denken, neue Wege zu beschreiten, konventionelles zu hinterfragen und aufzubrechen, kurzum innovativ zu sein. Das scheint mir bei dem Großmarktprojekt jedoch nicht der Fall zu sein. Hier wird doch wohl ein althergebrachtes Konzept, was auf der grünen Wiese, irgendwo am Stadtrand funktionieren mag, in ein hochverdichtetes Innenstadtgebiet übertragen – arglos, fraglos, kritiklos…Ich kann mich darüber nur wundern.

    Zur Förderlogik: Ich finde es schon recht seltsam, dass man in diesem Fall zunächst ein Unternehmen ansiedelt, um dann im Nachhinein das Gebiet zu erschließen. In der Regel vollzieht sich eine Gewerbeansiedlung in umgekehrter Reihenfolge: zu erst wird ein Gewerbe-/Baugebiet durch Straßen und Versorgungsleitungen erschlossen und dann findet die eigentliche Gewerbeansiedlung/Bebauung statt. Durch diese Vorgehensweise möchte man die Bevölkerung vor Immissionen aller (vor allem zusätzlicher) Art schützen. Beim Hamberger Projekt meint man, eine temporäre Verschlechterung der Verkehrssituation sei akzeptabel, weil sich ja angeblich hinterher so vieles verbessert. Ich kann darüber nur – nein eigentlich nicht mehr lachen.

    Zu den Arbeitsplätzen habe ich mich ja schon im Kommentar Nr. 37 geäußert.

    Zum „Glücksgriff“: dem Bezirk kommt die Ansiedlungen des Großmarktes zumindest direkt in keiner Weise zu gute, sprich: Das Defizit in den Kassen wird durch die Ansiedlung des Großmarktes nicht behoben werden können, weil Gewerbesteuereinnahmen nicht an den Bezirk sondern an den Senat fließen. Insofern: Eine Großmarktansiedlung an jeder anderen Stelle Berlins, hätte auf den Zustand der Kassen des Bezirks Mitte die gleiche Wirkung. Es stellt sich die Frage, ob alternative Standorte für die Ansiedlung eines Großmarktes hinreichend geprüft wurden.

    Zur Bürgerinitiative: Den Mitgliedern ist die einzelne Pappel bzw. die Pappelreihe mehr oder weniger wichtig. Auch die exakte Gebäudehöhe ist zweitrangig. Die monolithische Betonfassade ist auch durch eine Begrünung nicht zu kaschieren. Das Problem bleibt: die Begrünung muss erst anwachsen, was ein paar Jahre dauern wird. Die Begrünung muss intensiv gepflegt werden. Es handelt sich ja um die Südseite. Des weiteren ist zu erwarten, dass die Begrünung im Winter wohl entlaubt sein wird, so dass die Betonfassade in ganzer Wucht auf die Anwohnerschaft einschlagen wird. Außerdem möchte ich mal wissen, wie die Zwischenräume zwischen der Fassadenbegrünung hinsichtlich der zu erwartenden Verunreinigung (Graffiti, Müll) überwacht werden sollen. Da müssten eine ganze Menge Kameras montiert werden, damit keine „toten Winkel“ entstehen.

    Sie führen als ein gutes Beispiel die Situation an der Quitzowstraße an. Dass die beiden Situationen nicht zu vergleichen sind, wird an folgenden Punkten deutlich:
    Durch die Verkehrsberuhigung wurde in der Quitzowstraße eine Verkehrsintensität von ca. 400 – 500 KFZs/Tag erreicht (zumindest wurde es angestrebt, ob es erreicht wurde, weiß ich nicht). In der Siemensstraße wird nach der Verkehrsberuhigung mit einem Verkehrsaufkommen von ca. 7.000 KFZs/Tag gerechnet. (Ein Kommentar erübrigt sich.)
    Des Weiteren profitiert der vordere Teil der Siemensstraße in keiner Weise von der Verkehrsberuhigung, im Gegenteil: Die Situation der Anwohner, die im Bereich zwischen der Einmündung der Planstraße auf die Siemensstraße und der Kreuzung Beusselstraße verschlechtert sich durch die Zunahme des Verkehrs. Danach wird sich die Verkehrsbelastung nur in dem Maße abnehmen, wie sich die Planstraße (im spitzen Winkel) von der Siemensstraße entfernt. Kurzum: Bezogen auf den gesamten angrenzenden Stadtraum ändert der Bau der Umgehungsstraße nichts Wesentliches: Es findet lediglich eine Verlagerung des Verkehrs um gerade mal 100 m statt. Die Verkehrsbelastung für das Stadtgebiet bleibt unverändert hoch.
    Ganz abgesehen davon, handelte es sich bei dem Hellweg-Grundstück um eine vormals bebaute und verkommene Fläche und nicht um eine Freifläche. Es wurden hier auch keine 180 Pappeln gefällt.
    Darüber hinaus stellt sich in Bezug auf das Grundstück des ehemaligen Güterbahnhofs die Frage, ob ein Großmarkt an dieser Stelle nicht zu einer neuen Konfliktsituation (Gemengelage) führt, die gerade erst durch die Aufgabe der Bahnnutzung bewältigt wurde?

    Ich persönlich habe, wie gesagt, nichts gegen das Hamberger Projekt, WENN an der Reibungsfläche eine öffentlich zugängliche Grünzone entsteht, die gern auch von Hamberger bewirtschaftet werden kann. Ich stelle mir hier einen „Hamberger Sportpark“ vor, der sich entlang der Großmarktfassade bis hin zum Einmündungsbereich der Planstraße auf die Siemensstraße erstreckt, der sich idealer weise aus dem Stadtgarten entwickelt, der das Grünkontinuum, welches im Zentrum des angrenzenden Stadtgebiets beginnt, weiterführt. Und Herr La Barrè, wenn wir schon bei Visionen sind: dann stelle ich mir vor, wie Münchner und Berliner Tageszeitungen eines Tages berichten „HAMBERGER SPORTPARK eröffnet! Münchner Investor engagiert sich in Berliner Problemkiez. Nach zähem Ringen wurde nicht nur eine einvernehmliche sondern eine zukunftsweisende Lösung gefunden.“

  21. 71
    H. E. says:

    @ Uta H.

    Und ich persönlich habe noch nicht einmal etwas gegen Herrn Hamberger.Der macht nur das, was alle Investoren versuchen. Aber ich habe etwas gegen die zuständige Abteilung des Bezirksamtes, weil ich diese für den Übeltäter in dieser Sache halte, weil sie m. E. den Plänen von Hamberger völlig unkritisch gegenübersteht.

    Ich hoffe, es geht allen zusammen wie den Ameisen von Ringelnatz. Hier das Gedicht:

    In Hamburg lebten zwei Ameisen,
    die wollten nach Australien reisen.
    Bei Altona auf der Chaussee
    da taten ihnen die Beine weh,
    und da verzichteten sie weise
    dann auf den letzten Teil der Reise.

  22. 72
    Rané says:

    @ H.E.
    mit dem Bezirksamt gebe ich Dir Recht und freue mich, dass Lyrik und Kultur hier auf Moabitonline im Gegensatz zu den Ämtern
    in Auseinandersetzungen mit dem QM respektiert werden.
    Ich höre derzeit öfters wieder die „Fehlfarben“: „Wann drehst Du durch, in Zeiten wie diesen“ !
    Lieber Gruß

  23. 73
    A. H. says:

    Ist ja endlich auch mal wieder ein richtiges Gehakel zwischen Bayern und Preußen. Wieso müssen sich auch Münchner aufmachen, um ausgerechnet den Moabitern einen überflüssigen Großmarkt vor die Nase zu setzen!

    Man könnte aber auch Parallelen ziehen zwischen den Römern und diesem kleinen gallischen Dorf. Wenn ich mich recht erinnere, hat Caesar immer den kürzeren gezogen.

    Wie auch immer: Weiter so und viel Erfolg – für die Preußen bzw. Gallier!!

  24. 74
    Rané says:

    Guter Vergleich. Nur habe ich leider noch nicht unseren Druiden mit dem Zaubertrank gefunden. Aber zu Pappeln und Bayern fällt mir „Wir sind die lustigen Holzhackerbuan“ ein.
    Die „Baumfällfraktion“ ist in Berlin wieder sehr aktiv. So auch in der denkmalgeschützten „Hufeisensiedlung“. Frage mich, ob es den Studiengang „Landschaftsplanung“ noch gibt oder ob er nun „Landschaftsplanierung“ heißt.

  25. 75
    H. E. says:

    Heute ist im Tagesspiegel der Artikel „Nachbarn blockieren Neubauten am Leipziger Platz“. Dort heißt es:

    „Der Leipziger Platz stand am Mittwoch auf der Agenda des Bauausschusses des Abgeordnetenhauses. …. Am Rande des Ausschusses sagte der Bauexperte der Grünen, Andreas Otto, dass zur Genehmigung der überdimensionierten Verkaufsfläche nur ein Gutachten bekannt sei, das der frühere Grundstückseigentümer Orco beauftragt hatte.“ Und dann als Zitat: „Da stellt sich die Frage, wer begutachtet die Stadtverträglichkeit des Projektes, der Investor oder der Senat?“

    Genau diese Frage kann man auch zu dem geplanten umstrittenen Großmarkt (eine 14.000 m² oder 2 Fußballfelder große Verkaufsfläche) an der Siemensstraße stellen: „Wer begutachtet die Stadtteilverträglichkeit des Projektes, der Investor oder die Abteilung Stadtentwicklung des Bezirksamtes Mitte?“

    Hier hat der Investor drei Gutachten anfertigen lassen: Bäume, Schall und Verkehr. Und genau auf diese bezieht sich die Abt. Stadtentwicklung des Bezirksamtes Mitte. Soweit ich weiß, haben zu dem Baum- und zum Schallgutachten jedoch andere Gutachter Stellungnahmen abgegeben, in denen sie feststellen, dass diese Gutachten z. T. fehlerhaft und unvollständig sind.

    Ich glaube, es wird höchste Zeit, dass in den Abteilungen für Stadtentwicklung die gleichen strengen Maßstäbe eingeführt werden wie bei Gericht. Bei Rechtsstreitigkeiten werden die Gutachter nicht von den streitenden Parteien sondern vom Gericht beauftragt. Und bei einem Streitwert von über 5.000 € werden in der Regel nicht nur „Gutachter“ sondern „Öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige“ vom Gericht beauftragt, was hier dann wohl allemal zutreffen sollte.

  26. 76
    Rané says:

    Habe da eine Idee. Wie wäre es, das Amela-Spa anstelle des Schuhkartons auf dem Gelände zu errichten ? Hätte was von „Aufforstung“ *g*. Aber bitte neben dem Nobel-Wellness-Bereich was fürs Volk, zumal eine Grundschule gegenüber liegt. Die Bereiche könnten dann durch eine hohe Hecke getrennt werden. Dann könnte auf dem Gebiet ein „Global-Theater“, was derzeit noch in Babelsberg für Filmaufnahmen zu „Anonymus“ von Roland Emmerich steht, umgesetzt werden. Wer je in einem dieser „Global-Theater“ gewesen ist, wird begeistert sein, den die Distanz von Bühne und Zuschauer ist so gering, dass eine Atmosphäre entsteht, die mit der Theateratmosphäre von „Kinder des Olymp“ vergleichbar ist. Und das alles ist im Mittelalter entstanden, unter Mitwirkung von Shakespeare und der kürzlich verstorbene Dennis Hopper, hatte mal auf eine Agentur, die meinte, seine auf „Shakespeare“ beruhende Ausbildung sei Schrott, nur mit „F— y–“ reagiert. Damit hatte er absolut Recht.

  27. 77
    Rané says:

    Globe-Theater, sorry, der Stressfaktor. Hoffe, alle können die realen Worte „F—y–“ sich denken, denn der Zensor hat etwas übertrieben. Habe eh das Gefühl, „die Schere im Kopf“, sprich Selbstzensur, nimmt zu. Und dies in Zeiten, wo es auf allen Gebieten, national und international brodelt. Viele verlieren den „aufrechten Gang“ und gehen nur noch gebückt, bis sie dann irgendwann nur noch am Boden kriechen.

  28. 78
    Martin für BI Siemensstraße says:

    Zwischenbilanz der Bürgerinitiative (BI) Siemensstraße:
    Hamberger Großmarkt muss kleiner werden!

    Seit neun Monaten ist die BI Siemensstraße aktiv. Die Offenlegung des Bebauungsplans 1-45 VE für den Gastronomie-Großmarkt ist beendet; Zeit für eine Zwischenbilanz.

    In zahlreichen Treffen hat sich die BI intensiv mit dem Bauvorhaben auf dem ehemaligen Moabiter Güterbahnhof beschäftigt. Nach Gesprächen mit dem Bezirksamt, dem Investor und vor allem den Entscheidungsträgern der BVV scheint die Arbeit der BI Siemensstraße zu wirken. Mit einem Beschluss der BVV Berlin Mitte (Drs. 1545/III), das Bezirksamt möge auf den Investor dahingehend Einfluss nehmen, das Gebäude von der Grundstücksgrenze abzurücken und die stadtbildprägende Baumreihe zu erhalten, wird deutlich: Die bisherigen Pläne für den Großmarkt können so nicht umgesetzt werden.

    Die sehr hohe Zahl an Einwänden, die während der Offenlegung des B-Plans 1-45 VE bis 14.Juni im Bezirksamt eingegangen sind, setzt ein deutliches Zeichen: Es darf nicht, wie vom Investor geplant und vom Bauamt vorgelegt, gebaut werden. Erhebliche Mängel und die Auslassung zahlreicher Gesichtspunkte in den Baum-, Lärm- und Verkehrsgutachten wurden von der BI Siemensstraße aufgezeigt. Hierzu beauftragten die aktiven Moabiter Bürger unabhängige Sachverständige. Viele, die Einwände eingereicht haben, konnten auf das Wissen und die Argumente der BI zurückgreifen. Mit einem Infostand vor der James-Krüss-Schule, einer Info-Veranstaltung, Transparenten an der Siemensstraße und einer Flugblattaktion machte die BI Siemensstraße auf den drohenden städtebaulichen Sündenfall aufmerksam. Je eingehender sich die BI mit dem Vorschlag für einen Bebauungsplan befasste, desto mehr Unstimmigkeiten und offene Fragen tauchten auf. Z.B.: Ist der Bebauungsplanentwurf aus den Vorgaben des Flächennutzungsplans entwickelt? Ist ein Großmarkt auf dem Gelände überhaupt rechtens? Welche unglücklichen Verträge rechtfertigen die vom Bezirksamt immer wieder angeführte Verknüpfung mit dem Bau der Planstraße und dem Stadtgarten? Wer in der BVV, die ja über den Bebauungsplan entscheiden muß, kennt diese Verträge überhaupt? Die BI Siemensstraße wird an diesen und weiteren Fragen dran bleiben.

    Enttäuscht zeigt sich die BI bisher vom Investor Hamberger, von der „STERN GmbH“ und von „Berlin-Partner GmbH“, die die Ansiedlung in dieser Form vorantreiben. „Mit uns nur über die mögliche Gestaltung der 180 Meter langen Betonfassade reden zu wollen, ohne irgendeine Änderung des Baukörpers, ist völlig unzureichend“, bewertet die BI Siemensstraße deren Verhalten. Als wenig bürgerfreundlich empfindet die BI auch das dreimalige Vertagen und zweimalige Überweisen des oben genannten Antrags. Insgesamt waren sechs BVV- und Ausschusssitzungen im Zeitraum von Februar bis Juni notwendig, um die Beratungen zum o.g. Antrag abzuschließen.

    Die Art und Weise, wie das Bauvorhaben vom Bezirksamt in der Öffentlichkeit durchgesetzt werden soll, und das Festhalten am geplanten riesigen Baukörper stoßen auf erheblichen Widerstand in Moabit. Über 800 Unterschriften wurden im Frühjahr im unmittelbaren Umfeld des beplanten Geländes gegen das Bauvorhaben gesammelt. Auf Moabit Online sind die Artikel zum B-Plan die bei weitem meist diskutierten. Dadurch wird deutlich: Dieser Bau geht nur mit einem deutlichen Achtungsabstand und dem Belassen einer Baumreihe zwischen Großmarkt und Wohngebiet. Auch ist der Bau der Planstraße vor der Realisierung des Großmarktes dringend geboten.
    Einig sind sich die zahlreichen Aktivisten, besonders diejenigen Moabiter zu unterstützen, die als Eigentümer und Anlieger eine Klagemöglichkeit haben. Um das Projekt in der bisherigen Form zu verhindern, bleibt die BI aktiv. Die zahlreichen Argumente gegen das Projekt überhaupt und gegen das Projekt in dieser Form bleiben auf dem Verhandlungstisch.
    Für einen schnellen Bau der Planstraße will sich die BI jetzt verstärkt an die Stadtplaner der Senatsverwaltung wenden, um ein bürger- und anwohnerfreundliches Ergebnis zu erreichen.
    Insgesamt haben sich durch die BI Siemensstraße engagierte Bürger zusammen gefunden, die sich intensiv mit unserem Kiez und Moabit befassen. Deutlich wurde dabei, dass gerade der stark verkehrsbelastete Moabiter Norden viel mehr wohnungsnahe Grün- und Freiflächen braucht anstelle einer Riesengroßmarkthalle direkt gegenüber der Wohnbebauung.

  29. 79
    Carsten says:

    Die (oben verliinkten) Forderungen der BVV zum B-Planverfahren sind vernünftig (und letztlich ist sie das politisch entscheidende Gremium), um den Großmarkt zu integrieren. (Welcher politisch-korrekte Anmerkungsteufel die Abgeordneten geritten hat, ausgerechnet bei einem per definitionem gabelstaplergängigen Großmarkt noch den Punkt „Barrierefreiheit“ einzufordern bleibt rätselhaft und zeigt dann leider doch wieder, dass keiner der Beteiligten offensichtlich eine Ahnung von dem Gebäudetypus hat:)

    Natürlich wäre für die direkten Bewohner auch eine Grünfläche schön. Aber so realistisch muss man wohl sein, dass das nicht finanzierbar ist und auch innerstädtisches Gewerbe an dieser Stelle durchaus in Kombination mit der neuen Umgehungsstraße seine Berechtigung haben kann, aber dann bitte in der angemessenen Form.

  30. 80
    H. E. says:

    @ Carsten:

    Ich möchte mal die BVV-Abgeordneten verteidigen.
    Architektur, Städtebau und Ökologie sind genauso komplexe Studienfächer wie Medizin, Jura, Maschinenbau, Schiffsbau, Mathematik usw. Ich weiss nicht, ob überhaupt ein Architekt oder Stadtplaner Mitglied der BVV ist, aber alle die Mitglieder der BVV und des Bauausschusses, die aus den verschiedensten anderen Berufen kommen, sollen nun über alles, das betr. Großmarkt mit dem hochkomplexen Thema Stadtentwicklung zusammenhängt, entscheiden.
    Und hinzu kommt die Menge der Entscheidungen zu den verschiedensten Themen, die sie fällen sollen. Eigentlich müßten sie 24 Stunden am Tag Akten lesen und sich ständig in andere Berufe einarbeiten, wenn alle ihre Entscheidungen richtig sein sollen. Und da das schlichtweg nicht möglich ist, müssen sie sich in gewisser Weise auf das verlassen können, was Ihnen von den Abteilungen des Bezirksamtes vorgelegt wird.
    Insofern hat es ein Stadtrat für Stadtentwicklung prinzipiell erst mal leicht, sein Ding (hier den Bebauungsplan) bei der erforderlichen Abstimmung in der BVV-Sitzung durchzubringen. Anders sollte es sein, wenn Widerstand aus der Bevölkerung kommt. Dann sollte in der BVV und im Bauausschuss Skepsis angebracht sein, weil dann die Leute reden, die vor Ort wohnen und leben und daher die Umstände und Auswirkungen viel besser beurteilen können.
    Im Falle des Großmarktes ist diese Skepsis entstanden und hat zu einem Beschluss der BVV geführt, der den Stadtrat für Stadtentwicklung zwingt, den Investor zur Änderung seiner Pläne zu bringen. Wollen mal sehen, was nun passiert! Eigentlich müßte sich ja der Stadtrat persönlich ganz schnell mit der Bürgerinitiative an einen Tisch setzen, um all die Aspekte zu erörtern, die bisher von allen, die an dem Bebauungsplan-Entwurf mitgewirkt haben, einfach vom Tisch gewischt worden sind.

  31. 81
    H. E. says:

    Hier ein weiterer Grund, warum der Investor aufgeben sollte. Im Tagesspiegel steht heute:

    „Der Online-Einzelhändler Amazon verkauft in Deutschland jetzt auch Lebensmittel. Seit Donnerstag stehen auf der Handelsplattform insgesamt 35 000 Produkte von Gemüse, Fleisch und Fisch über Backwaren bis hin zu Delikatessen aus verschiedenen Ländern zur Auswahl.“

    Neulich war zu lesen, dass 2009 in Berlin beim Großhandel mit Nahrungsmitteln, Getränken usw. die nominalen Umsätze um 28,7 Prozent unter dem Vorjahresniveau lagen und dass die Metro in diesem Jahr mehrere Märkte schließt. Und nun kommt Amazon!! Ich sehe schon überall die Kühlautos herumfahren, die das Zeug an die Kunden ausliefern. Mal sehen, wann die ersten Discounter zumachen.

  32. 82
    K. S. says:

    … warum „Kaltluftschneisen“ so wichtig sind …

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/berlins-klimaanlage-funktioniert-noch/1882352.html;jsessionid=562E9E3B829FCA4EFBD600A028897260

    Würden wir uns alle eine Klimaanlage ins Schlafzimmer bauen, würde ja noch mehr Energie verbraucht werden, bei deren Erzeugung (derzeit zumindest) noch mehr Treibhausgase produziert würden, was den Temperaturanstieg noch mehr fördern würde.

  33. 83
    H. E. says:

    Zitat aus einer Presseerklärung verschiedener Stuttgarter Bürgerininiativen vom 23.04.2008:

    „Frischluftschneisen tragen zum Luftwechsel bei.“ …. „Stadträte, die heute die Bebauung von Frischluftschneisen befürworten, werden morgen vor den Bürgern Fahrverbote verantworten müssen.“ … „Die Frischluftschneisen in Stuttgart müssen unbebaut bleiben.“

    Gleiches gilt ja wohl auch für Berlin und das Grundstück an der Siemensstraße, auch wenn es die Abt. Stadtentwicklung des Bezirksamtes nicht wahrhaben will. Und es gilt um so mehr, als der „Umweltatlas“ der Abt. Stadtentwicklung des Senats genau das für das Grundstück empfiehlt.

  34. 84
    der Autor dieses Artikels says:

    @ H.E.

    kann ich bitte den Link zu dem „Umweltatlas“ mit der Empfehlung haben.

  35. 85
    H. E. says:

    @ 34

    http://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/umweltatlas

    Dann anklicken: 04 Klima, dann Klimamodell Berlin-Analysekarten, dann Luftaustausch am Morgen (z. B.) 06.00 Uhr, dann Teilbereich vergrößern

  36. 86
    H. Eschenburg says:

    In mehreren Kommentaren ging es bereits um Frischluft- oder Kaltluftschneisen und den Luftaustausch für Moabit.

    Nun war am 13.07. wegen des aktuellen Sahara-Wetters in Berlin ein Artikel im Tagesspiegel mit dem Titel „Hitzewelle – Berlins Klimaanlage funktioniert noch“. „Noch“ ist gut ausgedrückt, denn wenn man in Berlin so weiter baut, funktionieren eben diese Kaltluftschneisen bald nicht mehr. Bestes und aktuelles Beispiel sind die Pläne für den Hamberger-Großmarkt an der Siemensstraße.

    In dem Artikel wird beschrieben, wie es funktioniert: Nachts steigt über dem Häusermeer die heiße und dadurch leichtere Luft auf wie über einem Ofen. Dadurch entsteht ein Sog, der die schwerere kalte Luft aus kühleren Gefilden wie Parks und Wäldern im bodennahen Bereich in die Innenstadt zieht und daher nachts zur Abkühlung der Innenstadt führt. „Es gibt Luftleitbahnen in die Stadt, die man tunlichst nicht zubauen sollte“, sagt Meteorologe Helmut Bivour vom Deutschen Wetterdienst in Potsdam auch im Hinblick auf die weitere Klimaerwärmung.

    Aber genau dieses Zubauen hat die Abt. Stadtentwicklung von Mitte mit dem Großmarkt vor. Das mit der Parkplatzüberdachung und der Schallschutzwand vor der James-Krüss-Grundschule 300 m lange Gebäude wird genau quer in der Kaltluftschneise liegen, die aus den Rehbergen nach Moabit führt. Und das, obwohl die Planungshinweise aus dem Umweltatlas der Senatsabteilung für das Baugrundstück und das angrenzende Moabit eine „sehr hohe Empfindlichkeit gegenüber Nutzungsintensivierung“ feststellen und „keine weitere Verdichtung, Verbesserung der Durchlüftung und Erhöhung des Vegetationsanteiles“ empfehlen.

    Auch über dieses Thema wird die Bürgerinitiative in demnächst anstehenden Gesprächen mit der Abt. Stadtentwicklung bzw. mit Stadtrat Ephraim Gothe reden.

    Hier der Link zum umfangreichen Umweltatlas, dessen Erstellung den Steuerzahler sehr viel Geld gekostet haben dürfte: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/umweltatlas
    Besonders interessant sind die Abschnitte 04 Klima, Klimamodell und Planungshinweise Stadtklima.

    H. Eschenburg für die Bürgerinitiative Siemensstraße

  37. 87
    der Autor dieses Artikels says:

    @ H.E.

    Danke für die vielen Worte und allgemeinen Hinweise.

    Alle Einzelkarten sind ja direkt verlinkt. Ihr Link geht immer in den ganzen Bereich Umweltatlas.

    Bitte geben Sie mir doch den Link zu der Karte und den genauen Texthinweis, der sich auf das Grundstück bezieht!, damit ich die zahlreichen Karten, die sicherlich alle interessant sind, nicht selbst durchsuchen muss.
    Ich kann die speziellen Hinweise auf die Auswirkung einer 11,75 m hohen Halle auf das Klima in Moabit leider nicht identifizieren.

  38. 88
    H. E. says:

    Ich bin kein großer PC-Fan, deswegen geht das mit dem Link zum Umweltatlas leider nicht besser. Sie müssen sich dann halt genauso weiter durchfummeln, wie ich es auch tue. Vielleicht gibt es ja jemand in der Moabit Online Fangemeinde, der hier einspringen kann.
    Im übrigen werden die Karten mit der Eintragung Ihrer Walhalla voraussichtlich nächste Woche bei Moabit Online veröffentlicht.
    Und natürlich gibt es in den Karten keine speziellen Hinweise, wie sich eine ca. 11 m hohe und ca. 300 m lange Baukonstruktion auf das Klima in Moabit auswirkt. Damit würde sich ja die Senatsabteilung für Stadtentwicklung selbst die Karten legen bei vielen größeren Bauvorhaben, u. a. eben auch beim Hamberger-Großmarkt an der Siemensstraße.
    Aber ich denke mal, wenn Herr Bivour vom DWD empfiehlt, die Kaltluftschneisen nicht zuzubauen, dann hat das schon seine Berechtigung – auch für Moabit.

  39. 89
    vilmoskörte says:

    Man muss sich vortasten über Umweltatlas -> Themenbereiche -> 04 Klima bis zum „Klimamodell Berlin 2009“ -> http://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/umweltatlas/ia410.htm

    Dort findet man dann u.a. folgende Karte

    http://fbinter.stadt-berlin.de/fb/index.jsp?loginkey=showAreaSelection&mapId=k04_10_05massenstrom22uhr2005@senstadt&areaSelection=address

  40. 90
    der Autor dieses Artikels says:

    @ H.E.

    Sie haben doch auch den Link für die Rubrik Umweltatlas geposted.
    Wenn Sie auf der Karte sind steht der Link oben im Browser
    oder
    wenn man den Link zur Karte auf der Webseite sieht können Sie mit der rechten Maustaste Link-Adresse kopieren wählen.

    Ich würde schon gerne die Karte sehen auf die hier immer verwiesen wird und die Hinweise sehen aus denen man dann abbleiten kann, was der Großmarkt tatsächlich für eine Wirkung hat.

  41. 91
    H. E. says:

    @ vilmoskörte: Danke.

    @Verfasser des Artikels: Nehmen Sie den unteren Link von vilmoskörte, …
    dann „HTML Modus“ anklicken,
    dann rechts oben „Übersichtskarte“ anklicken,
    dann im Bezirk Mitte zwei Positionen im Bereich von Moabit Nord anklicken,
    dann „übernehmen“ anklicken,
    dann links oben „in Karte bewegen“ benutzen,
    dann sehen Sie die Kaltluftströme samt Intensität.

    Zur Wirkung des Großmarktes: Ich habe in der Schule in Physik gelernt, dass kalte Luft zu Boden sinkt und warme Luft aufsteigt, und dass aufsteigende warme Luft am Boden kalte Luft nachzieht. So funktioniert übrigens auch jeder Heizkörper in Ihrer Wohnung. Wenn man jetzt ein Sofa (oder das Gebäude für den Großmarkt) quer in den Kaltluftstrom stellt, wird der Kaltluftstrom aufgehalten. Unser für Moabit im Sommer notwendiger Kaltluftstrom kommt aus den Rehbergen, das ist im Norden von Moabit oder auf der Karte oben.

    Wenn Ihnen das als Erklärung nicht genügt, empfehle ich Ihnen ein Telefonat mit Herrn Bivour vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Potsdam. Die Tel.-Nr. finden Sie im Telefonbuch.
    Außerdem verweise ich auf den dritten Absatz meines Kommentars von 13:02 Uhr.

  42. 92
    vilmoskörte says:

    Die Seiten des Umweltatlanten sind zwar sehr informativ, aber einen Preis für die Bedienfreundlichkeit gewinnen sie sicher nicht. Die wesentliche Karte, die das bodennahe Windfeld und den Kaltluftvolumenstrom um 22:00 Uhr (zu Beginn einer austauscharmen Strahlungsnacht) im Gebiet darstellt, habe ich darum extrahiert, sie ist unter diesem Link zu finden. Sie zeigt recht deutlich, wie sich der geplante Betonklotz dem Luftstrom in die Quere stellen würde.

  43. 93
    K. S. says:

    Danke! Auf diese hilfreiche Extraktion einen Schnapsbirnenxtrakt! Prosit! Es möge nützen!

  44. 94
    carsten says:

    Ich warne davor, zu viele Nebenkriegsschauplätze zu eröffnen. Kernpunkte sind die problematische städtebauliche Einordnung des großen Baukörpers (Pappeln und Gliederung), die hohe Versiegelung und ggf. noch Verkehrsprobleme. Dass die Klimawirkung diskutiert wird, mag angesichts der augenblicklichen Temperaturen naheliegen, aber es bleibt ein relativ begrenzt wichtiges Nebenthema: Kaltluft kommt von den schon zur Barnimhochfläche (und den RehBERGEN) ansteigenden Teilen des Urstromtals in das in Richtung Spreelauf niedriger gelegene Urstromtal hinunter. Diese Schneise sollte man nicht zubauen, z.B. durch hohe Mietshäuser oder Scheibenhochhäuser. Das ist im Umweltatlas gemeint. Die makroklimatischen Auswirkungen einer 12 m hohen Halle vor einer langen Wand von 22,5 m Traufe + 3 m Dachhöhe der Mietshäuser sind gelinde gesagt überschaubar. Da müsste man schon sehr genau messen können, ob weniger Kaltluft in die Emdener Straße einfließt. Man sieht sehr genau im Umweltatlas, dass niedrige Hallen wenige Auswirkungen haben, die hohe Mietshausfront entlang der Siemensstraße aber schon als sehr starke Grenze wirkt. Wenn man Klimawirkungen betrachtet muss man die mikroklimatischen Wirkungen ins Auge nehmen, die auch der Umweltatlas meint: Jede weitere Versiegelung in dem ohnehin belasteten Gebiet zerstört Abkühlungsflächen, so auch der Großmarkt – wobei zu berücksichtigen ist, dass die vorhandene Pflaster- und Schotterflächen auch nicht ideal sind und es beim Neubau eine teilweise Begrünung geben wird. Gleichwohl wird es mikroklimatische Auswirkungen geben, aber das wäre auch bei einer kleinteiligeren Bebauung der Fall. Diese Abwägung, ob eine Versiegelung angesichts der anderen positiven stadtentwicklungspolitischen Auswirkungen sinnvoll ist, muss im Bebauungsplan erfolgen. Also: Nicht Kaltluftschneisen mit Abkühlungsflächen verwechseln.

  45. 95
    H. E. says:

    Dass das Baugrundstück z. Zt. eher eine Abkühlungsfläche ist, ist klar. Dass das Grundstück nach dem Bau der Halle, der Anlieferung, der Parkplätze und des Parkplatzdaches bei einer Bodenversiegelung von 97 % der Grundstücksfläche ein Ofen sein wird, ist auch klar. Dass die aus dem Parkplatzdach, der Halle und der Schallschutzwand (vor der J.-K.-Schule) bestehende 300 m lange Baukonstruktion die Waldstraße und die Emdener Straße vom Kaltluftstrom abschneiden wird, ist im Stadtplan (s. o.) gut zu sehen. Und dass die Fahrbahn der Siemensstraße und die Gebäude an der Siemensstraße nicht mehr gekühlt werden, ist auch logisch.
    Also was noch?
    Im übrigen war das Baugrundstück im Planwerk West mal als Parkfläche gedacht. Aus gutem Grund und weil Moabit unterversorgt ist. Wenn dafür kein Geld da ist, hätte man es auch erst mal als entsteinte und umzäunte Brachfläche liegen lassen können. Leider kam statt dessen jemand auf die Idee, dass es sich doch auch teuer verscherbeln läßt. Und zwar um so teurer, je mehr man darauf bauen kann. Deswegen ist jetzt eine GRZ von 0,97 geplant, was einer Überziehung der zulässigen GRZ von 0,8 um 23 % entspricht. Kann man das noch als Stadtplanung bezeichnen? Brauchen wir dafür noch eine Abteilung Stadtentwicklung?

  46. 96
    carsten says:

    Ach H.E. Immer von Hölzchen auf Stöckchen. Hier ging es nur um die Kaltluftströme. Von Ihrer Ausgangsbehauptung, des Zubaus einer für Moabit wichtigen Kaltluftschneise bleibt bei genauem Hinsehen nicht viel übrig. Wenn man daran glauben will, dass eine 12 m Halle Kaltluftströme abschneidet, soll man das machen. Ein paar mikroklimatische Negativwirkungen bleiben, wie bei jeder innerstädtischen Bebauung. Die kann man kritisieren, aber auch nicht übertreiben. Aber dann werden halt alle möglichen anderen Dinge vorgebracht. Teils schon x-mal erwähnt, teils schlicht falsch. Wie gesagt, ständig blind mit der Schrotflinte herumballern bringt nichts, da macht man sich nur unglaubwürdig, sondern nur gezielte Argumentationen, um Verbesserungen der weiterhin problematischen Planung zu erreichen. Mir ist die Beteiligung daran jetzt zu mühsam, man weiß vor vielen falschen Angaben, gar nicht, wo man anfangen soll: Aber zwei Dinge ärgern mich noch: Vielleicht kann man langsam mal korrekt darstellen, dass die bauliche Dichte nicht das entscheidende Problem ist – die GRZ (1) liegt nur bei etwa 0,7, wie in fast allen vergleichbaren alten und neuen innerstädtischen Gewerbegebieten – , die Grundstückspreise sind für solche Flächen eh nicht so gewaltig hoch. Das Problem ist (neben dem Baukörper) die hohe Versiegelung. Das ist das entscheidende und zu kritisierende Zugeständnis des Bezirks.
    Und das andere: Das Stadtplanungsamt hat sich fast über Jahrzehnte um die Umgestaltung des Güterbahnhofs zu einer Grünfläche für Moabit bemüht. Deshalb steht das auch als Zielplanung in den entsprechenden Planwerken. Seit mehr als 12 Jahren (!) gibt es die – sehr intelligente – konkrete Planung nördlich der Siemensstraße eine Umgehungsstraße, Gewerbeflächen und eine Grünfläche anzulegen. Es ist hochkomplex, dafür die Flächen, Bundes- und EU-Fördermittel zu erhalten, Baurecht zu schaffen und dann noch Unternehmen anzusiedeln. (Zeitweise drohte von Seitens der Bahn hier ein Güterverteilzentrum!) Nichts davon, dass da mal schnell eine Fläche verscherbelt wurde. Bezirk und Land haben darauf keinen Einfluss, es war niemals eine kommunale Fläche. Der Bund hat alle nicht betriebsnotwendigen Flächen bundesweit im Paket verkauft. Berlin hätte ja was haben können, wenn sie einen Teil der Pensionslasten der alten Bundesbahn übernommen hätten. Man kann die Privatfläche auch nicht einfach „umzäunt und entsteint“ liegen lassen. Wer bezahlt das? Auf welcher Rechtsbasis? Was wird dann mit dem gesamten Entwicklungsprojekt? Und es ist für die bezirkliche Planung ein verdammt schwieriges Geschäft, den großen Immobilienbesitzern, sei es die Bahn oder ihre Nachfolger – Flächen für Grün abzuluchsen. Das ist sehr oft gelungen in Berlin. In Moabit ist die Fläche eben nach langen Bemühungen leider sehr klein geworden, aber da ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Auch wenn ich mir selbst hier weiterhin eine bessere Lösung wünsche: Den Mitarbeitern im Stadtplanungsamt ständig Unfähigkeit zu bescheinigen, ist doch etwas anmaßend, insbesondere wenn offensichtlich nur sehr unklare Vorstellungen über das Verfahren bestehn. So, das war es aber von mir zu dem Thema.

  47. 97
    H. E. says:

    Danke, vilmoskörte.

    Die Karte zu Deinem Link in Kommentar 92 zeigt sehr schön, wie flächig sich die Kaltluft von Norden über das Baugrundstück hinweg Moabit nähert und dann vor allem über die Waldstraße nach Moabit einfließt. Die Waldstraße ist die dunkelgrüne Fläche nahe der Bildmitte. Die 300 m lange Baukonstruktion beginnt links neben der Waldstraße und geht nach rechts an der Emdener Straße vorbei bis zur Grundschule. Im gesamten Bereich dürften die bodennahen Kaltluftströme schwer gestört werden.

    Mit einer aufgelockerten Bebauung, in der die Schneisen der Waldtstraße und der Emdener Straße nach Norden fortgesetzt werden, könnte man diese Probleme sicher vermeiden. Dieses würde z. B. für einen Gewerbe- und/oder Technologiepark sprechen, letzterer z. B auch für die TU.

  48. 98
    Uta H. Anwohnerin says:

    In Bezug auf die (in Zukunft zunehmende) Bedeutung von Frischluftschneisen in Großstädten möchte ich auf folgende Berichterstattung in den Medien verweisen:

    http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnavigation/startseite/#/beitrag/video/1092000/ZDFreporter-vom-15-Juli-2010
    http://www.taz.de/1/berlin/artikel/1/hitze-braucht-platz-fuer-durchzug/
    http://www.tagesspiegel.de/berlin/berlins-klimaanlage-funktioniert-noch/1882352.html

    Ich denke die Bedeutung des Themas ist nicht aus der Luft gegriffen. Und möge es auch nur um ein paar (scheinbar zu vernachläßigende) Mikrograde Temperaturanstieg gehen; zum Schluss macht es die Summe aller Baumaßnahmen, die das Klima des gesamten Innenstadtgebiets verschlechtern wird.

    Ganz nebenbei gesagt: wenn eine Verschlechterung des Stadtklimas schon billigend in Kauf genommen wird, muss dass denn zu Gunsten eines einzelnen Investors und mit einem solchen baulichen Monstrum geschehen? Neben der Verschlechterung des Stadtklimas ist man seitens des Stadtentwicklungsamtes auch noch bereit, eine Gewerbearchitektur der übelsten Sorte in Kauf zu nehmen.

  49. 99
    H. E. says:

    Gestern, am Montag, hat auf dem Baugrundstück an der Siemensstraße ein über zweistündiges Gespräch zwischen Mitarbeitern der Abt. Stadtentwicklung des Bezirksamtes Mitte und der Bürgerinitiative Siemensstraße und betroffenen Anwohnern stattgefunden. Im Moment fehlen mir angesichts des deprimierenden Ergebnisses schlicht und einfach die Worte, um detailiert darüber zu berichten.

    Eines sei nur vorab gesagt: Die Abt. Stadtentwicklung hat sich nicht in Richtung der Forderungen der Bürgerinitiative Siemensstraße bewegt. Da der Stadtrat in Urlaub ist und dieser Termin als Vorbereitung des Gespräches mit dem Stadtrat bezeichnet wurde, war der Eindruck vieler Teilnehmer, dass der Stadtrat für Stadtentwicklung, Ephraim Gothe (SPD), offenbar nicht die geringste Absicht hat, den Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung vom 18.06.2010 umzusetzen. Der Stadtrat zeigt zwar Bereitschaft, mit der BI zu reden, aber in der Sache will er offenbar weiterhin ausschließlich die Interessen des Investors und des Grundstückseigentümers bedienen.

    Dieses würde den Missbilligungsantrag der CDU-Fraktion vom 16.02.2010 bestätigen. Dieser lautete: „Die Bezirksverordnetenversammlung Mitte missbilligt die bisherige Amtsführung des Bezirksstadtrates Ephraim Gothe, insbesondere die mangelhafte Umsetzung und das Ignorieren von Beschlüssen der Bezirksverordnetenversammlung Mitte.“

  50. 100
    der Geist, der stets verneint says:

    Dieser Kommentar wurde vom Autor des Artikels entfernt,
    weil er Zusammenhänge aktuellen Geschehens mit deutscher Geschichte schafft,
    die nicht akzeptabel sind.

    Sollten die Vergleiche „totalitäre Herrschaft“ und „Endlösung“ betreffend vom Kommentator/der Kommentatorin
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    Mit der Bitte um Mäßigung.