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Parolen im Geschichtspark

In der Nacht vom 23. auf den 24. Oktober wurden die historische Gefängnismauer und das Betonelement  für Hofgang im Geschichtspark ehemaliges Zellengefängnis Moabit gegenüber des Hauptbahnhofs mit Parolen besprüht.

Sie sollen aufmerksam machen auf die Situation zweier „politischer“ Gefangener in Berlin: Andrea N. und Christian S. So sinnvoll Solidarität mit Gefangenen ist, so sinnlos sind – meiner Meinung nach – die Parolen an dieser Stelle.

Warum wurde diese Gedenkstätte besprüht? Mit Parolen an anderen Stelle könnte doch viel mehr Öffentlichkeit hergestellt werden? Und Öffentlichkeit für ein Gerichtsverfahren, bei dem ganz normale Polizeibeamte anonym bleiben, maskiert sind und mit Codenummern angesprochen werden, ist schon dringend notwendig. Dadurch wird Verteidigung erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht.. Prozessbeobachtung sollte nicht nur den einschlägig Interessierten wichtig sein.

Ich habe in den letzten Tagen schon die verschiedensten Meinungen gehört, von „Parolen sind thematisch o.k.“ bis „sie stören, sich mit dem geschichtlichen Ort auseinanderzusetzen“ und bin gespannt auf die Diskussion.

4 Kommentare auf "Parolen im Geschichtspark"

  1. 1
    Bob says:

    Mir kommen wirklich die Tränen, wie sehr „die Andrea“ auf der dortigen Website bemitleidet wird. Allen Informationen nach gehört sie zu einer Gruppe von Autonomen, die mit ihrer Tat (das Beschmieren einer Gedenkstätte) deutlich macht, dass ihnen selbst solche historisch bedeutsamen Bauwerke egal sind, wenn man nur seine Propaganda anbringen kann. Die einen beschmieren die Mauern jüdischer Friedhöfe, die anderen Mauern eines Knastes, in dem Naziopfer saßen. Stattdessen behaupten sie, dass „die Andrea“ eine politische Gefangene wäre, die im Knast „bloß eine ungenießbare warme Mahlzeit“ pro Tag bekommen hat und deshalb „stark unterernährt“ ist. Ganz schlimm auch die Verhältnisse beim Prozess. Besucher mussten sich kontrollieren lassen, was bei anderen Prozessen angeblich nicht passiert.
    Wenn man die Unterstützer-Websites liest hat man den Eindruck, wir würden in einem Polizeistaat leben. Wie passt es dazu, dass der Richter trotz massiver Störungen im Gerichtssaal die Angeklagte freisprach?
    Ich finde diese scheinheilige Aufregung nach dem Motto „böser Staat – gute Antifa“ zum Kotzen. Die autonome Antifa zeigt seit vielen Jahren, welches Geistes Kind sie ist. Ihre Gegnerschaft zum Rechtsradikalismus ist unverständlich, da es zahlreiche Parallelen gibt (z.B. Intoleranz gegenüber Andersdenkenden, Gewalt als selbstverständliches Mittel, Antisemitismus). Der Farbanschlag auf die Gedenkstätte, in der wirkliche Antifaschisten saßen, beweist wieder den Charakter dieser Menschen, die offenbar keinerlei Respekt haben, auch nicht vor dem Leiden der einstigen Insassen. Sie sollten in der Öffentlichkeit genauso geächtet werden, wie die Neonazis.

  2. 2
    thom says:

    Dem möchte ich mich im Grundsatz anschließen. Ich kann nicht im Einzelnen nachvollziehen, was gegen diese „Andrea“ vorliegt. Es ist offensichtlich noch mehr als diese Bagatelle, wegen deren sie diesmal vor Gericht stand, es stehen noch andere Prozesse an. Wie dem auch sei. Wenn sie wirklich dem Umfeld angehört und dessen Meinung teilt, aus dem die Unterstützerseiten sind, hält sich mein Mitgefühl in Grenzen. Wie gesagt, ich weiß es nicht, es gibt keine objektiven Informationen. Es war eine Bagatelle und sie wurde freigesprochen. Na so ein „Scheißstaat“! Diese Typen hinter den Webseiten der Unterstützer kenn ich zur genüge. Ich war schon vor weit mehr als 20 Jahren immer wieder auf Antifa-Demos. Mich hat es immer mehr genervt, dass zunehmend linkradikale Randalierer das als Forum genutzt haben, für wirkliche demokratische Antifaschisten bleibt bei den meisten Demos leider kein Platz mehr, man wird nur als Weichei beschimpft, wenn man diese Republik als Demokrat verteidigt. Ich empfinde es als Unverschämtheit, diese Radikalinskis als Antifaschisten zu bezeichnen, wie sie es selber tun. Man muss Nazis auch als Nazis bezeichnen und nicht etwas als Antikommunisten. Das wäre ja absurd. Das muss auch für gewaltbereite Linksradikale gelten.

    Was machen wir hier im Forum, wenn mal das Mahnmahl in der Levetzowstraße beschmiert ist? Fragen wir dann auch mal ganz nett in die Runde, ob das so in Ordnung ist? Vielleicht wollten die ja Solidarität mit einem inhaftierten Kameraden bekunden (?) Bei jedem noch so belanglosen Bauprojekt im Kiez wird hier eindeutig Stellung bezogen, okay. Bei der Schmierei am Zellengefängnis wird aber neutral mit teils positivem Unterton berichtet. Wo sind wir den? Gerade im Augenblick muss man sich an die Tage vor etwas 70 Jahren erinnern als Links- und Rechtsradikale in Gegnerschaft vereint eine krisengeschüttelte Republik zerstörten. Schützt die Republik, gerade jetzt, auch vor ihren eigenen Fehlern, aber vor allem gegen ihre link- und rechtsradikalen Feinde.

  3. 3
    Jana says:

    Ich kann die Kritik gut verstehen und sehe das ähnlich. Der Ort für die Sprühereien war tatsächlich nicht besonders gut gewählt. Das wird übrigens auch von einigen Antifas kritisiert. Schaut Euch einfach mal die Kommentare bei dem Bericht auf Indymedia an: http://de.indymedia.org/2008/10/230329.shtml

    Bob´s und thom´s Kommentare kann ich allerdings nur schwer nachvollziehen. Nach allem was zu lesen war, ist Andreas Haftsituation tatsächlich unerträglich und eines Sozial- und Rechtsstaats nicht würdig. Um „böser Staat – gute Antifa“ geht es hierbei nicht.

  4. 4
    Aro says:

    Natürlich geht es darum. Auf der Website wird eine Haftsituation behauptet, als wenn sie in Guantanamo sitzen würde. Das ist lächerlich. Sicher ist Knast immer unerträglich, jedenfalls für die Einsitzenden, das kenne ich aus eigener Erfahrung. Trotzdem kennt man das von der Autonomen Antifa seit 20 Jahren: Wenn jemand im Knast sitzt, sind seine Haftbedingungen angeblich immer die schlimmsten. Mittlerweile glaubt das ja niemand mehr. Und ich glaube auch kaum, dass man nur einen einzigen Menschen für dieses Thema interessiert, indem man großflächig fremde Mauern beschmiert. Das gilt nicht nur für Gedenkstättenwände, bei denen ich das besonders ätzend finde. Auf der von Dir angegebenen Seite fragt ja auch jemand, ob es wohl auch ok wäre, Mauern in Auschwitz zu besprühen.
    Die Aktion hier in Moabit ist eine Funktionalisierung der Gedenkstätte (und damit des Leids der einstigen Insassen) für mehr als zweifelhafte politische Positionen. Insofern kann ich die Aussagen von Ben und Thom nur unterstützen.

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