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Luxussanierung jetzt auch im Stephankiez

Wird Moabit der nächste angesagte Kiez, in dem sich Luxusobjekte lohnen, immer mehr in Eigentum umgewandelt wird und die Mieten stark steigen? Die Anzeichen mehren sich. Wir wollen hier nicht theoretisch von Gentrifizierung sprechen, sondern uns einfach mal anschauen, was so angeboten wird. Schließlich überrascht es doch, dass Investoren jetzt tatsächlich über den „sozialen Äquator“, ich meine damit die Straße Alt-Moabit, hinüber springen. Südlich Alt-Moabit, sei es Im Westfälischen Viertel oder nahe der Spree sind schon einige Eigentumswohnanlagen der Luxusklasse fertiggestellt oder gerade im Bau (über sie sollte bei Gelegenheit hier auch mal berichtet werden). Wir beschränken uns heute auf zwei Projekte der Firma Ziegert Immobilien, die in der Werftstraße 2 bereits seit Herbst 2008 den Altbau von Grund auf saniert und jetzt auch in der Stephanstraße 61 Wohnungen mit Luxusausstattung aus- und neubaut.

Wer die Bilder und Sprache der Webseiten einmal ganz in Ruhe auf sich wirken lässt, wird feststellen, wie mit Bildern schöner alter Dinge – sie müssen eigentlich nicht alt sein, sondern alt aussehen – ein besonderes Ambiente geschaffen wird. Auch die verwendete Sprache spielt dabei eine wichtige Rolle. Zum Vergleich möchte ich auf einen Artikel hinweisen, der vor einiger Zeit im Kreuzberger Horn erschienen ist. Jürgen Enkemann holte den Hang wohlhabender Zeitgenossen zur „guten alten (vordemokratischen) Zeit“ in der Immobilien-Werbung für ein „höfisches Palais in Kreuzberg“ ins kritische Bewusstsein. Hier müssen Bismarck, Moltke oder Wilhelm I. und II. sogar als Namen für Wohnungen herhalten. Sind Adel, Monarchie und bourgeoiser Dünkel wieder attraktiv geworden? Gar so weit geht Ziegert nicht in seiner Werbung. Da sind ihm dann doch Modernität, Energieeffizienz und Sonnenkollektoren wichtiger.

Aber: Man soll „im (Stuck-)Himmel Berlins“ schweben wollen und sich dafür eine Wohnung in „dem Haus aus der Kaiserzeit“ in einer ruhigen Seitenstraße gelegen anschaffen. Die Werbung verspricht, dass man mit „Grandezza“ empfangen wird von einer Natursteintreppe, herrlichem Parkett, schönstem Deckenstuck und Flügeltüren, die mit schweren Messinggriffen beschlagen sind. Die  „pompöse“ Ausstattung der „klassischen Altbauwohnungen“ wird gelobt. Dazu moderner Komfort, großzügige Bäder, Gegensprechanlage mit Kamera und Außenaufzug. „Logenplätze“ werden auf Balkonen, Terasse oder in den beiden Penthäusern angepriesen. Soweit die Werftstraße, in der 21 Wohnungen entstehen, die schon nicht mehr alle zu haben sind.

Auch im „Sternenhaus“ in der Stephanstraße sind nicht mehr alle Wohnungen frei, obwohl dort die Bauarbeiten gerade erst begonnen haben, nachdem vor 2 oder 3 Monaten die letzte Mieterin das Haus verlassen hat. Hier entstehen ebenfalls 21 sanierte Altbau­woh­nungen und 5 neue Dachgeschoss­woh­nungen in einer „wahren Gründer­zeitperle“. Gestern war Besichtigung und das Interesse entsprechend groß. Sehr viel wird vermutlich nicht original erhalten bleiben bis auf zwei reich verzierte Kachelöfen. Auch der Originalstuck – fast in jedem Zimmer ein anderes Muster – wird der Deckensanierung zum Opfer fallen. Von einem Muster sollen Abdrücke gemacht werden. Das kann dann wieder angebracht werden. Die schwierigen Grundrisse bedingt durch große Berliner Zimmer sollen mit angebauten Balkonen entschärft werden. In den Seitenflügeln entstehen Maisonettwohnungen, aber auch einige kleine 2-Zimmerwohnungen mit Durchgangszimmern. Der Hof wird bis auf Wegeflächen und Fahrradstellplätze komplett für Privatgärten parzelliert. Das lässt auf die Einschätzung schließen, wer Geld ausgibt, legt keinen Wert mehr auf Gemeinschaftsflächen. Die Preise reichen je nach Lage von 2.100 bis 2.850 Euro/qm.

Nachtrag:

In der LiesSte, Zeitung für den Stephankiez, Nr. 18, April 2011 ist ein Artikel erschienen, der ausführlicher auf das Haus Stephanstraße 61 – Das Sternenhaus – eingeht, wir dokumentieren diesen Artikel hier (trotz einiger kleiner Wiederholungen).

Stephanstraße 61: Modernisierung und Eigentumswohnungen

Seit Jahrzehnten wirkt das Haus mit der Nr. 61 zwischen den renovierten Fassaden der Stephanstraße wie ein Fremdkörper. „Warum bröckelt hier der Putz?“ „Warum sind die meisten Wohnungen unbewohnbar und nichts passiert?“, mögen sich viele gefragt haben. Obwohl der Stephankiez von 1995 bis 2007 ein förmlich festgelegtes Sanierungsgebiet war, war es weder dem Bezirksamt noch dem Sanierungsbeauftragten S.T.E.R.N. gelungen, den hochbetagten Eigentümer zu einer Modernisierung zu bewegen. Zu Beginn des Programms hätte es sogar noch Fördermittel gegeben. Helmut Rösener, S.T.E.R.N. GmbH, erinnert sich an einen Gebäudecheck aus dem Jahr 1994 mit geschätzten Baukosten von 3,3 Mio. €, eine schon damals reichlich hohe Summe. Doch nach Aufhebung des Sanierungsgebiets sah das Haus Stephanstraße 61 immer noch genauso heruntergekommen aus wie zuvor.

Herr Herold, geboren 1908, wollte nichts verändern. Jedenfalls nicht mit Fördermitteln und Projektträgern wie LIST oder SPI, die sich vergeblich um den Erwerb des Grundstücks bemüht hatten. Er wollte selbst bestimmen und reparierte zum Teil mit Hilfe von Mietern das allernotwendigste. Die Bauaufsicht war häufig zu Gast und hatte mit diesem Haus alle Hände voll zu tun. Als Putzbrocken von der Fassade fielen, musste das Bezirksamt zum Schutz der Passanten einen Tunnel bauen. Als Ersatzvornahme wurde der Putz abgeschlagen, der Eigentümer zahlte monatlich die Kosten ab. Davon wurde die Bausubstanz über die Jahre natürlich nicht besser. Durchgefaulte Fußböden, ausgebrannte Zimmer, Elektroleitungen aus den 60er Jahren oder älter, ein Notdach als Decke im vierten Stock, eine Original-Mädchenkammer, all das führte Ziegert-Immobilien den staunenden Besuchern im Dezember 2010 bei einer Besichtigung vor. Mittlerweile war der Eigentümer verstorben und die Erben hatten das Haus an Herrn Moschner von Thamm und Partner verkauft.

Die letzte Mieterin hat zum Ende des Sommers das Haus verlassen. Nach der Kernsanierung sollen 21 sanierte Altbauwohnungen und 5 neue Dachgeschosswohnungen entstehen. Einige sind schon vergeben, obwohl die Bauarbeiten erst begonnen haben. Zwei Aufzüge werden eingebaut. Alle Wohnungen erhalten Balkone, die meisten werden zum Hof liegen. In den Seitenflügeln entstehen Maisonettwohnungen, aber auch einige kleine 2-Zimmerwohnungen mit Durchgangszimmern. Sehr viel kann vermutlich nicht original erhalten werden, bis auf zwei reich verzierte Kachelöfen. Auch der Originalstuck – fast in jedem Zimmer ein anderes Muster – wird der Deckensanierung zum Opfer fallen, denn die Fußböden müssen komplett neu betoniert werden. Von einem Muster sollen Abdrücke gemacht werden, so dass auf Wunsch Stuck angebracht werden kann. Neues Eichenparkett wird verlegt, auf dem Dach eine Solaranlage installiert. Um die Erdgeschosswohnungen verkaufen zu können, wird der Hof fast komplett für Privatgärtchen parzelliert. Es bleiben nur Wege und Abstellflächen übrig. Die Preise reichen je nach Lage der Wohnung von 2.100 bis 2.850 Euro/qm. Jeden Sonntag von 13 – 14 Uhr ist Besichtigungstermin.

Wir bedanken uns für die Abdruckgenehmigung der Architekturbilder bei Frau Becker, Ziegert-Immobilien.

Nachtrag:
Aus der Immobilien-Zeitung vom 9.8.12 zum Thema Umwandlung in Eigentumswohnungen und Gegenwehr, in dem es zum großen Teil um Ziegert geht.

Film zum Objekt bei Youtube.

Link zum Projektträger THAMM History. In dessen Zeitschrift vom März 2012 wird über das Sternenhaus, Stephanstraße 61 berichtet.

216 Kommentare auf "Luxussanierung jetzt auch im Stephankiez"

  1. 101
    snuk says:

    zu 88 und 91:

    Ein Buchladen, vor dem man im Sommer schön sitzen kann, wäre dieser hier: http://www.buchkantine.de/portrait

    Vielleicht könnte man bei moabitonline mal die positiven Seiten von Moabit vorstellen und sammeln.

  2. 102
    Rané says:

    Aber zurück zur Luxussanierung. Wie wäre es mit einem Hundeklo im Innenhof ? Schön mit Kunstbaum gestaltet, die Entsorgung erfolgt über die Kanalisation. Der Hauswart sorgt für die „Lekkerlies“, die über der Stelle hängen. Und dann singen alle „Hundeklo, Hundeklo, ja das macht die Hunde froh“!
    Dies ist ein satirischer Beitrag !

  3. 103
    K. S. says:

    Wir sollten das Hundekot-Thema vom Stefankiez-Artikel abkoppeln. Zudem ist es nicht mal ein spezifisch Moabiter Problem. Würde eine allgemeine Hundekot-Frustseite begrüßen. Wo jeder dann aktuelle Erlebnisse, Satire oder Lösungsansätze reinschreibt …

    In Island war mal, das hat mich schwer positiv beeindruckt, aber ich glaube, die aktuelle Situation ist nicht mehr so, private Hundehaltung ganz verboten, es gab nur noch Hirten- und Polizeiwauwies.

  4. 104
    Susanne Torka says:

    @snuk (101),
    wir stellen gerne positive Seiten von Moabit dar (auch wenn manche das nicht glauben wollen), damit Leser diese Seiten besser finden haben wir sie als Moabiter Gewerbebetriebe zusammengefasst, hier:
    https://moabitonline.de/6163
    Es gibt auch Moabiter Portraits:
    https://moabitonline.de/6273
    Wir freuen uns über Beiträge von Gastautoren und Gastautorinnen. Wenn Du über die Buchkantine schreiben möchtest, super! Wir schaffen das nicht alles alleine.

  5. 105
    snuk says:

    @Susanne
    Danke für die Orientierungshilfe. Das Schreiben eines Artikels fasse ich mal ins Auge. Mit dem Finden der „positiven Seiten“ hatte ich allerdings etwas Probleme. Ich war zwar schon auf der Rubrik „Orte“, aber die „Überschrift „Moabiter Gewerbebetriebe“ fand ich dann wohl zu spröde um dort zu schauen.

  6. 106
    Susanne Torka says:

    @81 kuk-030 und @83 melanchton,
    Ihr lebt seit 26 bzw. 45 Jahren in Moabit, meine Aufenthaltsdauer liegt etwa in der Mitte dazwischen. Auch ich wünsche mir positive Veränderungen, ich habe nichts gegen nette Cafés und Läden. Aber ich wünsche mir, dass die Veränderung mit und durch die Menschen in Moabit kommt und nicht dadurch, dass sich viele Familien das Leben in Moabit nicht mehr leisten können. Zwei Kitaleiter haben neulich bei einer Runde erzählt, dass immer mehr sogenannte „Besserverdienende“ hierher ziehen. Ich schaue mir an, zu welchen Mieten Wohnungen neu vermietet oder Eigentumswohnungen verkauft werden. Auch die Zwangsversteigerungen sind nicht uninteressant. Ich denke, es ist eine Tatsache, dass Moabit für Investoren interessant ist und zur Zeit viele Häuser die Besitzer wechseln. Das macht mir Angst. Nicht, weil ich etwas dagegen hätte, dass gut ausgebildete und gut verdienende Leute hier einziehen. Einige davon könnte die „soziale Mischung Moabits“ schon brauchen. Ich hoffe aber, dass es eine Mischung bleibt und sich die Bevölkerung nicht entmischt, was leider ein nicht nur berlinweites Phänomen ist, durch Sozialstrukturatlas und andere Daten immer wieder bestätigt. Ich möchte nicht in nur gewalttätiger und krimineller Umgebung leben (und so empfinde ich Moabit auch nicht), aber auch nicht im „Bionade-Biedermeier“ wie die Zeit das vorgeblich alternative Milieu Prenzlbergs bezeichnet hat (, obwohl die Bionade an dieser Stelle ja mittlerweile falsch ist, seit sie zum Oetker-Konzern gehört).
    Ich kann auch nicht so richtig nachvollziehen, was denn genau den Niedergang Moabits in den letzten 30 Jahren ausmachen soll. Dass viele kleine Geschäfte geschlossen haben? Das ist seit dem Aufkommen der ersten Supermärkte in den 60ern überall passiert. Klar Hertie war schon ein schlimmer Verlust. Dann beschreiben viele Ältere, dass in den 50er und 60er Jahren Nachbarn und Familien mehr zusammengehalten haben. Erzählen von Hoffesten, gegenseitigen Besuchen und abendlichen Gesprächen mit Jung und Alt. Das Leben hat sich aber ganz allgemein verändert, nicht nur in Moabit. Fernesehen, Arbeitshetze, zunehmende Individualisierung. Es gibt viele Gründe.
    Aber ansonsten kann ich feststellen, dass die Lebensbedingungen sich seit den 80ern zumindest auf materieller Ebene sehr stark verbessert haben: Wohnungssanierung, Spielplatzbau, Filteranlagen für das Kraftwerk … Die Armut ist dadurch nicht verschwunden, sie ist heute mehr versteckt.
    Zur Illustration haben wir einen alten Artikel „Moabiter Spaziergänge“ von Eberhard Seidel aus der ZITTY von 1988 nachgedruckt. Vielleicht gibt es ja doch Übereinstimmung, dass es aufwärts gegangen ist, wenn auch langsam.
    https://moabitonline.de/7007

  7. 107
    vilmoskörte says:

    Danke, Susanne, für dieses schöne Fundstück.

  8. 108
    Aro says:

    Dito. Interessanter Zitty-Artikel, der einen aufschlussreichen Blick 23 Jahre zurück wirft.

  9. 109
    melanchthon says:

    Nun gut, natürlich ist es langsam aufwärts gegangen im Bezirk. Wäre ja auch schlimm, wenn z.b. die Sterblichkeitsrate bei Säuglingen immer noch auf dem Stand, wie in den 80`ern, wäre.( Nur Schade, dass Zitty nicht auch gleich die Gründe dafür geliefert hat). Häuser wurden saniert und das olle Kraftwerk wurde sauberer. Du kannst nicht nachvollziehen, was den Niedergang Moabits ausmacht? Frage doch einfach die Menschen, welche weggezogen sind. Frage sie nach den Gründen dafür, warum sie bereit waren woanders mehr Miete zu zahlen und den Streß eines Umzuges auf sich nehmen obwohl sie ihr ganzes Leben hier gelebt und sich wohl gefühlt haben, bis…..-frage sie einfach.
    Das die Tante Emma Läden dicht gemacht haben war jedenfalls nicht der Grund.

  10. 110
    K. S. says:

    Zitat 1: „Nun gut, natürlich ist es langsam aufwärts gegangen im Bezirk.“

    Zitat 2: „Du kannst nicht nachvollziehen, was den Niedergang Moabits ausmacht?“

    Logisch: Wenn es langsam aufwärts gegangen ist, kann man den Niedergang nicht nachvollziehen.

    Übrigens: Für mich persönlich sind Tante-Emma-Läden echt ein Stück Lebensqualität.

  11. 111
    Redaktion says:

    @melanchthon

    Hallo „Melanchthon“,
    wir haben wegen eines von Dir eingestellten Kommentars, den wir _nicht_ freigeschaltet haben, versucht, dich unter der von Dir angegebenen Email-Adresse zu erreichen. Dabei hat sich herausgestellt, dass Du missbräuchlich die wahre Email-Adresse einer anderen Person benutzt. Wir fordern Dich auch im Namen der betroffenen Person, der diese Email Adresse gehört, auf, die Benutzung dieser Email-Adresse zu unterlassen!

  12. 112
    suse says:

    Interessantes Interview mit Christoph Twickel über Gentrifizierung:
    http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34009/1.html

  13. 113
    maobites says:

    @suse: Was ist daran interessant? Das Interview zeigt linkssektiererisches Flügelzucken gegen einen vermeintlichen Mainstream der Grünen bzw. ihrer Wähler („Bionade-Bougoisie“). Ich bin und wähle nicht grün und mag auch Bionade nicht. Aber ich erkenne eine klugscheißernde Engstirnigkeit, die Lebensstile zum Ausschlusskriterium für die Berechtigung zum Wohnendürfen macht. Milde ausgedrückt ist das Verlust der Bodenhaftung.

  14. 114
    suse says:

    @moabites,
    da komme ich nicht mehr mit. Sind für Dich Kritiker von Gentrifizierung durch die Bank Linkssektierer? Dann hast Du aber alle Mieterorganisationen und die Verbraucherschützer vergessen. Die Überschrift gefällt mir auch nicht: Lifestylepark für die Bionaden-Bourgoisie. Erstens ist es abgeschrieben und schon recht lange her, dass die Zeit oder war es die Süddeutsche in ihren Artikel über das Bionade-Biedermeier in Prenzlberg diesen Begriff kreiert hat. Zweitens ist gerade Bionade ein schönes Beispiel wie ein alternatives Produkt, das in der Öko-Nische gewachsen ist, vom Mainstream-Kapitalismus spricht dem Oetker-Konzern übernommen wurde. Seitdem kein Sponsoring mehr gegen Gentechnik, wie der WWF-Jugend schreibt:
    http://www.wwf-jugend.de/leben/bio-essen/ko-sponsoring-von-bionade-gestrichen;2155
    Ich habe Kapitalismus geschrieben, das soll unser Wirtschaftssystem beschreiben, manche nennen es (soziale) Marktwirtschaft.
    Ich sehe in den Antworten von Christoph Twickel weder klugscheißerische Engstirnigkeit noch verlorene Bodenhaftung. Er spricht adoh nicht Menschen mit bestimmten Lebensstilen das Recht in der Innenstadt wohnen zu dürfen ab, sondern warnt davor, dass Menschen, die sich hohe Mieten nicht leisten können an den Rand der Städte gedrängt werden.

  15. 115
    Rané says:

    Whow, es raschelt gewaltig im Stroh, würde allerdings unser System als „soziale Misswirtschaft“ bezeichnen. Frage mich auch, warum ist es hier so ruhig?

  16. 116
    snuk says:

    Auf der Seite mit demTwickel-Interview findet man einen Link zum Buch und dort u.a. diesen Text:
    „Wenn draußen nur noch das leise Raspeln von Rollkoffern auf dem Pflaster zu hören ist, wo sich früher die Nachbarn mit der Hupe rausgeklingelt haben; wenn das Bauschild vor dem Apartment-Rohbau das Viertel als »bunt und frech« anpreist; wenn die Suche nach einem WG-Zimmer zur Castingshow wird; wenn die Ballonseidenanzug-Träger an den Stadtrand ziehen; wenn der türkische Elektrohöker einem Flagshipstore weicht und selbst nachts um halb zwei noch Leute mit aufgeklapptem Macbook in der Bar sitzen: Dann ist es allerhöchste Zeit, sich Gedanken zum Thema Gentrifizierung zu machen.“

    Ich sag mal so:
    Wenn sich dafür die Anzahl der Spielhallen/Wettbüros halbiert, ich weniger Kampfhunden mit entsprechenden Herrchen und Frauchen begegne, kein Typ mehr mit 2 Bierflaschen in der Hand im Supermarkt lautstark eine zweite Kasse fordert, keine Ladenflächen leerstehen oder Wohnhäuser vor sich hinrotten, der Kleine Tiergarten so gestaltet, ist dass man sich gerne mal dort hinsetzt: dann würde ich mich hier wohler fühlen.

    Von Flagshipstores in der Turmstrasse sind wir jedenfalls noch meilenweit weg. Also brauchen wir über Gentrifizierung keine Gedanken zu machen, oder?

    Noch einen Bemerkung zum Twickel-Interview:
    Die Zentralheizung ist für Herrn Twickel heute OK. Als sie noch nicht Standard war, hätte er bestimmt argumentiert, dass sie die Gentrifizierung fördert, weil die Vermieter diese Modernisierung auf die Miete umlegen können. In 20-30 Jahren hätte er sicher nichts mehr gegen die Errungenschaften nach einer erfolgten energetischen Modernisierung, weil die dann eben Standard sind, wie heute die Zentralheizung.

  17. 117
    vilmoskörte says:

    @snuk: Zumindest was die Aufwertung des Kleinen Tiergartens angeht, ist einiges im Gange. Wenn du dich darüber informieren willst, dann komme am 12. Februar um 10 Uhr in den Gemeindesaal der Kirchengemeinde Moabit West in der Ottostraße 16. Dort findet eine Planungswerkstatt zum Kleinen Tiergarten/Ottopark statt (die Einladung dazu als PDF gibt’s z.B. hier: http://stadtteilvertretung-turmstrasse.de/system/files/11-02-12+Planugswerkstatt+KTO_0.pdf), viellieicht hast du sie ja auch in deinem Briefkasten gefunden, wurde gestern verteilt.

    Eine nächste Veranstaltung dazu ist am 14. Märt ab 18:00 Uhr in der Heilandskirche, im Anschluss daran findet die Neuwahl der Stadtteilvertretung statt, vielleicht möchtest du dich aktiv einbringen und mitarbeiten? Siehe auch: http://stadtteilvertretung-turmstrasse.de/termin/2011-03-14/neuwahl-stadtteilvertretung

  18. 118
    Susanne Torka says:

    Informationen zu Mieterhöhungen, Aufwertung, Veränderung in Berliner Kiezen, finden sich immer wieder im MieterMagazin des Berliner Mietervereins:
    http://www.berliner-mieterverein.de/magazin/hauptmm.htm?http://www.berliner-mieterverein.de/magazin/mmintro.htm
    Zum Klimaschutz, der hier angesprochen wurde und den Auswirkungen auf die Mieten, gibt das Oktoberheft von 2010 Auskunft, zur Privatisierung von Wohnungsbeständen die Septemberausgabe, im November gings ums Mietrecht usw.
    Leider kann man die Online-Ausgabe immer erst einen Monat später im Netz lesen, Mitglieder haben es da besser. In der neuesten Ausgabe 1+2/2011 ist übrigens ein Spezial: Gentrifizierung erschienen.
    Auch das MieterEcho der Berliner Mietergemeinschaft bringt fundierte Artikel:
    http://www.bmgev.de/mieterecho/archiv/2011.html

  19. 119
    snuk says:

    Ich kenne die Pläne zur Aufwertung des kleinen Tiergartens. Die Einladung war nicht in unserem Briefkasten. Macht aber nichts. Meine Meinung dazu: einfach die Planer machen lassen. Wenn hier 5 Leute 10 unvereinbare Meinungen (wie etwa Hundeverbot oder Hundeauslaufzone) in einem Planungsworkshop einbringen wird das Ergebnis auch nicht besser.

    Was die Stadteteilvertretung angeht: „Unter wieder mal neu: Die Homepage“ steht: Hauptproblem der Seite sind aber die Inhalte. Hier müssen die Arbeitsgruppen nacharbeiten!
    Und an anderer Stelle steht: Leider hat sich bisher nur eine einzige Person die Mühe gemacht, die Protokolle oder weitere Informationen hochzuladen. Wenn mehr Menschen mitarbeiten, wäre auch mehr zu finden.

    Ich finde es übrigens vorbildlich wie sich Vilmoskörte dort beteiligt. Als Gentrifizierungsfreund stände ich mit meinem kleinbürgerlichen Spiesser-Latte in der Hand dort auf verlorenem Posten. Den Frust muss ich nicht auch noch haben. Im Zweifel stimmen wir mit den Füßen ab und ziehen in einen bereits gentrifizierten Stadtteil. So meine Tochter plärrt. Die muss ich jetzt dazu bringen, dass sie süss einschlummert.

    Damit soll es für mich an dieser Stelle auch genug sein. Die „Gentrifizierung“ kommt mir schon aus den Ohren.

  20. 120
    Otti says:

    Du bist nicht allein snuk.
    Auch ich warte seit 20 jahren, dass ich neue Nachbarn bekomme. Die Leute hier koennen noch nicht einmal bis zum eigenen Tellerrand blicken, geschweige denn darueber hinaus.

  21. 121
    müsli says:

    zustimm (snuk & otti)! wo ist moabit gelanded?auch ich verzichte auf ein mitwirken bei +die Planungswerkstatt Kleiner Tiergarten+ bin nicht gewillt da die überstarke wut der gentrifizierungsgegner einzufangen. in bälde werden sich so auch noch die letzten arbeitenden moabitbewohnerschaften von moabit verabschieden.
    hatte mir anfang 90er in moabit eine eigentumswohnung gekauft, doch wird hier die welt angehalten. meine etw erzielt kaum dreißig prozent des kaufpreis. moabit?nein danke sprechen die interessenten, die im net erfahren das zuziehende nicht erwünschte fremdlinge sind

  22. 122
    prolet says:

    Ich frage mich langsam, was dieser „Stellungskrieg a la Verdun“ hier eigentlich soll. Ich gehöre zu der arbeitenden Bevölkerung (so, wie alle in meinem Haus) und kenne sowohl die „Neureichen“ als auch diejenigen, die „nicht mal bis zum eigenen Tellerrand“ blicken können. Moabit war nie homogen, die Straße Alt-Moabit bildete immer eine Grenze zwischen dem proletarischen Nordwesten und dem bürgerlichen Süden, wo ja das Hansaviertel auch nicht weit ist.
    Fragt eigentlich einmal jemand, wer denn die Wohnungen an die Leute vermietet, egal, ob arm oder reich? Fragt einmal jemand, wer die Gewerberäume an die Spielhöllen vermietet? Dem Bezirk bzw. dem Senat sind hier die Hände gebunden, denn jede Einmischung in das wirtschaftliche Handeln der Eigentümer wird doch mindestens von der blau-gelben Partei als staatlicher Dirigismus dargestellt. Schon seit Jahren gibt es folgenden Spruch: „Fünfzig Prozent aller Hausbesitzer sind grundsolide und verantwortungsvolle Menschen. Leider gehören ihnen nur fünf Prozent aller Häuser.“ Solange die soliden und interessierten Hausbesitzer sich ihre neuen Mieter vorher ansehen und auf eine gute Mischung im Haus wertlegen, solange gibt es dann auch in der Regel unauffällige Häuser bis hin zu gut funktionierenden Hausgemeinschaften. Wenn es dem Vermieter aber egal ist (und das dann aber gleich straßenweise!), wer da wohnt, Hauptsache, die Miete kommt pünktlich (vom Amt) oder in großer Höhe (Spielhöllen, Shisha-Läden), werden sich genau die Zustände ergeben, die zum Beispiel im Moabiter Westen – völlig zu Recht – angeprangert werden. Oder wenn der Bezirk sein manchmal noch vorhandenes Belegungsrecht ausnützt, um in einem Haus alle Problemfälle unterzubringen, so wie dies in der Lehrter Straße geschehen sein soll. Der Bezirk kann dies lediglich einzugrenzen versuchen, allerdings nur in dem schmalen Rahmen, den das BauGB läßt. Von daher halte ich diese Pro-/Anti-Gentrifizierungsdiskussion für unnütz. Spaltung hat noch Niemandem genutzt, im Gegenteil: „Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte!“ Wir können unseren Stadtteil nur gemeinsam als einem lebens- und liebenswerten Ort erhalten. Dazu muß man aufeinander zugehen anstatt sich im eigenen Graben zu verschanzen.

  23. 123
    vilmoskörte says:

    Ich finde es nur seltsam, wie man einerseits verkünden kann, dass sich hier in Moabit vieles oder gar alles verändern muss, aber andererseits nicht bereit ist, auch nur ein kleines Scherflein dazu beizutragen. Und was mir gar nicht gefällt, sind die Miesmacher (auf „beiden Seiten“), die alles immer nur schlechtreden.

  24. 124
    müsli says:

    123″Ich finde es nur seltsam, wie man einerseits verkünden kann, dass sich hier in Moabit vieles oder gar alles verändern muss, aber andererseits nicht bereit ist, auch nur ein kleines Scherflein dazu beizutragen.“
    wieso diese annahme? du kannst nicht wissen, was die beiträge dieser menschen sind.

    122″Wir können unseren Stadtteil nur gemeinsam als einem lebens- und liebenswerten Ort erhalten“
    dies ist nicht von allen seiten gewünscht, gerne würde ich meine meinung und hilfe zu umgestaltung kleiner tiergarten hinzu fügen. meine angst wieder gestutzt zu werden ist zu gross.

  25. 125
    prolet says:

    Zu 124
    Diese Angst verstehe ich nicht, denn bei solchen Planungsworkshops sind doch die Bildungsbürger so gut wie immer unter sich, die prekär Lebenden, die Migranten u.s.w. lassen sich schwer dazu mobilisieren, da sie – und das kann ich gut verstehen – wirklich andere Probleme haben als das Aussehen eines Parkes und auch das Fachchinesich oft nicht verstehen …). Wo soll da die Front der „Gentrifizierungsgeger“ herkommen, wenn nicht aus den eigenen Reihen?

  26. 126
    WgM says:

    Auf der Diskussionsseite bei „Wem gehört Moabit?“ wird über den Verkauf von 153 Wohnungen mit ca. 9.000 qm Mietfläche in Moabit berichtet. Der Kaufpreis war 7,7 Mio. Euro. Nicht schlecht was? Weiß da jemand mehr?
    http://wem-gehoert-moabit.de/2011/02-153-wohnungen-an-zbi-verkauft/

  27. 127
    Moabiter says:

    In der „Berliner Abendschau“ gab es am 21.2. Februar einen Beitrag „Schöner Wohnen in Moabit“, der im Rahmen einer Serie über neue Berliner „Aufsteiger-Kieze“ das nördliche Moabit um den U-Bf Birkenstraße betrachtet und als hippes „In-Gebiet“ darstellt.

  28. 128
    FLANEUR IN MOABIT says:

    Vielleicht mal wieder eine Chance verpasst: vor einigen Jahren lag der Berliner Wohnungsmarkt mit der Miethöhe noch im Keller. Die Immobilienpreise waren es auch. Das waere DIE Gelegenheit gewesen, durch Genossenschaftsgruendungen Gentrifizierungstendenzen vorzubeugen. Aber nach meiner Erinnerung wollte das damals eigentlich niemand. Statt dessen gab es (u.a.) teuer subventionierte Kiezrettungsaktionen zur Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls, stets im Bewußtsein, dadurch den Kiez vor dem „Absturz“ zu retten. Das war auch die Zeit von „Realismus“.

    Es tut mir leid daran zu denken, aber ich kenne eine ganze Reihe von Kiezbewohnern, die eingestandenerweise damals lieber spekulierten. Die Spekulation bestand darin, daß die klassischen Spekulanten (=Investoren) sich staendig verspekulieren. Aber ein Naturgesetz scheint das nicht zu sein ……

    Jetzt kommt anscheinend eine Entwicklung in Gang, die durch soziale Verdrängung und Einkommensumverteilung gekennzeichnet ist. Es wäre schön, wenn dagegen etwas zu machen wäre. Ansonsten eine Gelegenheit zur Selbstreflektion. Und Gelegenheit mal über Politik nachzudenken. Die Politik hat meines Erachtens durchaus die Möglichkeit, Entwicklungen an der Basis zu katalysieren – statt dessen hatten (und haben wir ) Junge-Reyer & Co.

  29. 129
    suse says:

    Wie recht Du hast FLANEUR! Das Thema Genossenschaften muss unbedingt auf die Tagesordnung, hoffentlich ist der Zug nicht schon verpasst!

  30. 130
    Redaktion says:

    Eine interessante Veranstaltung findet nächsten Mittwoch in der Urania statt. In der Reihe Stadtgespräche – Berlin im Wandel, sprechen Ricarda Pätzold (Institut für Stadt- und Regionalplanung, TU Berlin), Dr. Franz Schulz (Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg) und Reiner Wild (Geschäftsführer des Berliner Mietervereins e.V.) unter der Moderation von Gerd Nowakowski (Ressortleiter Berlin/Brandenburg, Der Tagesspiegel) über das Thema: „Leben in der Innenstadt – ein Luxus für Auserwählte?“. Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Architektenkammer Berlin und dem Tagesspiegel statt.
    http://www.urania.de/programm/2011/f233/
    Wir haben sie in den Veranstaltungskalender aufgenommen, schließlich ist das nicht nur für Kreuzberg sondern die gesamte Innenstadt ein Thema und so weit liegt die Urania auch nicht von Moabit entfernt. 😉

  31. 131
    Didi says:

    Ich sehe auch eine Bedrohung in Gentrifizierung. ABer andererseits find ich es auch schlimm wenn Kieze sterben. Wenn ich hier durch Moabit laufe und die dutzenden leerstehenden Ladenflächen und Kneipen sehe, dann finde ich, sollte man gewissen Veränderungen auch positiv gegenüberstehen.

    Wenn also einige Wonungen saniert, Bausubstanz gerettet und das Stadtbild etwas aufpoliert wird und dann auch etwas mehr Kaufkraft in den Kiez kommt, kann das für alle Bewohner von Vorteil sein.

    Immer nur mit der Angst vor Veränderung zu polemisieren, hilft wirklich niemandem weiter.

    Ich freue mich, wenn der Kiez schöner wird und eine durchmischte Sozialstruktur bekommt.

  32. 132
    Eigentümer says:

    Vor mehr als 10 jahren habe ich ein MFH mit 27 Whg. im Kiez gekauft. das Gebäude war so runter, dass es ein Frage weniger Jahre war, bis es einen Zustand wie die Stephanstr. 61 erreicht hätte. In diesen vielen Jahren habe ich umgerechnet 250.000 € für Instandhaltung und Sanierung investiert( plus ca. 40.000 € Mietausfall und Anwalts- und Gerichtskosten). Jedoch beschweren sich die Mieter immer noch, obwohl die durchschnittliche Miete bei 4,80 € liegt und damit sehr niedrig ist. Wenn wir Zustände wie in der früheren DDR haben wollen, dann verfallen eben die Häuser. Nur hier greift dann das Bauamt ein und der Vermieter/Eigentümer ist wieder der Idiot. Das Tragische dabei ist, dass die Mieter mit fremden Eigentum teilweise zerstörerisch umgehen, sich dann über den Zustand beschweren und hinterher nicht oder gemindert die Miete entrichten. Seit gut 3 Jahren erhalte ich fast monatlich Kaufangebote über Makler und ich überlege, warum ich mir das alles mit Mietern und dem Ärger antue, denn letztendlich entscheidet jeder einzelne aufgrund seiner eigenen Interessenslage. Die beste Art Verantwortung zu übernehmen und ein Mitspracherecht zu bekommen ist es sich eine Eigentumswohnung zuzulegen. Es muss ja nicht gleich eine im “ Sternenhaus“ Stephanstr. 61 sein. Es gibt noch preiswertere.
    Moabit ist einfach zu schön und zu traditionell um es verkommen zu lassen, deshalb begrüße ich das Sanierungskonzept.

  33. 133
    vilmoskörte says:

    290.000 € bei 27 Wohnungen in 10 Jahren macht rund 90 € pro Monat und Wohnung. Nicht wenig, aber das sollte die Miete doch auch bei 4,80 kalt / qm einspielen. Das Problem ist ja leider, dass etliche Hauseigentümer hier 40 oder mehr Jahre rein gar nichts, auch nicht in die Instandhaltung, investiert, aber immer Miete eingestrichen haben. Da wird der Nachholbedarf dann super teuer.

  34. 134
    RKRMO says:

    Grundsätzlich sollte doch mal festgehgalten werden, dass der Stephanskiez langsam aber sicher in den letzten Jahren heruntergekommen ist und wenig, ich würde sogar sagen, fast gar nichts getan wurde, um diesen zu verbessern. Ich bin 1999 hierher gekommen, zum damaligen Zeitpunkt gab es verschiendene Restaruants und diverse Geschaäfte in der Rathenower Str. und heute? – Damals musste man beim Griechen in der Stephanstr. reservieren um einen Platz zu bekommen und heute?. Kann doch nur daran liegen, dass die Bewohner kein Geld haben. Sollen wir doch froh sein, wenn auch wieder kapitalkräftigere Mitmenschen hier einziehen werden und so evtl. das Umfeld verbessern können.

  35. 135
    Taylan says:

    @RKRMO: Wäre es nicht besser und einfacher, lieber den vorhandenen Einwohnern anständige Arbeit zu geben durch Wirtschaftsförderung und Weiterqualifizierung, anstatt sie aus dem Kiez wegen zu hoher Mieten zu jagen????

  36. 136
    skawi says:

    135.
    Ich glaube nicht, dass es einfacher wäre, einen Menschen so weit zu qualifizieren, dass er sich eine Wohnung in der Stephanstr. 61, nach der Sanierung, leisten kann.
    Andererseits wird durch die Sanierung dieses Gebäudes ja wohl niemand aus dem Kiez gejagt…

  37. 137
    taylan says:

    @skawi:Ich habe von anziehenden Mieten geschrieben, nicht von der Stephanstraße 61. Ob es zu einer Verdrängung kommt.,das weiß niemand. Wenn ich jetzt ja oder nein sage, dann wäre das gelogen. Aber warum überhaupt solch ein Risiko eingehen?

  38. 138
    Susanne Torka says:

    Die Mieten steigen gerade auch in Wedding und Moabit.
    Im Bezug auf die Neuvertragsmieten hier ein aktueller Bericht (von gestern) der Berliner Mietergemeinschaft:
    http://www.bmgev.de/mieterecho/mieterecho-online/mietenexplosion-neuvertragsmieten.html

  39. 139
    H. E. says:

    Und der nächste Hammer kommt mit der von der Politik gewollten Möglichkeit, die Kosten für energetische Modernisierung auf die Mieten umzulegen.

    Die Vertreibung von Mietern aus der Innenstadt in die bereits modernisierten und trotzdem noch billigeren Plattenbauten ist jetzt schon im Gange. Und der nächste Schritt wird dann die Vertreibung in zukünftige Slums im Gürtel von Berlin sein.

    In meinen Augen ist die Stadtentwicklungspolitik aller Berliner Parteien und insbesondere der regierenden SPD auch auf diesem Gebiet ein Versagen allererster Ordnung.

  40. 140
    Susanne Torka says:

    DGB und Diakonie unterstützen die große Mieterdemo am 3. Septermber! Gibt es Leute, die zur Mieterdemo auch ein Zug aus Moabit organisieren wollen?
    http://www.jungewelt.de/2011/07-14/003.php
    http://www.bmgev.de/politik/wohnungsmarkt/wohnungssuche-wohnungsnot-berlin.html

    Überhaupt die Aktion des virtuellen Affen Mike in Berlin, schauts’s Euch mal an:
    http://www.diakonie-portal.de/mike-inberlin/

  41. 141
    mieterin says:

    Mal eine Info zu Ziegert Immobilien und ihre Entmietungspraxis aus dem MieterEcho online:
    http://www.bmgev.de/mieterecho/mieterecho-online/taekker-ziegert-graefekiez
    Betrifft zwar nicht Moabit, sondern den Graefekiez, dennoch gut zu wissen, wie das so abläuft!

  42. 142
    R@lf says:

    Egal wie mensch zu der Sache steht, eines ist klar: die Wohnungswirtschaft will die Mieten in Berlin nach dem Muster London-Paris-München hochknallen bis zum Gehtnichtmehr. In einigen Kiezen hat dies schon zu einem Bewohner_innenaustausch von 80-90% der angestammten Bevölkerung geführt. Das kann nicht anders als „Vertreibung“ klassifiziert werden. Wir setzen dagegen das „Recht auf Stadt“, das „Recht auf Heimat“. Das „Recht der dickeren Brieftasche“ ist nichts anderes als strukturelle GEWALT. Laßt uns dagegen am 3.9.2011 alle gemeinsam auf die Straße gehen! Für lebenswerte, bunte, freundliche und durchmischte Kieze – gegen Geld-Ghettos:
    http://mietenstopp.blogsport.de/demo/

  43. 143
    Kiezbewohner says:

    Ja, die Demo am 3.9.! Nix wie hin!
    Wollen die Moabiter nicht sogar gemeinsam dort hinfahren und sich deshalb schon 1 Stunde vorher am U-Bahnhof Turmstraße treffen?
    Hier steht was dazu:
    http://wem-gehoert-moabit.de/2011/08-unterstutzt-die-demo-jetzt-reichts-gegen-mieterhohung/

    Aber ich möchte auch auf ein Interview mit Martin Breger aus dem Kreuzberger Graefekiez hinweisen. Ganz so krass ist es hier in Moabit zwar noch nicht mit Nettokaltmieten bei kleinen Wohnungen von 10 Euro. Die haben tatsächlich im ganzen Jahr nur 17 Wohnungen gefunden, die für Hartz IV-Empfänger (Single) möglich wären:
    http://www.neues-deutschland.de/artikel/203862.17-quartiere-fuer-hartz-iv-empfaenger.html

  44. 144
    Mieter aus Moabit says:

    Eine Tagung über den Berliner Wohnungsmarkt-Boom am 17.8., auf der u.a. Renate Künast und der Präsident des Deutschen Mieterbundes Rips sprechen, Kosten: 880 Euro + Märchensteuer:
    http://www.zitelmann.com/pages/de/informationsportal/veranstaltungs-tipps/17.08.2011.php

    Interessant allerdings, dass in der Einladung die Frage gestellt wird, wie es weitergeht und ob der Markt nicht bereits Anzeichen von Überhitzung zeigt.

    Also da werden wir wohl bestimmt nicht hingehen!

    Aber vielleicht ins Theater. Das GRIPS verspricht viel Spaß mit dem neuen Stück „Schöner Wohnen“. Ein Haus in Moabit saniert werden. Erst freut man sich, doch dann soll es immer teuer werden und die Mieter müssen sich entscheiden:
    http://wem-gehoert-moabit.de/2011/08-schoner-wohnen/

  45. 145
    Moabiter says:

    Das Thema „steigende Mieten“ gehört in eine eigene Rubrik. Als Kommentar zur Stephanstr. 61 macht das Thema keinen Sinn. Wie jeder weiß, war das Haus heruntergewirtschaftet und teilweise unbewohnbar. Nach der Sanierung wird mehr Wohnraum zur Verfügung stehen als vorher. Und wenn man das Thema ernsthaft diskutieren will, reicht es nicht, sich zu empören. Dann muss man auch Vorschläge machen, wie es zu mehr öffentlichen und privaten Investitionen kommen kann. Die Redaktion sollte dafür ein eigenes Forum einrichten.

  46. 146
    Mieter aus Moabit says:

    Ja, stimmt, aber einen allgemeinen Artikel habe ich nicht gefunden!

  47. 147
    Zittyleser says:

    auch offtopic, wenn man nur an die Stephanstraße 61 denkt, aber der Titel heißt ja Luxussanierung im Stephankiez, also passt’s doch:
    eine Kurzfassung der neuen Zitty zu Gentrifizierung in Berlin
    http://www.zitty.de/gentrifizierung.html

  48. 148
    Alt-81er says:

    Euer Schwesterblog aus Charlottenburg „Der Kiezer Weblog vom Klausenerplatz“ hat einen interessanten TV Tiipp zur Hausbesetzerbewegung mit Filmen zum Ansehen eingestellt:
    http://blog.klausenerplatz-kiez.de/archive/2011/09/28/tvtipp_hausbesetzerbewegung

  49. 149
    taylan says:

    Über den Sinn oder Unsinn von Luxussanierungen bzw. der hochwetigen Entwicklung von (potenziellem) Wohnraum ist nun hier auf moabitonline viel geschrieben worden.

    Ich möchte hier zwei DInge einwerfen.

    1. Zum Haus Werftstraße 2: Das Haus ist nun fertigsaniert worden. Es gibt glaube ich auch nur noch eine freie Wohnung zu kaufen. Der Rest ist aber schon verkauft und größtenteils auch schon bezogen worden. Der Bedarf war also irgendwo vorhanden.

    Die Nachnamen des neuen Klingelschildes geben viel Aufschluss darüber, wer dort wohnt. Ich hatte leicht ein Dejavu. Jede/r möge sich bitte hiervon selbst ein Bild machen, bevor hier wieder der Klassenkampf 2.0 startet.

    2. Das Haus Calvin / Ecke Melanchthonstraße (der Neubau an der Ecke) wurde ja auch von der selben Firma gebaut wie bei 1. Kann es sein, dass es an diesem Bau einen Pfusch gibt? Die Fassade sieht uneben aus und das Gebäude schält sich an gewissen Ecken.

    3. Nun das Wichtige: Ziegert Immobilien hat ein neues Objekt in Moabit!
    http://www.emdener-dächer.de

    In der Emdener Straße 57 suchen die jetzt ne Baugruppe, die sich selbst ihr Dach ausbaut für 3 Mietparteien. Hierdurch wird das Thema Baugruppe in einem ganz neuen Licht für mich beleuchtet. Von der spekulationsfreien, selbstverwalteten Art zu leben (aber halt nur, wenn man das Geld hat) zu einem Kunden von Ziegert Immobilien.

  50. 150
    Susanne Torka says:

    Die Emdener, ist ja krass!
    Laut Webseite von Ziegert heute sind in der Werstraße 2 noch 2 Wohnungen zu haben, beide mehr als 200 qm riesig.
    Und in der Stephanstraße 61 gibts noch 9.
    Aber die Melanchthon / Ecke Calvinstraße hat jemand anderes gebaut:
    https://moabitonline.de/7241

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