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[13] Der Widerstand

Quelle: „SED Tiergarten: Das war Moabit“

An der Nordwestgrenze unseres Bezirks liegt die Strafanstalt Plötzensee. Vom Gipfel des Beusselberges sieht man den trotz seiner Kirchtürme so düsteren Backsteinbau. Düster und blutig ist auch das, was hier in den 12 Jahren der Macht des Faschismus geschah. Nach den Aufzeichnungen des Gefängnispfarrers Dr. Poelchau mussten allein im Gefängnis Plötzensee von 1933 bis 1945 über 1.800 Widerstandskämpfer ihren letzten Weg antreten.
Groß war das Heldentum der tapferen Menschen, die in den Betrieben, Verwaltungen und Institutionen dem Faschismus aktiven Widerstand leisteten. Ihr Andenken zu ehren muss unser aller Verpflichtung sein.
In diesen Tagen ehrten der Betriebsrat und die Arbeiter der AEG-Turbine ihre acht von den Nazis im April 1945 ermordeten Kollegen an der Gedenkstätte Plötzensee durch eine Ehrenwache und Niederlegung eines Kranzes.
Einer von vielen, die diesen Kampf führten, war Robert Uhrig, unter seinen Freunden als Robby bekannt. Als Facharbeiter war Robert Uhrig seit 1932 bei der Firma Osram (heute Telefunken) in Moabit tätig. Er war verantwortlich für eine Zelle der KPD in diesem Betrieb und meisterte seine Aufgabe, trotz Werkschutz und Gestapo-Überwachung, bis zu seiner Verhaftung im Juni 1934.
Selbst in den alten Klostermauern des Zuchthauses in Luckau setzt er den Kampf gegen den Hitlerfaschismus fort. Dort entlassen, begann er – trotz verschärfter Überwachung – die antifaschistische Arbeit in den Moabiter Betrieben zu verstärken. Seine Gruppe bei Osram stellte bald die Verbindung zu den antifaschistischen Kampfgruppen in der AEG-Turbine, zu Typograf, Loewe und Bamag-Meguin her. Aus diesen Ansätzen entstand in mühevoller Tätigkeit die heute fast legendär gewordene Uhrig-Gruppe.
Ihren Kern bildeten in erster Linie Arbeiter aus den Berliner Großbetrieben. Die Tätigkeit der Uhrig-Gruppe reichte bald bis fast in alle Städte Deutschlands. In Essen, Hannover, Hildesheim, München, Dortmund und Hamburg entstanden Gruppen. Von der Uhrig-Gruppe in Berlin, mit ihrem Herz in den Moabiter Großbetrieben, zogen sich Verbindungen zu antifaschistischen Widerstandsgruppen nach Prag, Kopenhagen und Holland.
Es kam das Jahr 1939, das Jahr, in dem der Faschismus glaubte stark genug zu sein, den Völkern der Welt den Krieg zu erklären. das kameradschaftliche Bemühen der Uhrig-Gruppe, die besten Kräfte der Arbeiterschaft und des Bürgertums zum gemeinsamen Kampf zu vereinen, trug erste Früchte. Sozialdemokratische und kommunistische Arbeiter wirkten in enger Gemeinschaft mit antifaschistischen Intellektuellen, Ingenieuren, Beamten aus dem Außenministerium und Offizieren des OKH.
Aber die Gruppe R. Uhrig war nicht die einzige. Im Krankenhaus Moabit hatte sich eine Widerstandsgruppe gebildet, die zur von Dr. Robert Havemann gebildeten „Europäischen Union“ gehörte. Hunderttausende von Flugblättern gegen den Faschismus, Solidaritätshandlungen voller Opfermut waren ihr Beitrag zum Kampf gegen die Hitlerfurie. Zur „Europäischen Union“ gehörte auch der bekannte Arzt Dr. Groscurth, der am 8. Mai 1944 in Brandenburg hingerichtet wurde.
Da sind auch die mutigen Arbeiter von Loewe. Zu dieser Gruppe gehörten über 40 aktive Antifaschisten. 25 von ihnen wurde der Prozess gemacht. Hans Schulz, Rudolf Hallmeyer und Friedrich Klemstein wurden von den Nazi-Bastarden umgebracht.
Wenn es auch der Gestapo 1942 gelang, durch Einsatz großer Kräfte und gewaltiger Mittel Verhaftungen vorzunehmen und die Besten in die Folterkammern zu schleppen, die Mehrheit der Widerstandskräfte in den entscheidenden Betrieben blieb – durch das standhafte Verhalten der Verhafteten – bestehen und vereinigte sich bald mit der immer stärker in Erscheinung tretenden Saefkow-Gruppe.
Aber auch der Kern der Uhrig-Gruppe, mit Robert Uhrig an der Spitze, setzte aus dem KZ Sachsenhausen seine patriotische Arbeit fort und rief das deutsche Volk auf zur entscheidenden, befreienden Tat. Selbst angesichts des Todes verstummten ihre Stimmen nicht, sie lebten und starben als aufrechte deutsche Menschen. Zweiundvierzig der Besten wurden hingerichtet – aber ihr Werk lebt weiter. In Moabit war einer ihrer stärksten Bastionen, in den Betrieben in den Vorderhäusern und in den Hinterhöfen.

Robert Uhrig
war einer der hervorragendsten Helden der deutschen Widerstandsbewegung. Die KPD wurde als erste Partei von den Nazis verboten und der faschistische Terror wütete mit unmenschlicher Grausamkeit gegen ihre Mitglieder und Funktionäre. Dennoch stellten die illegalen Gruppen der KPD bis 1945 immer wieder den Kern des Widerstandes, um den sich mutige Deutsche aus allen Schichten des Volkes scharrten.

Hans Schulz
schuf zusammen mit Fritz Klemstein und Rudolf Hallmeyer im Betrieb Ludwig Loewe. Der beliebte Arbeitersportler Hans Schulz wurde zusammen mit Fritz Klemstein am 27.9.1944 von der Gestapo verhaftet und beide wurden am 20. April 1945 hingerichtet. Es waren die letzten Hinrichtungen im Zuchthaus Brandenburg. Fünf Tage später sprengten sowjetische Panzer die Zuchthaustore auf.

Ottilie Pohl
Als sie ihren 76. Geburtstag im Kreise ihrer Freunde feierte, hatte die stets hilfsbereite und im Beusselkiez beliebte Landtagsabgeordnete bereits die Aufforderung der Gestapo in der Tasche, sich am nächsten Tage zu melden. Sie erzählte nichts davon, um die Geburtstagsstimmung nicht zu verderben. Tags darauf wurde sie von den faschistischen Schergen abgeholt und kurze Zeit später als Jüdin in Auschwitz vergast.

Wilhelm Bösch
und seine Kampfgefährten Gustav Sadranowski, Karl Müller und Wilhelm Leist, Otto Lang, Richard Klotzbücher, Walter Homann und Karl Behrens, alle aus der AEG Turbine, wurden im April 1945 in Plötzensee von den Nazis ermordet.

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