„Interieur c/o Moabit“ ist zugleich Titel der Ausstellung, Ortsverweis und Spiegelsatz scheinbarer Tatsachen.

Wieder einmal gut besucht war die Vernissage Mitte April in der seit März 2008 bestehenden Zweigstelle Berlin in der Lehrter Straße. Die von Birgit Szepanski kuratierte Gruppenausstellung zeigt die verschiedensten Interpretationen des Themas „Interieur“ von Peter Dobroschke, Hermann Pitz, Karin Sander, Erik Steinbrecher, Stephan Weitzel, Sinta Werner und Andrea Winkler.

Gleich am Eingang umströmt die BesucherInnen erfrischende Luft von Ventilatoren, die – arrangiert von Erik Steinbrecher – nicht nur ihre Flügel, sondern auch noch Fäden rotieren oder von der Luftströmung lassen. Dahinter verschiedene Alltagsobjekte wie Handtücher im Glasrahmen.

Ebenfalls gleich am Eingang überrascht Hermann Pitz mit einem doppelten Blick auf die Lützowstraße, mit einem Foto des Blicks aus dem Fenster beim Blick aus dem Fenster, sozusagen einem Interieur im Exterieur.

Den Einblick von außen ins Interieur der Galerie hat Andrea Winkler mit Stoffen verhangen, an denen sie wiederum mit Tüchern und anderen Accessoires eigene Interieurs drapiert, Vorhang und Objekt in einem.

Karin Sander nimmt sich eine Wand des Ausstellungsraum als Gegenstand des Interieurs, indem sie ein Stück der Raufasertapete der Wand herausschneidet und akkurat neben der auch für die Künstlerin überraschenderweise rosafarbenen, offengelegten Wand auf einem Trägerrahmen platziert.

Stephan Weitzel thematisiert mit einem Tryptichon drei Moabiter Orte mit Einblicken: Im zentralen Teil des Tryptichons mit dem Schriftzug „terre maudite“ (verfluchtes Land) stellt Weitzel historische Einblicke ins frühere Zellengefängnis Moabit dar. Im linken Teil des Tryptichons bringt Weitzel das Gebäude des gegenwärtigen BundesINNENminsteriums in einer zeitlichen Symbiose mit der dort früher einmal befindlichen Meierei Bolle zusammen als Ort wo die Milch ins INNENministerium fließt. Der Hauptbahnhof ist der dritte von Weitzel thematisierte Ort, in dessen transparentem Glasgebäude überdimensionale Überwachungskameras den Einblick ins Innerste der Besucher erlauben.

Sinta Werner konstruiert in ihren fotografischen Werken nicht-mögliche Perspektiven eines Zimmer mit Raufasertapete und Peter Dobroschke setzt Fotografien seines Ateliers, dem „Interieur des Kunstmachens“ als bewegliche Module auf eine Rahmenkonstruktion.

Auch dieses Jahr bietet die „Zweigstelle Berlin“ während des „gallery weekends“ umfangreiche Sonderöffnungszeiten an, und zwar
Freitag, 30.04.2010 von 14-21 Uhr, Samstag, 01.05.2010 von 10-19 Uhr, und Sonntag, 02.05.2010 von 11-18 Uhr. Bis dahin ist Galerie jeweils von 14-19 Uhr geöffnet. Die Öffnungszeiten im Mai: 06.05.-29.05.2010: Do+Fr, jeweils 14-19 Uhr, Sa. 10-14 Uhr

Am Sonntag, 02.05.2010, 14 Uhr beginnt zusätzlich eine Kunstführung. Die Kuratorin Birgit Szepanski wird die Idee zu „Interieur c/o Moabit“ und die Kunstwerke vorstellen. In einem anschließenden Kunst-Spaziergang mit ihr und dem Künstler Stephan Weitzel wird der Weg zum Showroom PG Lab in Moabit aus künstlerischer Sicht vielseitig betrachtet. Die daran anschließende Führung im PG Lab Showroom wird Christina Lammers, Inhaberin des Showrooms, zusammen mit den dort ausstellenden Künstlern in einem Gespräch machen. In der Ausstellung Kein Schweiß auf Holz werden aktuelle Arbeiten von Meisterschülern der Klasse Candice Breitz – Constantin Hartenstein, Iris Musolf, Karin Then und Clemens Wilhelm gezeigt.

Am 18.6.2010 um 18 Uhr findet im Rahmen der Moabiter Kulturtage Inselglück (17.6.-20.6.2010) die Präsentation des Booklets und ein Gespräch zur Ausstellung Interieur c/o Moabit mit Birgit Szepanski und Stephan Weitzel statt.

Zweigstelle Berlin, Lehrter Straße 37, 10557 Berlin, Fon (030) 39 88 55 99

Übrigens, auch die Galerien in der Heidestraße für zeitgenössische Kunst Fruehsorge, Galerie Schuster, Hamish Morrison Galerie, Haunch of Venison, Nolan Judin Berlin, Plan B, Tape, Wendt + Friedmann, Zern starten am 30.4. neue Ausstellungen, Edition Block und Tanas führen ihe aktuellen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst fort.